1367 - Serum des Satans
verdrehte ich in der Vorfreude schon die Augen, winkte aber zugleich ab. »Shao hat bestimmt wieder zu viel gekocht. Das kann ich beim besten Willen nicht verkraften.«
»Du brauchst ja nicht allein zu essen.«
»Stimmt. Nur esse ich oft am meisten, weil ich Shao nicht beleidigen will. Dann ist mein Bauch doppelt so voll und in den nächsten Tagen muss ich meine Hungerflagge wieder auf Halbmast setzen.«
»Das schaffst du doch locker.«
»Egal.« Ich hob die Dose an. »Wir haben es überstanden und können es uns gut gehen lassen.«
»Klar. Bis zum nächsten Knall.«
»Du verdirbst die Stimmung.«
»Ich bin Realist.«
»Manchmal hasse ich Realisten.«
»Warum?«
»Weil ich auch mal Feierabend haben und von diesem ganzen Kram nichts wissen will.«
»Kannst du doch.«
»Ja. Und wie sieht es morgen aus?«
»Keine Ahnung. Neues liegt nicht an. Oder hast du etwas anderes gehört?«
»Zum Glück nicht. Wahrscheinlich werden sich einige noch die Wunden lecken, aber das sollte uns egal sein. Wichtig ist nur, dass sie lange lecken werden.«
»Stimmt auch.«
Aus der Küche drang uns bereits ein herrlicher Duft entgegen, der mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Suko sah, dass ich meine Augen verdrehte und fing an zu grinsen, bevor er sagte:
»Keine Sorge, du bekommst dein Essen noch.«
Als hätte Shao unsere Unterhaltung mitbekommen, rief sie aus der Küche: »Ihr könnt euch schon mal setzen.«
Ich war schnell wie selten. Der Tisch war bereits gedeckt. Es standen auch einige Gewürze in Flaschen und in kleinen Tiegeln bereit, aber zu den Frühlingsrollen servierte Shao eine selbst gemachte Soße, deren Rezept ihr Geheimnis war.
Ich konnte mich nicht mehr unter Kontrolle halten, als der Teller mit den beiden Frühlingsrollen vor mir stand, und so grinste ich von Ohr zu Ohr. Natürlich nahm ich auch etwas von der Soße, die äußerst pikant war und weder auf der Zunge noch im Magen brannte.
Ein frisches Bier hatte ich auch bekommen. Diesmal aus der Flasche und ich schaute auf die Schaumkrone, die ich bald zerstören würde.
Wir prosteten uns zu. Tranken, aßen, und ich musste zugeben, dass Shao sich mit ihren Kochkünsten mal wieder selbst übertroffen hatte. Die Rolle war einfach perfekt. Obwohl es noch ein Hauptgericht gab, aß ich beide auf.
Das gute Essen vertrieb meine Gedanken an die kurz zurückliegende Vergangenheit. Die Frühlingsrolle und die Gesellschaft meiner Freunde waren mir jetzt wichtiger. Wir schafften es sogar, während des Essens nicht über unseren Job zu sprechen, sondern redeten vom bevorstehenden Sommer, der irgendwann eintreffen musste, obwohl das Wetter nicht danach aussah.
»Und da würde ich mal gern in Urlaub fahren«, sagte Shao.
»Wie lange?«
»Zwei Wochen.«
Suko erschrak leicht, gab aber keinen Kommentar ab. Dafür klingelte mein Handy, das ich auf dem Couchtisch liegen gelassen hatte.
»Verdammt«, sagte ich nur. »Ich habe vergessen, es abzustellen.«
»Dann melde dich.«
»Nein.«
Suko blieb hart. »Los.«
»Es soll…«
»Und wenn es wichtig ist?«
Da hatte er mich so weit. Mit einem nicht eben fröhlichen Gesicht stand ich auf und ging die kurze Strecke bis zum Tisch. Dort lag das Handy und sah so harmlos aus. Aber ich wusste genau, dass es auch anders sein konnte, denn oft waren gewisse Botschaften alles andere als harmlos.
Ich meldete mich mit einem neutralen »Ja bitte…«
Und schon war es vorbei mit meiner Entspannung, denn mein Ohr erreichte ein scharfes Kichern. Wer es ausstieß, fand ich leider nicht so schnell heraus, aber als der Anrufer mit normaler Stimme sprach, wusste ich sofort Bescheid.
»Geht es dir gut, Sinclair?«
»Es ging mir gut, Saladin!«
»Ha, ha. Das wird sich ändern.«
»Du hast mich nicht richtig verstanden. Es hat sich bereits ge ändert.«
»Freut mich, Geisterjäger, freut mich sehr. Aber es wird dir bald noch schlechter gehen, das kann ich dir versprechen.«
Ich wollte mich nicht auf irgendwelche Diskussionen einlassen und fragte abrupt: »Was willst du?«
»Dir mitteilen, dass ich wieder im Lande bin.«
»Ach, warst du weg?«
»Ja, mich trieb es in die Staaten.«
»Wärst du mal dort geblieben.«
»Nein, das kann ich dir nicht antun. Zudem habe ich all das in die Tat umsetzen können, was ich mir vorgenommen hatte.«
»Dann darf man wohl gratulieren.«
»Oh, das darfst du, denn ich habe etwas Einmaliges entdeckt. Du wirst dich wundern und deine Freunde ebenfalls. Das kann ich dir versprechen.«
Ich
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