1359 - Das Versprechen des Schwarzen Tods
Wärmestoß rann über meine Haut hinweg.
Dabei war ich eigentlich davon ausgegangen, dass in dieser Figur der Geist des echten Baphomet steckte, so wie er in früheren Zeiten van Akkeren erfasst hatte.
Ich leuchtete noch mal in seine Augen. Sie waren wichtig, denn sie enthielten zumeist eine Botschaft an seine Diener. Ja, sie funkelten mir entgegen wie zwei spöttisch blendende Lichter, aber es passierte nichts, als ich mit dem Kreuz das stumpfe Fell berührte. Diese Gestalt war in der Tat nur eine Figur.
»Habt ihr denn noch einen anderen Plan?«, fragte Saladin, wobei er auch jetzt nicht den Spott aus seiner Stimme nahm.
»Hast du einen?«, fragte ich zurück.
»Nein, auch ich bin nicht allmächtig. Ich habe euch doch gesagt, dass mein Kontakt zu van Akkeren abbrach, nachdem er diese Ver änderung durchlaufen hatte.«
»Dann versuche es mit einer anderen Möglichkeit«, schlug ich vor.
»Wie wäre es, wenn du mit dem Schwarzen Tod Kontakt aufnimmst? Er ist kein Vampir, und wie ich weiß, bist du ihm mal sehr zugetan gewesen. Da brauche ich nur an die Studenten zu denken, die unter deiner Kontrolle standen.«
»Nein, Sinclair. So lasse ich mich nicht aufs Glatteis führen. Der Schwarze Tod ist eure Sache.«
»Hätte ich mir beinahe gedacht.« Ich ließ das Thema fallen und wollte einfach nicht glauben, dass wir in diesem Haus keine Spuren mehr fanden. Hier stand die Statue. Sie war nicht zu übersehen. War sie wirklich nur als einfaches Denkmal geschaffen worden, ohne irgendwelche Kräfte zu haben?
Das wollte mir nicht in den Kopf. Ich musste auch etwas tun. Ich konnte das Haus einfach nicht mit leeren Händen verlassen.
Ich drehte mich zu Suko hin um, weil ich ihn über mein Vorhaben aufklären wollte. Dabei sah ich, dass Saladin seinen Platz an der Tür verlassen hatte und in der Düsternis des größeren Raums untertauchte. Ich leuchtete ihm nach, und er drehte sich um, kurz bevor er die Treppe erreichte.
»Ich werde mich mal oben umschauen.«
Aufhalten konnten wir ihn nicht, deshalb gab ich auch keinen Kommentar ab. Als er außer Hörweite war, sagte Suko: »Er ist und bleibt ein Hindernis.«
»Jetzt schon.«
»Und was hast du vor?«
Ich wies auf die Figur. »Auch wenn wir keinen Schritt weitergekommen sind, ich möchte nicht, dass er hier auf der Insel bleibt. Alles, was auf diesen verdammten Dämon hindeutet, muss aus der Welt geschafft werden.«
»Einverstanden. Sollen wir ihn stürzen oder zerhacken?«
»Nein.«
»Verbrennen«, sagte ich knirschend. Dabei deutete ich auf das Fell.
»Es ist trocken, wir werden es anzünden, damit es sich in Rauch auflöst und nur Asche zurückbleibt.«
»Ich bin dabei.«
Während ich noch überlegte, wie wir es anstellen sollten, hatte Suko sich bereits zurückgezogen. Er war in den Nebenraum gegangen, und als er wieder zu mir kam, trug er vier lange Kerzen in seinen Händen.
»Zwei für dich, zwei für mich.«
Ich nahm sie entgegen. »Danke.«
Auch wenn ich kein Raucher war, ein Feuerzeug trug ich immer bei mir. Das war auch bei Suko der Fall. Wenige Sekunden später brannten die Dochte und gaben der Umgebung eine andere Helligkeit als die der Lampen, auf die wir uns verlassen hatten.
Die Flammen tanzten, als wir die Kerzenstöcke bewegten und uns von zwei Seiten der Statue näherten. Suko hatte sich die Rückseite vorgenommen, ich kümmerte mich um die Frontseite.
Wieder trat ich dicht an das verdammte Gebilde heran und stellte erst jetzt aus der unmittelbaren Nähe fest, dass dieses verdammte Fell eklig roch. Man konnte wirklich von einem Gestank sprechen, der mir den Atem raubte.
Ich zuckte zurück, aber den Geschmack bekam ich nicht von der Zunge.
Suko hatte etwas bemerkt. »Was ist los mit dir?«
»Der Gestank ist eklig. Wie faules Wasser, in dem alte Rattenleichen schwimmen.«
»Gut getroffen.«
Ich drehte den Kopf zur Seite, holte tief Atem und trat wieder mit der leuchtenden Kerze an die Gestalt heran. Die zweite hielt ich noch im Hintergrund. Zunächst schaute ich zu, wie die Flamme als kleine Zunge am Fell in die Höhe glitt. Zunächst passierte nichts, dann hörte ich ein leises Fauchen und Knistern.
Augenblicke später hatte das Fell Feuer gefangen. Da breitete sich die eine Flamme plötzlich aus und verwandelte sich in einen langen Feuerstreifen, der von unten nach oben huschte.
Ich setzte auch die zweite Feuerzunge ein, und an der Rückseite tat Suko das Gleiche.
Baphomet brannte wie Zunder!
Plötzlich drückte die Hitze
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