1367 - Serum des Satans
versetzt. Sie saßen da wie zwei Menschen die im Moment nicht wussten, ob sie sich etwas zu sagen hatten oder nicht. Ihre Blicke waren ins Leere gerichtet, aber deutlich zeichnete sich die Gänsehaut auf ihren Gesichtern ab.
»Aber sie lebt doch, nicht? Und konnte dich auch anrufen?«, sagte Suko.
»Ja.«
»Dann hat Saladin ihr nichts getan.«
»Bist du sicher?«, murmelte Shao. »Wäre es nicht möglich, dass er sie auch hypnotisiert hat, so, wie er es damals bei den Studenten tat? Als wir zum ersten Mal mit ihm zu tun bekamen?«
»Sicher kann man sich nie sein«, erklärte ich. »In diesem Fall hat man ihr eine Spritze gegeben.«
»Wieso?«
»Saladin war nicht allein, Shao. Er hat jemanden mitgebracht. Einen älteren Mann mit weißen Haaren. Und genau der hat Glenda eine Spritze gegeben.«
»Hat sie etwas über den Inhalt erzählen können?«
»Nein, das hat sie nicht. Leider. Aber wir werden es erfahren, denn Glenda ist auf dem Weg zu uns. Sie nimmt sich ein Taxi. Sie will nicht mehr in der Wohnung bleiben.«
»Das kann ich mir denken.«
Suko meinte: »Hätten wir sie nicht besser abholen sollen?«
»Sie wollte es nicht. Es kann ja nicht lange dauern.«
Der Abend, der so friedlich und wunderbar begonnen hatte, war nun radikal gestört worden. Aber wir durften uns nicht beschweren.
Schließlich war es uns nicht gelungen, Saladin zu stellen. Er war uns entkommen, und dass er wieder zuschlagen würde, lag auf der Hand.
Ich fragte mich nur, welch eine Teufelei er jetzt ausgeheckt hatte.
Mich wunderte auch, dass er nicht allein gekommen war und sich einen Helfer geholt hatte. Einen Mann, der Glenda Perkins ein Serum injiziert hatte.
Leider wusste ich nichts über die Wirkung. Da hatte Glenda mir nichts gesagt. Die Gründe kannte ich nicht. Möglicherweise hatte sie sich davor gefürchtet. Jedenfalls ging es ihr nicht gut. Das hatte ich ihrer Stimme entnommen, die sehr leise gewesen war, und auch Angst hatte in ihr mitgeschwungen.
Keiner von uns wollte noch etwas essen, und so räumte Shao schweigend den Tisch ab, während mir Suko gegenübersaß.
»Was kann sie getan haben?«, fragte er leise.
»Ich weiß es nicht.«
»Kein Verdacht?«
»Soll ich von einem Teufelszeug sprechen? Du weißt doch selbst, was heute alles möglich ist. Man erfindet immer wieder neue Substanzen, um die Psyche der Menschen zu verändern. Du brauchst nur die Zeitungen aufzuschlagen oder mal in Fachblätter hineinzuschauen. Nach außen hin tun die Verantwortlichen so, als wäre das alles nicht wahr. Als wären sie die Gralshüter. Tatsächlich aber wird experimentiert, wird in irgendwelchen Hexenküchen etwas zusammengebraut, das für Menschen nicht eben angenehm ist.«
Suko nickte mir zu. »Stimmt. Da muss ich nur an diesen verfluchten Professor Ilax denken, der das Vogelmädchen Carlotta erschaffen hat.«
»Eben.«
Er stellte mir die nächste Frage. »Hat Glenda denn bereits irgendwelche Veränderungen an sich festgestellt oder ungewöhnliche Reaktionen bemerkt?«
»Das weiß ich nicht. Es kann sein, gesprochen jedenfalls hat sie mit mir darüber nicht. Ich hoffe, dass sie uns aufklären wird, wenn sie kommt.«
»Sicher.« Suko sinnierte vor sich hin. Er flüsterte einige Male den Namen des Hypnotiseurs und sprach dann lauter, damit ich ihn verstand. »Wir müssen davon ausgehen, dass Saladin ein raffinierter Hund ist. Er hätte Glenda auch mitnehmen können. Stattdessen hat er seine Fäden gezogen und uns angerufen. Er wird davon ausgehen, dass sich Glenda an uns um Hilfe wendet. Er wird es zudem nicht verhindern wollen, denn darauf beruht sein Plan. Er wird uns also eine Zeitbombe schicken. Er hat sie manipulieren lassen und wartet auf das Ergebnis.« Suko schaute mich direkt an. »Unterbrich mich, wenn du anderer Meinung bist.«
»Nein, nein, rede weiter.«
»Er will demnach nicht nur Glenda treffen, sondern auch uns. Und da wird es brisant.«
»Ja, das sehe ich auch so.«
»Wir sollten deshalb nicht überrascht sein, wenn uns eine veränderte Glenda gegenübertritt.«
»Ich kann nichts dagegen sagen, Suko. Das Serum wird völlig neu sein, denke ich mir. Dieser Mensch, der bei…«
Er unterbrach mich. »Hat sie dir den Namen nicht genannt?«
Ich zuckte zusammen. »Doch, das hat sie.« Über mich selbst ärgerlich schlug ich mir gegen die Stirn. »Ich habe daran nicht mehr gedacht, verdammt.«
»Aha.«
»Der Name lautet…«, ich dachte einige Sekunden nach. »Phil Newton. Doktor Newton.«
»Na, das ist
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