1371 - Das Erbe der Toten
auf.
Das Geräusch wiederholte sich erneut, und so kam für mich nur eine Möglichkeit in Betracht.
Holz!
Dieser Teil des Bodens bestand nicht mehr aus Stein, sondern aus Holz. Und das musste einen Grund haben.
»Was war das?«, fragte Curtiz leise hinter mir.
»Ein Hohlraum?«
»Was?«
»Ja, unter mir muss es einen Hohlraum geben.«
»Vielleicht ist es ein Keller?«
»Das kann sein.« Ich wollte es genau wissen und senkte die Lampe, um meine Umgebung genauer anschauen zu können.
Die Stelle, auf der ich stand, war ebenfalls recht dunkel wie der gesamte Fußboden. Auf ihm lag auch der Stoff so dick, dass meine Füße Abdrücke hinterlassen hatten. Das alles passte zusammen, und es war auch okay, nur eben das Material nicht.
Ich bückte mich und klopfte dagegen.
Der hohl klingende Ton blieb, auch wenn er jetzt nicht mehr so laut klang. Dazu war das Holz einfach zu dick. Sofort kam mir der Gedanke an eine Fall- oder Geheimtür. Wenn das tatsächlich zutraf, dann besaß dieser Anbau einen Keller.
Ich trat von der Stelle weg, bückte mich und ließ den Arm mit der Lampe kreisen.
Einen zweiten Blick benötigte ich nicht. Trotz des dicken Staubs malten sich die Umrisse eines Rechtecks ab, und diese Maße sagten mir eigentlich genug.
Von den Ausmaßen her war es breit genug, um einen Menschen durchzulassen. Ich suchte nun nach einem Griff, um die Platte in die Höhe ziehen zu können. Den fand ich nicht. Dafür zwei feste Kugeln an den Seiten, die sich deutlich abhoben.
Ich umfasste sie jeweils mit Daumen und Zeigefinger, entfernte mich von der Luke und zog sie hoch.
Zuerst hatte ich meine Probleme. Sie schien sich im Boden festgefressen zu haben. Aber sie bewegte sich. Das gab mir den nötigen Mut für einen zweiten Versuch.
In meiner Umgebung selbst war es sehr still geworden. Auch Mike Curtiz hielt den Atem an. Er hatte sich hinter mich gestellt und beobachtete mich bei meiner nicht leichten Arbeit.
Ich wunderte mich, wie schwer die Holzklappe war. Aber ich bekam sie hoch. Es gab keine Scharniere, die sie im rechten Winkel festgehalten hätte. Man konnte sie umklappen, und sie fiel mit einem leichten Knarren zu Boden.
Für mich war der Weg in die Tiefe frei!
Ich blieb weiterhin in einer knienden Haltung und leuchtete mit der Lampe in die Tiefe. Sie war nichts anderes als ein dunkles Loch, das dort aufhörte, wo der Boden begann.
Dunkel. Sogar leicht schimmernd, weil sich dort Feuchtigkeit gebildet hatte. Ich blieb auch weiterhin am Rand hocken und ließ die Lampe kreisen.
Nichts war zu sehen. Kein toter Gegenstand, auch kein Gefangener, den man hier über Monate oder Jahre hinweg eingesperrt hatte und der inzwischen zu einem Skelett geworden war.
Was ich sah, war einzig und allein der blanke Boden.
Mike Curtiz besaß nicht den Blickwinkel wie ich. Deshalb fragte er: »Was sehen Sie denn?«
»So gut wie nichts.«
»Ach…«
Seine Antwort hatte enttäuscht geklungen. Ich war es nicht, denn noch hatte ich das unterirdische Versteck nicht durchsucht. Ich ahnte, dass ich noch etwas finden würde. Da verließ ich mich einfach auf mein Gefühl.
Eine Leiter oder eine Treppe gab es nicht. Ich musste also springen, was ebenfalls kein Problem war, denn zu tief lag der Keller nicht unter mir.
»Wollen Sie runter, Mr. Sinclair?«
Ich konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Was dachten Sie denn?«
»Dann bleibe ich hier«, flüsterte er.
»Darum bitte ich.«
Noch mal leuchtete ich nach unten. Es gab kein Hindernis, auf das ich hätte prallen können.
Trotzdem sprang ich nicht. Ich hangelte mich in die Tiefe. Den Rand des Einstiegs ließ ich früh genug los – und landete wenig später mit beiden Füßen auf dem Untergrund, der nicht so hart war wie der Boden, den ich bisher kannte. Meine Schuhe versanken zwar nicht im Schlamm, aber unter den Sohlen war doch die Weichheit zu spüren. Hier hatten sich im Laufe der Jahre Schmutz und Feuchtigkeit angesammelt und einen Teppich gebildet.
Mike Curtiz blieb am Rand des Einstiegs stehen. Mir war das sehr recht, denn ich hätte ihn hier wirklich nicht gebrauchen können.
Der Geruch war ein anderer. Man konnte schon von einem Gestank sprechen. Woher er kam, lag auf der Hand. Er stieg von unten hoch. Das Zeug auf dem Boden gab ihn ab.
Die Lampe tat wieder gute Dienste. Ich leuchtete noch mal hoch und traf das Gesicht des Bankangestellten. Curtiz zuckte zurück, so sehr hat ihn die Helligkeit erschreckt.
»Halten Sie mir bitte den Rücken frei«, bat ich
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