1367 - Serum des Satans
Stimme teilte ihr mit, dass sie sich noch Zeit lassen musste, um wieder voll da sein.
Deshalb konzentrierte sie sich stärker, und da fiel ihr sofort etwas ein.
Ihre Gelenke schmerzten an den Händen ebenso wie an den Füßen. Auch fühlten sich die Finger aufgequollen an, als hätte es in den Armen einen Blutstau gegeben. Am rechten Arm, dicht unter dem Ellbogen, kitzelte etwas. Sie fühlte hin und ertastete mit der Fingerspitze eine kleine Kruste, die über einer winzigen Wunde lag.
Sie überlegte, ob sie gestochen worden war. Eine andere Erklärung hatte sie für die Wunde nicht. Vielleicht war es eine Mücke gewesen, denn die ersten Stecher schwirrten bereits in der Stadt herum.
Nein, das war es nicht. Etwas anderes war geschehen. Leider etwas, an das sie sich nicht erinnern konnte, obwohl sie sich so sehr anstrengte, dass sie sogar Kopfschmerzen bekam, und doch keine Erklärung fand.
Sie kämpfte weiter. Die Schwäche steckte zwar noch in ihr und ebenfalls eine leichte Übelkeit, aber Glenda wollte nicht länger wie eine Kranke auf der Couch liegen bleiben. Sie rutschte von der gepolsterten Kopfschräge ein wenig nach vorn, winkelte die Arme an, bevor sie diese senkte, und stemmte sich mit den Ellenbogen ab, sodass sie eine sitzende Haltung erreichte.
Der Schwindel hielt sich in Grenzen. Dabei glaubte sie, dass durch ihren Kopf wieder etwas Fremdes wirbelte. Sie bekam es nur schwer in den Griff und zwang sich erst mal dazu, ruhig und tief zu atmen.
Es war immer eine der ersten Regeln, sich so zu verhalten. Und sie war froh, schon mal zu sitzen.
Ihr Blick glitt nach vorn. Dabei stellte Glenda fest, dass die Welt nicht mehr so trübe war wie beim ersten Sehversuch. Es gab da eine gewisse Klarheit, und darüber freute sie sich so sehr, dass sie sogar wieder lächeln konnte.
Auch ihre Sinne hatte sie wieder fast perfekt beisammen. Kein leises Rauschen mehr in den Ohren, und so konnte sie sehr gut hören, dass sie sich allein in der Wohnung befand, denn aus den Nebenzimmern drangen keine fremden Geräusche.
Das war nicht immer so gewesen, dieses Alleinsein in der Wohnung. Glenda erinnerte sich gut daran, dass sie Besuch bekommen hatte. Es waren zwei Männer gewesen, doch als sie darüber nachdachte, wie die beiden ausgesehen hatten, musste sie passen.
Da spielte ihr Erinnerungsvermögen einfach nicht mit. Diese beiden Personen kamen ihr wie Schatten vor, die eine gespenstische Welt verlassen hatten, um die Bewohner der Erde zu erschrecken.
»Verdammt, verdammt«, flüsterte sie vor sich hin. »Was hat man mit mir angestellt?«
Es war ihr nicht möglich, die Antwort zu geben. Zu dicht lag noch der Nebel über ihrer Erinnerung. Und sie wollte sich auch nicht weiterhin darum kümmern, sondern mehr an ihre Befindlichkeiten denken, die körperlicher Art waren.
Die Schwere in den Gliedern hing möglicherweise mit ihrer Lustlosigkeit zusammen. Sie hockte auf der Couch und wusste genau, dass sie aufstehen musste, doch ihr fehlte der letzte Schub.
Die beiden Männer wollten ihr nicht aus dem Kopf. Glenda kämpfte mit der Erinnerung. Wer waren sie? Warum war sie von ihnen besucht worden? Was hatten sie mit ihr angestellt?
Die Antworten musste sie aus der Erinnerung hervorholen, was sie nur bruchstückhaft schaffte. Immer wieder erschienen Fragmente vor ihrem geistigen Auge, mit denen sie jedoch nichts anfangen konnte, weil sie immer wieder verblassten.
Sie sah einen Mann. Mehr das Gesicht. Umrahmt von weißen Haaren. Er grinste sie in der Erinnerung an und schob die Hand vor sein Gesicht, wobei er etwas in den Fingern hielt, das Glenda noch nicht erkennen konnte. Zudem war das Bild der Erinnerung auch rasch verschwunden. Das Gesicht des zweiten Besuchers kehrte nicht zurück. Wie ein Phantom war er erschienen und hatte sich auch ebenso wieder zurückgezogen.
Sie stöhnte auf und musste endlich wieder in die Höhe kommen.
Nur nicht zu lange hocken bleiben.
Glenda schaffte es. Trotz der Schwäche. Da biss sie die Zähne zusammen, und sie sank auch nicht wieder zurück, als sie endlich vor der Couch stand und abermals tief einatmete.
Es klappte schon besser.
Sie fühlte sich verschwitzt und klebrig und spürte auch, dass mit dem Kreislauf nicht alles in Ordnung war. Sie konnte schon sagen, dass ihr Blut rauschte und sie diesen Widerhall in beiden Ohren wahrnahm.
Die ersten Schritte. Glenda hatte sich nach links gedreht. Sie wollte die Couch in der Nähe haben, falls sie wieder zusammensackte. Das passierte
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