1359 - Das Versprechen des Schwarzen Tods
präsentierte die beiden spitzen Zähne. Sie wollte ihm nacheilen wie eine Furie, doch diesmal hielt ich sie fest.
»Nein, nicht!«
»Sinclair, du…«
»Es ist besser!«, fuhr ich sie an. »Du willst doch die Lösung haben! Du willst den Schwarzen Tod aus dem Weg räumen. Ich denke, dass du dazu bald Gelegenheit haben wirst.«
Sie gab eine Antwort. Die hätte auch von einem Hund stammen können, denn aus der Kehle drang mir ihr Knurren entgegen. Aber sie gehorchte mir und blieb zurück.
Saladin schritt durch die Tür. Wir hörten ihn leise stöhnen, aber es war ein Geräusch, das uns erklären sollte, wie gut es ihm eigentlich ging. Er trat hinaus ins Freie und schritt dabei nicht mal sehr weit vom Haus weg.
Er stoppte und schaute nach vorn, wobei er allerdings den Kopf bewegte, weil er mehr sehen wollte.
Van Akkeren und seine Blutbrüder hatten sich noch nicht zurückgezogen. Sie warteten vor dem Haus, sie gingen auf und ab, denn sie fühlten sich als Wächter.
Ich ging davon aus, dass ihnen Justine die Befehle gegeben hatte.
Ob sie auf einen Angriff warteten, wusste niemand von uns, jetzt allerdings zeigten sie sich überrascht.
Da war jemand gekommen, der in ihrer Nähe stand. In dessen Körper auch das Blut floss, nachdem sie so gierten. Sie hatten nicht mal den ersten Biss hinter sich gebracht. Man hatte sie davon abgehalten, und plötzlich sahen sie ihr Opfer wieder.
Die Reaktion erfolgte nicht sofort. Leicht verzögert richteten sie sich darauf ein, doch noch an das Blut des Saladin heranzukommen.
Bei ihnen hatte van Akkeren die Führung übernommen. Mit einer knappen Handbewegung machte er ihnen klar, dass sie sich sammeln sollten.
Von verschiedenen Seiten kamen sie auf ihn zu und blieben in seiner Nähe stehen. Sie überragten den Grusel-Star, aber van Akkeren hatte trotzdem das Sagen.
Er hob eine Hand an. Er streckte den Zeigefinger aus, und er deutete auf Saladin.
»Wir gehen zu ihm! Wir werden uns endlich holen, was wir brauchen. Wir müssen erstarken!«
Es waren genau die richtigen Worte. Noch gab es Distanz zwischen ihnen und Saladin, die aber schrumpfte schnell zusammen.
Saladin rührte sich nicht. Die andere Kraft musste ihn gestärkt haben, denn er tat nichts, um die Angreifer aufzuhalten. Er lief nicht weg. Er ging ihnen nicht entgegen. Er wartete ab.
Neben mir schüttelte Justine Cavallo den Kopf. »Will er zu einem von uns werden?«, fragte sie leise.
Ich konnte nur lachen. »Nein, das sicherlich nicht. Er weiß genau, was er tut.«
Sie grinste. »Ja, er verlässt sich auf die Kraft des Schwarzen Tods.«
»Genau.«
»Es könnte interessant werden«, flüsterte die blonde Bestie.
Der Ansicht war ich nicht, denn interessant waren für mich andere Dinge. Ich schaute nur zu, wie die beiden unterschiedlichen Gruppen immer mehr zusammenrückten. Sie gingen nicht mehr in einer geraden Reihe. Jetzt hatten sie einen Halbkreis gebildet, als wollten sie den Hypnotiseur umschließen.
Das taten sie allerdings nicht. Van Akkeren ging vor, während die anderen hinter seinem Rücken blieben und ihn deckten. Sie schienen ihm den ersten Biss zu überlassen.
Dann blieben sie stehen.
Van Akkeren ging allein weiter.
Leider standen wir recht ungünstig. Zwar sahen wir den Grusel-Star und auch Saladin, aber der Hypnotiseur drehte uns leider den Rücken zu. Wir sahen nicht, was sich in seinem Gesicht tat. Ich glaubte allerdings, dass sich der Schimmer nicht aus seinen Augen zurückgezogen hatte.
Der Grusel-Star riss den Mund auf. Er ging noch einen Schritt nach vorn, und während er das tat, machte er sich sprungbereit. Er war kleiner, er musste…
Aus seinem Mund jagte ein Schrei! Zugleich zuckte er zurück und schüttelte den Kopf. Plötzlich riss er die Arme hoch, um sein Gesicht zu schützen. Jegliches Interesse am Blut des Hypnotiseurs war ihm vergangenen.
Wir wussten auch keine andere Lösung, als dass ihn das Rot und die Kraft der neuen Augen so erschreckt hatte. Da musste bereits der Schwarze Tod eine Botschaft übermittelt haben.
Hörten wir ihn wimmern?
Jedenfalls ging van Akkeren noch weiter zurück und wurde von seinen Helfern abgefangen.
Saladin griff nicht ein oder an. Er stand wie ein König auf dem Fleck und schaut schräg in den dunklen Himmel hinein, wie ein Astronom, der nach einem bestimmten Stern sucht.
Justine Cavallo stieß einen leisen Fluch aus. »Das ist doch nicht möglich!«, keuchte sie dann. »Sie… sie haben tatsächlich Angst vor ihm. Er brauchte nichts
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