1359 - Das Versprechen des Schwarzen Tods
sich abstieß und auf Saladin zusprang.
Sie war schnell. Er drehte sich nicht um – und bekam deshalb den vollen Rammstoß mit.
Plötzlich verwandelte er sich in einen fliegenden Menschen. Über den Boden huschte er weg, landete vor unseren Füßen auf dem Bauch, und mit dem nächsten Sprung hatte Justine ihn wieder erreicht.
Sie hockte auf seinem Rücken.
Einen Moment ließ sie sich noch Zeit und warf uns einen schnellen Blick zu. Die Lippen hatte sie verzogen, und ihre beiden spitzen Zähne schauten aus dem Oberkiefer hervor. »Wenn ich sein Blut schon nicht trinken kann, werde ich ihn anders fertig machen!«
Zwei Hände fassten nach den Ohren des Hypnotiseurs. Durch einen Ruck nach oben wurde der Kopf angehoben und in der gleichen Sekunde wieder zu Boden geschlagen. Die Stirn traf auf diesen harten Widerstand, und wir hörten dabei ein schreckliches Geräusch.
Die Cavallo stieß ihren rechten Arm in die Luft. Die Hand hatte sie dabei zur Faust geballt.
»Ja, so muss es sein!«
Ich ging auf sie zu. »Du hast ihn geschafft?«
Sie drückte sich von seinem Rücken weg und blieb breitbeinig hinter ihm stehen. »Ja, man muss nur die richtigen…«
In diesem Augenblick jagte Saladin in die Höhe. Seine Aktion wurde von einem scharfen Lachen begleitet. Gleichzeitig fuhr sein Arm seitlich heraus und machte die schnelle Drehung seines Körpers mit. Er wollte Justine treffen und erwischte sie auch seitlich an der Stirn.
Eine wie sie spürte keine Schmerzen. Sie wurde auch nicht bewusstlos, doch die Gesetze der Physik galten für sie ebenfalls.
Deshalb musste sie zurück, und Saladin hatte freie Bahn. Er drehte sich nach links, um wegzulaufen. Das glaubten wir, aber er tat es nicht. Stattdessen sprang er auf mich zu, um mich niederzuschlagen.
Ich feuerte.
Die Kugel blieb in seiner linken Schulter stecken. Sie bestand aus geweihtem Silber, und ich setzte alles daran, Saladin erledigt zu sehen. Tatsächlich hatte der Einschlag seinen Angriff gestoppt. Er schaute mich sogar überrascht an, als könnte er nicht begreifen, was geschehen war. Suko hatte ebenfalls seine Waffe gezogen und zielte auf seinen Kopf. Er stand in der Zange.
»Du kommst nicht weg!«, flüsterte mein Partner. »Zwei geweihte Silberkugeln in deinem Schädel verkraftest du nicht. Das kann ich dir schwören, mein Freund!«
Hatten wir ihn, obwohl über uns sein großer Herr und Meister lauerte?
Ich wagte nicht, einen Blick gegen den Himmel zu werfen, um mich nicht abzulenken. Jede seiner Bewegungen war wichtig. Noch leuchtete das Rot in seinen Augen, das mir sagte, unter welch einem Schutz er stand. Er würde mit dem Schwarzen Tod Kontakt aufnehmen können, und er musste sehen, was hier ablief. Ich wollte, dass unsere Chancen endlich wieder stiegen.
Der Schwarze Tod sah es auch. Er tat etwas. Suko und ich bekamen es nicht mit, weil wir uns auf den Hypnotiseur konzentrierten. Da musste schon Justine herhalten, und deren Fluch – eigentlich mehr ein Schrei – riss uns aus unserer Konzentration.
Als Saladin dazu noch lachte, fuhren wir herum und sahen das Schreckliche.
Der Schwarze Tod stand nicht mehr als Drohung am Himmel, denn jetzt bewegte er sich und seine Sense gleich mit…
***
Wenn Suko seinen Stab berührt und das magische Wort Topar ruft, dann steht die Zeit für fünf Sekunden still. Dann sind alle Menschen in Hörweite in diesem Zeitfenster gefangen, und so ähnlich kam ich mir vor, als ich die folgenden Sekunden erlebte.
Wie ein Gespenst hatte sich der Schwarze Tod aus dem Himmel gelöst. Er war leider kein Gespenst, und vor allen Dingen seine tödliche Sense nicht, denn die hatte sich ein Ziel ausgesucht. Das war selbst aus unserer Entfernung zu erkennen.
Das Ziel war Vincent van Akkeren!
***
Was konnten wir tun? Wie schnell waren wir? Konnten wir überhaupt etwas erreichen?
Wir waren wirklich unsicher und fühlten uns wie festgenagelt.
Justine Cavallo eingeschlossen. Es war eine Szene, bei der jeder auf einen Hinweis wartete, wie es weitergehen sollte. Den gab es nicht – und wenn, dann von der falschen Seite.
Der Schwarze Tod hatte sich gezeigt. Und er hatte bewiesen, wer der tatsächliche Herrscher war, egal, in welcher Dimension oder Welt wir auch steckten.
Wie lächerlich kamen uns van Akkeren und seine Vampire im Gegensatz zu dieser monströsen Gestalt vor. Ich suchte die Seiten ab, weil ich noch eventuelle Helfer erkennen wollte, die der Schwarze Tod mitgebracht hatte.
Das war nicht der Fall. Der Schwarze Tod
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