1367 - Serum des Satans
nicht. Es tat ihr gut, sich auf den Beinen halten zu können, denn so schöpfte sie weiteren Mut.
Zuerst war Glenda nur froh gewesen, auf den Beinen zu bleiben.
Jetzt hatte sie ein Ziel. Da sie sich schmutzig fühlte und irgendwie auch wie ausgespien, überkam sie das dringende Bedürfnis, ins Bad zu gehen und sich das Gesicht zu waschen. Sie freute sich auf das kalte Wasser, das die nötige Erfrischung brachte.
Auf dem Weg zum Bad merkte sie schon, dass es ihr nicht besonders ging. Des Öfteren musste sie sich an der Wand abstützen, um wieder neue Kraft zu finden.
Der Flur schluckte sie. In der Mitte des recht engen Raumes blieb sie stehen und schnüffelte, denn sie hatte einen bestimmten Geruch wahrgenommen, der gerade hier zwischen den Wänden hing.
Der Geruch war ihr bekannt. Glenda behandelte ihn wie ein Stück Erinnerung, und sie wusste, dass er etwas mit ihr zu tun hatte.
Noch im Nachhinein erregte er bei ihr Übelkeit, denn er hatte sich aus ihrem Hals noch nicht völlig verzogen. Reste waren noch vorhanden. Aus ihrer Wohnung kannte sie den Geruch nicht. Deshalb ging sie davon aus, dass er von fremden Personen mitgebracht worden war. Zum Beispiel von den Eindringlingen, an die sie sich nur sehr schwach erinnern konnte.
Da sie auch nach einer halben Minute nicht herausgefunden hatte, um was es sich handelte, stieß sie die Tür zum Bad auf. Der erste Blick. Alles war normal. Niemand hatte Spuren hinterlassen, es sei denn, sie konzentrierte sich auf den roten Kunststoffeimer, der neben der Toilette stand. Glenda war sich sicher, dass sie den Eimer nicht an diesen Platz gestellt hatte und so grübelte sie wieder.
Erneut fiel ihr das schwer. Schließlich gab sie es auf. Bis zum Waschbecken waren es nur ein paar Schritte. Sie blieb davor stehen und stützte sich erst mal ab.
In den Spiegel schaute sie erst später. Und dort sah sie ein sehr blasses Gesicht mit Augen, in denen sich etwas verändert hatte. Sie glaubte, eine gewisse Unruhe darin zu sehen, und das kannte sie ansonsten nicht. Vielleicht auch Furcht vor Dingen, die passiert waren, sich aber wiederholen konnten.
Nein, das war nicht gut…
»Was ist geschehen?« Sie sprach ihr Spiegelbild an, von dem sie allerdings keine Antwort bekam. Wenn sie an die letzten beiden Stunden dachte, war die Erinnerung gerissen. Während sich Glenda nicht von der Stelle bewegte, dachte sie weiter über sich nach und versuchte, die Leere in ihrem Kopf durch die Erinnerung zu füllen.
Auch das gelang ihr nicht. Es war alles so kompliziert geworden.
Es gab einfach keine Bilder, auf denen sie hätte aufbauen können, und so musste sie sich mit ihrem Schicksal abfinden, auch wenn es ihr so verdammt schwer fiel.
Wenig später strömte Wasser in ihre Hände, dass sie danach in ihr Gesicht klatschte. Die Erfrischung tat ihr unheimlich gut. Leider sorgte sie nicht für eine Auffrischung der Erinnerung, noch immer blieb so viel im Dunkel.
Sie trocknete sich ab.
So gut wie möglich behielt sie dabei den Spiegel im Blick und beobachtete jede der Bewegungen.
Was sie sah, war normal. Durch das Reiben des Handtuchs zeigte ihr Gesicht eine gewisse Röte, die ihr besser gefiel als das Aussehen zuvor.
Glenda hängte das Handtuch wieder über den Halter und stellte fest, dass sie sehr durstig war. Deshalb ging sie in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen.
Dass sie sich vorgenommen hatte, ihre Wäsche zu bügeln, daran dachte sie nicht mehr. Der eigene Zustand war ihr viel wichtiger, und so holte sie die Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Auf ein Glas verzichtete sie und nahm wieder ihre alte Sitzposition auf der Couch ein.
Sie drehte den Verschluss auf und trank. Die kalte, leicht prickelnde Flüssigkeit tat ihr gut. Nach dem ersten Schluck setzte sie noch einen zweiten nach, musste aufstoßen und schloss dabei die Augen.
So kann es nicht weitergehen!, sagte sie sich. Es musste etwas passieren. Die Lücken in ihrer Erinnerung wollte sie nicht einfach so hinnehmen. Sie musste herausfinden, was geschehen war, und zwar mit ihr, denn sie konnte sich nicht erinnern, so etwas schon einmal erlebt zu haben. Überhaupt litt ihr Erinnerungsvermögen, wenn sie genauer darüber nachdachte, aber das spielte keine wichtige Rolle mehr.
Vorwärts denken. Nicht zu stolz sein, um jemand um Hilfe zu bitten. Da kam nur einer infrage.
John Sinclair würde in seiner Wohnung sein. Wenn nicht, dann eben bei Suko, wo er hin und wieder die freien Stunden verbrachte, wenn Shao mal
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