1360 - Die Seuche namens Saladin
kommen, das verspreche ich dir. Wir haben gemeinsam vieles durchgestanden, und wir werden auch alles Weitere zusammen hinter uns bringen.«
Sheila schloss die Augen. »Es tut gut, dich zu spüren. Ich habe ein Gefühl wie früher. Wie damals, als wir uns kennen lernten und Sakuro ausgeschaltet wurde. Da habe ich meinen Vater verloren, aber ich habe dich gewonnen, und ich will dich nicht verlieren. Ich will nicht, dass jemand einen Keil zwischen uns treibt.«
»Er wird es nicht schaffen, das verspreche ich dir. Wir alle halten zu dir. Nicht nur ich. Es war gut, dass John in der vergangenen Nacht bei mir gewesen ist. So ist er ebenfalls informiert. Er weiß ebenfalls Bescheid. Gemeinsam werden wir ihn jagen.«
»Ihn?«, flüsterte Sheila nach einer Weile.
»Ja, Saladin.«
Sie zuckte zusammen und löste sich aus Bills Griff. »Ich weiß ja, dass es ihn gibt. Ich weiß auch, was mit Suko in Südfrankreich geschah. Und jetzt hast du seinen Namen mir gegenüber erwähnt. Das hast du nicht grundlos getan. Was ist mit Saladin?«
Bill wusste nicht, was er genau antworten sollte. Er fragte sich auch, ob er einen Fehler begangen hatte, den Namen auszusprechen.
Sheila wusste nun Bescheid, und sie konnte sich leicht ausrechnen, in welch einem Zusammenhang sie zu ihm stand.
»Er also steckt dahinter?«, fragte sie spröde.
»Wir müssen davon ausgehen. Leider.«
»Und weiter?«
»Nichts weiter. Gar nichts.«
Sheila schüttelte den Kopf. »Du verschweigst mir etwas. Ich habe das Gefühl, dass du mehr weißt.«
»Nein, Sheila. Leider weiß ich zu wenig. Aber Saladin hat uns gedroht, und jetzt müssen wir davon ausgehen, dass er die Drohung in die Tat umgesetzt hat. Es ist schlimm, doch wir dürfen die Tatsache nicht verschweigen. Er hat sich dich als Opfer ausgesucht.«
Sie schwieg.
Bill fühlte sich genötigt, weiter zu sprechen. »Aber wir werden es nicht hinnehmen, Sheila, das verspreche ich dir. Wir werden alles tun, um Saladin zu stoppen.«
»Kann man das denn?«, hauchte sie.
»Niemand ist unbesiegbar. Davon gehe ich aus. Und wir beide werden jetzt nach Hause fahren. Die normale Umgebung wird uns gut tun. Auch du wirst dich dort bestimmt wohler fühlen. Außerdem werden wir nicht allein sein. Die Sache ist einfach zu brisant. John und Suko werden zu unserer Unterstützung erscheinen.«
»Das hört sich ja schon besser an«, erwiderte sie leise. »Ich will es nicht!«, erklärte Sheila mit lauter Stimme. »Ich will wieder ich selbst sein. Ich will keinem anderen Menschen und auch keinem fremden Dämon gehören. Das darf nicht sein.«
»Ja, du hast Recht.«
Für Bill war das Thema vorerst erledigt. Er würde es auch weiterhin nicht loswerden, aber er wollte nicht darüber reden und zunächst so schnell wie möglich wieder nach Hause fahren, um seinen Freunden Bescheid zu geben. Er hätte sie auch sofort anrufen können. Nur hätte das wiederum Zeit gekostet, die Bill sich nicht gönnen wollte.
Er startete den Wagen und musste erst eine Gruppe von Menschen hinter ihm passieren lassen, bevor er zurückfuhr und langsam aus der Parklücke rollte.
Der Parkplatz sah jetzt anders aus als bei ihrer Ankunft. Die Kunden schien es aus den Häusern und in das Gartencenter getrieben zu haben, denn die meisten der Parktaschen waren besetzt.
Es gab für sie keine freie Fahrt mehr quer über das Gelände hinweg.
Sheila hatte ihre Tränen abgetupft.
Sie saß ruhig neben ihrem Mann. Bill hätte gern gewusst, was trotzdem alles in ihrem Kopf ablief, aber er fragte sie nicht danach.
Auch auf dem hinteren Teil des Parkplatzes stauten sich die Fahrzeuge. Bill musste vorsichtig über die Gassen fahren, die sich zwischen den abgestellten Wagen gebildet hatten, aber immer wieder von Menschen überquert wurden.
Das Halbbogentor des Gartencenters kam bereits in Sicht. Und Bill wollte aufatmen.
Das verging ihm, denn vor ihnen und von der linken Seite kommend, erschien eine Gestalt zwischen den geparkten Wagen.
Ein Mann ging mit schnellen Schritten. Er lief aber nicht über den Weg hinweg. Ungefähr in der Mitte blieb er stehen und drehte sich mit einer scharfen Bewegung halb herum.
Dann stoppte er.
Der Mann starrte dem Wagen entgegen. Er grinste breit, und Bills Herzschlag stockte plötzlich, als er ihn erkannte.
Es war Saladin!
***
Bill und Sheila wohnten im Londoner Süden und damit in einer Umgebung, die sich sehen lassen konnte. Durch sie zu fahren, tat nach einer stressigen Route in der City immer gut, und wenn die
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