1358 - Der Vampirpakt
seinem Büro?«
Glenda stellte das Tablett ab. »Das war er. Aber jetzt ist er in einer Besprechung.« Sie richtete sich auf und schüttelte den Kopf. »Ich weiß manchmal nicht, ob er noch hier zur Abteilung gehört. Seit den furchtbaren Attentaten in Madrid jagt eine Konferenz die andere. Die Furcht vor Anschlägen hier im Land sitzt verdammt tief.«
Da hatte Glenda etwas Wahres gesagt. Man spürte es auch. Öffentliche Einrichtungen wurden stärker bewacht, und es war auch mehr Polizeipräsenz auf den Straßen. Die Welt war leider zu einem Pulverfass geworden, und so manch einer dachte an die Prophezeiungen eines Nostradamus, der diese Krise angeblich vorausgesagt hatte. Wir wurden mit diesen Fällen nicht konfrontiert und mussten uns um die andere Bedrohung kümmern, die man als dämonisch und kryptisch bezeichnen konnte.
Glenda blieb im Büro. Sie wollte wissen, was uns in der vergangenen Nacht widerfahren war. Stichwortartig bekam sie von uns einen Bericht, und ihre Augen weiteten sich dabei immer mehr.
Schließlich setzte sie sich auf einen Stuhl. »Mein Gott, das ist furchtbar. Dann war eure ganze Arbeit umsonst. Es hat sich nicht viel geändert. Es hat sich nur das Gesamtbild etwas verschoben.«
»Du sagst es, Glenda.«
»Und was kann man tun?«
Ich tat das, was ich nicht gern auf eine Frage tat, und zuckte mit den Schultern. »Das wissen wir nicht. Es ist uns nicht möglich, den Punkt zu nennen, an dem wir eingreifen können. Die drei Blutsauger haben sich zurückgezogen, und sie werden an einem uns unbekannten Ort schon ihre Pläne in die Tat umsetzen.«
»Dann sind van Akkeren und die Cavallo wieder zusammen. Wie damals bei der Suche nach den Gebeinen der Maria Magdalena.«
»Du sagst es.«
Glendas Gesicht bekam einen nachdenklichen Ausdruck. »Kann man denn ausschließen, dass sie einen erneuten Versuch unternehmen werden? Schließlich wollte van Akkeren Großmeister der Templer werden.«
»Ausschließen kann man es nicht«, erwiderte ich. »Aber es ist auch möglich, dass die nächsten Pläne auf einer ganz anderen Schiene laufen. Das sollten wir nicht aus den Augen verlieren.«
Glendas Lippen verzogen sich bei der nächsten Bemerkung. »Aber die kennt ihr nicht.«
»So ist es.«
Glenda schaute auf ihre mit Naturlack bestrichenen Fingernägel.
»Die Cavallo ist also auch dabei«, sagte sie mehr zu sich selbst.
»Habt ihr schon mit Jane Collins gesprochen?«
»Nein, aber das werden wir gleich machen.«
»Würde ich auch.«
Den Anruf war ich Jane einfach schuldig. Schließlich hatte auch sie mich in der vergangenen Nacht erreicht.
Suko und Glenda hörten über Lautsprecher mit, als Janes Stimme an mein Ohr drang.
»Guten Morgen. Ich hoffe, du hast gut geschlafen.«
»Nein, John. Du denn?«
»Zu wenig.«
»Kann ich davon ausgehen, dass du wieder in London bist?«
»Ja, ich sitze im Büro.«
»Und bist mit dir und der Welt unzufrieden. Nicht wahr?«
»He!«, rief ich. »Woher weißt du das?«
»Ich höre es an deiner Stimme.«
»Da kannst du sogar Recht haben. Ich will dir auch noch sagen, wen wir in der vergangenen Nacht getroffen haben.«
Jane lachte leise, bevor sie sagte: »Justine Cavallo.«
»He, woher weißt du das?«
Schon leicht mitleidig sprach sie mich an. »Das war ja wohl nicht schwer zu erraten.«
»Klar, sie war dabei.«
Janes Stimmlage klang etwas höher. »Ja, ich habe es mir schon gedacht. Auch wenn sie sich bei mir einquartiert hat und wir uns nicht unbedingt oft sehen, so ist mir ihr Verhalten doch aufgefallen. Sie kam mir recht nervös vor.«
»Dann hat sie Bescheid gewusst.«
»Ja.«
»Aber du nicht, Jane.«
»So ist es.«
Ich wechselte den Hörer in die andere Hand. »Hast du nicht nachgefragt? Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen.«
»Das habe ich versucht. Aber ihre Antworten waren mir einfach zu kryptisch. Sie sprach davon, dass sich etwas verändern würde. Doch irgendwelche Details hat sie für sich behalten. Ich konnte sie ihr auch nicht aus der Nase ziehen. Sie sprach nur davon, dass sich etwas ändern würde, das habe ich dir schon gesagt. Und wie es scheint, ist das eingetroffen.«
»Kann man so sagen. Van Akkeren gehört jetzt zu den Blutsaugern. Er steht also in Augenhöhe mit der blonden Bestie, und ich gehe davon aus, dass sie wieder zusammenarbeiten werden. Die Not schweißt zusammen und macht erfinderisch.«
»Gegen den Schwarzen Tod also?«
»Ich sehe sonst keinen Gegner, Jane. Er hat ihnen die Vampirwelt genommen,
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