1371 - Das Erbe der Toten
dann musste er eine kleine Provision zahlen. Und das summierte sich.«
»Kann ich mir vorstellen.«
Curtiz lächelte jetzt. Er war in seinem Element und schaute auf die zehn steinernen Ritter, die in zwei Reihen nebeneinander lagen.
Fünf in jeder Reihe.
»Wenn wir sie fragen könnten, würden sie uns sicherlich Auskünfte geben können. Davon bin ich überzeugt. Auch darunter müssen sich einfach Männer befinden, die über das Geld der reichen Adeligen informiert gewesen sind.«
»Erwecken können wir sie nicht.«
»Leider.«
»Okay, Mr. Curtiz, Sie haben mir jetzt einiges gesagt, dass ich als sehr informativ und interessant einstufe, aber warum haben Sie mir das erzählt?«
Über meine ›Dummheit‹ konnte er nur noch staunen. »Ahnen Sie das denn nicht?«
»Ich möchte es von Ihnen selbst hören.«
»Gut. Sie wissen doch, dass nicht alle Schätze der Templer gefunden worden sind.«
Ich konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Und ob ich das weiß, Mr. Curtiz.«
»Dann sind wir schon mal einen Schritt weiter. Ich habe Ihnen ja von gewissen Geheimgesellschaften erzählt, deren Mitglieder sich versteckt halten und sehr mächtig sind. Diese Leute haben – ich sage mal – Geschmack an den Templern gefunden, und das nicht nur aus rein historischem Interesse, sondern auch aus finanziellem. Um sich zu finanzieren, wollen sie an das Vermögen der Templer heran.«
»Und das wissen Sie genau?«
»Ja.«
»Wie versuchen sie es?«
»Durch Unterwanderung.« Er lächelte. »Denken Sie an den Begriff Geheimgesellschaft. Und so geheim benehmen sie sich auch. Sie wollen die noch existierenden Gruppen der Templer-Ritter unterwandern. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht.«
Mike Curtiz hatte sich aufgeregt und einen roten Kopf bekommen. Als so emotional hätte ich ihn beim ersten Hinschauen gar nicht eingeschätzt. Er wunderte sich darüber, dass ich nicht ebenfalls so reagierte und sprach mich mit bebender Stimme an. »Mr. Sinclair, das muss Ihnen doch die Ohren weit öffnen.«
»Hat es bereits.«
»Und weiter?«
»Ich weiß zu wenig. Sie haben einiges gesagt, doch die Informationen sind noch etwas dünn.«
Da hatte ich ihn aber auf dem falschen Fuß erwischt. »Jetzt hören Sie mal, Mr. Sinclair. Was ich Ihnen gesagt habe, das ist…«
»Etwas zu wenig.«
»Was wollen Sie hören?«
Ich ging es ruhig an. »Sie haben von Geheimgesellschaften gesprochen. Oder von einer aber sie sind doch sicherlich nicht so geheim, dass Sie den Namen nicht kennen?«
»Das stimmt.«
»Dann sagen Sie ihn.«
Curtiz, der Mann von der Bank, musste schlucken. Wieder schaute er sich um, als lauerte im Dunkel dieser kalten Kirche jemand, der uns belauschen könnte.
»Ich spreche den Namen nicht gern aus. Er hat schon vor einigen Hundert Jahren keinen guten Klang gehabt. Die Kirche sah die Gruppe als ketzerisches Hassobjekt an.«
»Bitte, den Namen.«
Curtiz machte es noch immer spannend. Als er schließlich sprach, schaute er zu Boden.
»Es sind die Illuminati…«
***
»Die Erleuchteten?«, fragte ich.
»Ja. So kann man sie nennen. So haben sie sich auch selbst genannt.«
»Und sie sind es, die die Templer unterwandern wollen?«
Curtiz nickte.
»Das wissen Sie genau?«
»Und ob.« Er druckste etwas herum. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das alles sagen darf, aber in Anbetracht gewisser Dinge möchte ich das Geheimnis lüften. Es sind in der letzten Zeit sehr hohe Summen auf ein Konto unserer Bank eingezahlt worden. Dieses Geld stammt von den Illuminaten. Das ist sicher.«
»Aber es ist kein Verbrechen.«
»Klar.«
»Weshalb verfolgen Sie die Gesellschaft denn?«
Er verdrehte die Augen. »Bitte, haben Sie mich noch immer nicht verstanden? Sie haben früher mal versucht, die Kirche zu unterwandern. Geschafft haben sie es nicht richtig, obwohl sie überall ihre Zeichen gesetzt haben. Wir erkennen es an den Bauwerken, an Brunnen und auf öffentlichen Plätzen…«
»Hier?«
»Nein, mehr in Italien, Rom. Aber sie wollen wieder Macht erringen. Dazu gehört es, sich Geld zu beschaffen. Sie loten alle Möglichkeiten aus und haben sich wieder daran erinnert, dass es noch Templer-Vermögen gibt.«
»Aha. Versteckt in den Kirchen?«
»Genau.«
Bei mir machte es ein paar Mal Klick. »Sie gehen also davon aus, dass ein Teil des Templer-Vermögens hier irgendwo lagert?«
»Das ist der Punkt, Mr. Sinclair. Endlich haben Sie es begriffen. Ich bin sogar davon überzeugt, dass es hier seinen Platz gefunden hat.«
»Und wo
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