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1363 - Hexen, Witwen und Assunga

1363 - Hexen, Witwen und Assunga

Titel: 1363 - Hexen, Witwen und Assunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte, fasste sie seinen Körper mit beiden Händen an. Er war so verdammt starr, doch das nahm sie nur wie nebenbei wahr.
    Lilian Wayne fasste hart zu und riss ihren Mann vom Rand des Grabs weg. Er lag schwer in ihren Armen. Wenn sie jetzt losließ, wäre er auf den Rücken gefallen. Dann wäre die Klinge durch den Gegendruck noch tiefer in seinen Körper gedrungen.
    Genau das wollte sie nicht.
    So behutsam es ging, ließ sie ihren Mann zur Seite gleiten und bettete ihn in die Seitenlage. Sie wollte, dass er sich nicht bewegte, dass sie Hilfe holen konnte. Sie sah so gut wie kein Blut am hellen Burberry, und das wiederum gab ihr eine gewisse Hoffnung.
    »Bitte«, flüsterte sie, »bitte, Fred, du darfst nicht sterben. Du musst noch leben. Ich habe nur dich – bitte…«
    Diese Worte waren wie ein Gebet, und Lilian hoffte, dass sie erhört wurde. Sie hoffte auch, dass Fred in dieser Haltung bleiben würde, denn sie brauchte beide Hände, um ihr Handy hervorzuholen. Jetzt war es wichtig, dass sie telefonierte. Hilfe musste so schnell wie möglich kommen, sonst gab es für Fred keine Chance mehr.
    Der schmale Apparat rutschte ihr aus der Hand, als sie neben ihrem Mann hockte. Sie hob das Handy auf und hatte jetzt den Eindruck, alles nur durch einen Schleier zu sehen, den der Tod bereits vor sich hergeschoben hatte.
    Sie wollte den Notruf wählen, aber es kam anders.
    Plötzlich war der Fuß dar. Der Tritt folgte. Er erwischte ihrer Hand, und es war ihr unmöglich, das Handy noch halten zu können. Es landete abermals auf dem mit Grasbüscheln dekorierten Boden, und als sie noch mal zugreifen wollte, da spürte sie den harten Druck des Fußes auf ihrer Hand.
    »Lass es sein!«, befahl die Frauenstimme!
    ***
    Der nächste Schock für Lilian. Wieder erstarrte sie. Es war ja auch nicht mehr möglich, Atem zu holen. In dieser Zeitspanne hatten sämtliche Widerstandskräfte ihren Körper verlassen. Nur den Schmerz auf ihrem Handrücken spürte sie noch.
    Er biss hoch in den Arm. Wenn der Druck noch ein wenig verstärkt wurde, brachen die Knochen. Ein leises Wimmern unterbrach die Stille. Lilian brauchte Sekunden, um zu wissen, dass sie es war, die das Geräusch von sich gegeben hatte.
    »Verstanden?«, fragte die fremde Stimme.
    »Ja«, würgte Lilian hervor.
    »Gut.«
    Der Druck löste sich von ihrem Handrücken. Der Schmerz allerdings wirkte noch nach, sodass sich die Hand anfühlte, als wäre sie im Feuer getauft worden.
    Lilian Wayne wagte nicht, ihren Kopf so zu heben und zu drehen, dass sie der Fremden ins Gesicht schauen konnte. Diese Unperson sollte für sie gesichtslos bleiben. Sie rechnete damit, dass auch sie sterben musste und wartete darauf, dass eine Messerklinge in ihren Körper eindringen würde.
    Das passierte jedoch nicht.
    Die Zeit verstrich. Es tat sich nichts, aber sie hörte auch nicht, dass sich die fremde Personen entfernte.
    »Komm hoch!«
    Lilian zögerte. Es war die Realität, doch sie war ihr entronnen. Sie wollte nicht mehr. Liegen bleiben neben ihrem Mann. Mit ihm zusammen sterben. Das ging ihr durch den Kopf, und wieder wurden die Gedanken durch einen harten Befehl unterbrochen.
    »Hoch mit dir!«
    Lilian wusste jetzt, dass ihr nichts anderes übrig blieb. Nach einem tiefen Atemzug schaffte sie es, sich in die Höhe zu drücken, und sie kam sich dabei vor wie eine alte Frau. All ihre Glieder und Knochen schmerzten. Sie merkte auch den Schwindel, und die Umgebung verschwamm vor ihren Augen.
    Als sie endlich stand, hatte sie den Wunsch, wegzugehen. Aber sie wusste, dass sie es nicht schaffen konnte, weil ihre Beine so unendlich schwer waren.
    Sie schaute nicht in das Grab, sie wollte auch ihren Mann nicht sehen und ließ zudem den Gedanken nicht zu, dass sie an diesem Tag Schwiegermutter und Ehemann verloren hatte.
    Alles war anders geworden. Sie stand in der normalen Welt und fühlte sich ihr trotzdem entrissen.
    Allmählich klärte sich der Blick wieder. Der Hintergrund trat zurück, und nur der Vordergrund wurde für sie wichtig.
    Dort sah sie die Frau, die Mörderin!
    Grau sah sie aus. Es mochte an dem langen Mantel liegen, in den sie ihren Körper gehüllt hatte. Sie besaß ein Gesicht, aber Lilian konnte nicht sagen, wie es aussah. In ihrer Umgebung wirkte noch immer alles so fremd und nicht von dieser Welt. Die Realität empfand sie als einzige Bedrohung.
    Die Fremde schaute sie an. Kalte Augen beherrschten das Gesicht.
    Der Mund war geschlossen, und auch beim Sprechen wurde er kaum

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