1365 - Die Astrologen von Hangay
sondern war das Versteck einer Waffe, die auf dem Desintegratorprinzip beruhte. Sein Sprechorgan war in die Falten seines Halses eingebettet, und er sprach mit einer quakenden Stimme.
Und er sprach Sothalk, die Sprache der Ewigen Krieger aus den zwölf Galaxien der Mächtigkeitsballung Estartu - aus dem Standarduniversum. Jordan aber stammte aus Tarkan, dem sterbenden Universum.
Genauer, aus der Galaxis Hangay, in der sich Perry Rhodan befand und von der bereits zumindest ein Viertel ins Standarduniversum transferiert worden war. Und dies vermutlich aufgrund einer Initiative der Superintelligenz ESTARTU, die einen solchen Transfer bereits vor über 50.000 Jahren geplant hatte.
Der Pikosyn-Kalender von Rhodans Netzkombination nannte als Datum den 20. April 447.
Jordan sprach Sothalk und behauptete zu wissen, welche Spuren zu ESTARTU führten, obwohl sonst noch niemand in der Galaxis Hangay etwas von der Superintelligenz aus Meekorah gehört zu haben schien. Aber der Roboter Jordan aus der JUATAFU hatte eine Spur gefunden - so sagte er.
Auf Tuyon waren alle Antworten zu finden. Alle Antworten? Das wiederum hatte Jordan nicht behauptet, wie er sich überhaupt eher wie ein Orakel ausdrückte, als eine der Ratio und den Gesetzen der Logik gehorchende Denkmaschine.
Manchmal handelte und benahm sich Jordan wie ein fühlendes Wesen, ein Geschöpf mit einem Intellekt, das nur aus irgendeiner Laune der Natur heraus in einem synthetischen Körper steckte -und zwar in einem, der gar nicht so sehr robotisch wirkte, weil er von Kopf bis Fuß in einer elastischen Haut steckte, die fast an Leder erinnerte.
Doch sprachen Jordans manchmal irrationales, gelegentlich verträumt wirkendes Verhalten, seine Zerstreutheit und geistige Abwesenheit nicht dagegen, daß er ein Roboter war. Perry Rhodan konnte auch mit seiner DORIFER-Kapsel LEDA geradezu rührselige Gespräche führen, und selbst die Gespräche mit dem Pikosyn seiner Netzkombination waren alles andere als „unpersönlich" - er zog diese den Gesprächen mit so manchem Artgenossen vor.
Wirklich widersprüchlich an Jordan war nur, daß er vorgab, eine Spur ESTARTUS gefunden zu haben, ohne sich darüber näher auslassen zu wollen oder zu können. Vielleicht hatte er auch nur Ahnungen, was immer man darunter verstehen wollte.
Perry Rhodan wünschte sich, daß LEDA da sei. Mit der DORIFER-Kapsel hätte er diesen Planeten rasch erforschen und sein Geheimnis ergründen können, falls es eines zu ergründen gab.
Aber LEDA war im Anklam-System zurückgeblieben. Perry Rhodan hatte keine Verbindung zur DORIFER-Kapsel.
Sie waren schon ein seltsames Trio. Beodu, der Attavenno, wollte das aber poetischer ausdrücken. „Perry, Jordan und ich - was für ein hell strahlendes Dreigestirn", hatte er gesagt, als sie die Reihe der Gebäude am Rand des Raumhafens erreichten. „Wir sind dazu auserwählt, den Kosmos neu zu ordnen."
Er plapperte einfach drauflos, ohne sich über das Gesagte tiefschürfende Gedanken zu machen. „Hast du das geträumt?" erkundigte sich Rhodan, weil Beodu seinen Träumen große Bedeutung beimaß und voller Stolz erklärt hatte, daß man ihn auf seiner Heimatwelt Ven beziehungsvoll den Träumer nannte. „Nein, wieso?" sagte Beodu irritiert.
Perry Rhodan winkte ab. In der Tat hatte ihm Beodu einen recht eindrucksvollen Traum erzählt, der aber erst später Bedeutung erlangte, nämlich als der Attavenno mit Jordan zusammentraf.
Beodu hatte Perry Rhodan diesen Traum lange vor dieser Begegnung erzählt, und Rhodan hatte ihn sich fast wörtlich gemerkt.
BEODU: Ich schwebe hoch in den Lüften. Unter mir breitet sich eine eintönige Ebene aus. Ich glaube, sie ist mit Sand bedeckt. Ich sehe zwei Wesen. Das eine hat vier Arme und vier Beine und ist von exotischer Gestalt. Das andere hat das Aussehen eines Baumbewohners. Ich senke mich auf die beiden Wesen hinab. Als ich ihnen bis auf wenige Meter nahe gekommen bin, gibt es einen Blitz. Die beiden Wesen fallen um und rühren sich nicht mehr. Offenbar bin ich es, der dies bewirkt hat. Sie sind tot. Ich habe sie getötet. Eigentlich sollte ich darüber Bedauern empfinden, aber es gelingt mir nicht. Ich bin statt dessen von Freude erfüllt. Ich glaube, einen wichtigen Auftrag erfolgreich erledigt zu haben.
Und als Beodu dann mit Jordan konfrontiert wurde, behauptete er, daß er der vierarmige Exot aus seinem Traum sei. Davon war er nicht abzubringen.
Vielleicht sah er in dieser Traumgestalt auch gar nicht Jordan
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