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1371 - Projekt Septembermorgen

Titel: 1371 - Projekt Septembermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aus. „Ich verstehe!"
    Gucky klatschte vergnügt in die Hände. „Du solltest es ihm nachtun", zirpte er. „Es würde ihm sicher gefallen. Du weißt, daß er ein Auge auf dich geworfen hat!"
    Das war untertrieben. Anson hatte alle Augen auf sie geworfen, und er versuchte bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, dies unter Beweis zu stellen, indem er sie zu einem völlerischen Mahl einlud. Nikki war oft versucht, dem Charme und dem herben Witz des alten Kaisers von Olymp zu erliegen. Vielleicht wäre sie sogar weich geworden, wenn er ein richtiges Lebewesen gewesen wäre. Aber Argyris war ein hochgezüchteter Roboter in einer perfekten Maske. Er hätte nie so etwas wie ein Partner für sie sein können. Er wußte das selbst genau, und so blieb das, was sich zwischen ihnen tat, ein Spielchen, mit dessen Hilfe sich der Bioponikteil des Roboters ein wenig von jener Selbstzufriedenheit verschaffte, die seine Positronik ihm zuließ.
    Und dennoch - manchmal war Nikki versucht, Argyris als echt zu betrachten. Die Ernüchterung wirkte immer recht deutlich und machte sie ein wenig wehmütig. Sie rettete sich nur dadurch vor langen Gedanken, daß sie sich einredete, sie würde aufgehen wie ein Hefekloß, wenn sie seinen Einladungen regelmäßig Folge leistete.
    Sie dachte lieber an einen guten Drink. „Dummheit frißt, Intelligenz säuft", hatte sie ihm einmal gesagt, und er hatte es mit einem zustimmenden Lachen quittiert. Es war diese Art von Humor, die ihn so menschlich machte und ihn deutlich als Produkt jener Wesen auswies, die in einer immerwährenden humoristischen Fehde untereinander gelegen hatte.
    Sie meinte die Siganesen und die Ertruser, wobei der Ehre halber gesagt werden mußte, daß die Riesenhaften mit ihren Sichelkämmen lediglich den Spott zur Konstruktion des Vario-500 beigetragen hatten.
    Guckys Aufforderung führte nun dazu, daß Ernesto Briebesca sich aus dem Observatorium herbeibemühte. Er kam über einen engen Antigravschacht von oben und fiel dem Mausbiber fast vor die Füße. „Sie sollte es wirklich tun", verlangte er. „Was Anson recht ist, kann Nikki nur billig sein."
    „Abgesehen davon, daß es sich für eine Dame nicht gehört, sich vor lauter Männern auszuziehen und deren dümmliche Blicke einzuheimsen, wäre es für die Moral des Unternehmens abträglich", sagte die knochige Schönheit, und damit hatte Ernesto stellvertretend für die ganze Besatzung sein Fett weg und hob in hilfloser Geste die Schultern. „Was kann man da machen", meinte er leise zu Gucky. „Kannst du nicht ein wenig nachhelfen?"
    Der Mausbiber blitzte ihn mit seinem einzigen Nagezahn an und verschwand. „Wenigstens ein höflicher Mann in diesem Raum", sagte Nikki zornig. Sie tippte dem Astronomen gegen die Brust. „Sitzt du auf den Ohren? Zieh Leine, aber nach oben. Ich will dich bis zum Abschluß des Projekts Septembermorgen nicht mehr sehen!"
    „Worauf du dich verlassen kannst!"
    Briebesca machte einen Satz in die Luft, wo ihn das Transportfeld aufnahm und in den Schacht hinaufbeförderte. Eine halbe Minute später meldete er Bereitschaft.
    Nikki Frickel wandte sich zu einem der Wandschränke mit der Ausrüstung. Sie kam nicht dazu, in den SERUN zu steigen und ihn durchzuchecken. Der Ilt kehrte bereits zurück, und diesmal brachte er den Vario-500 in seiner eigentlichen Gestalt mit. In nacktem Zustand unterschied er sich nicht viel von anderen Robotern. Äußerlich war sein Grundkörper eine eiförmige Konstruktion mit elliptischem Querschnitt. Die Höhe betrug fünfzig Zentimeter, die mittlere Breite zwanzig. Die Enden des Eis waren abgerundet. Die beiden Arme und Beine waren Teleskopglieder, die nach Bedarf ausgefahren und eingezogen werden konnten. Am oberen Ende des ebenfalls einziehbaren Halses saß der Ortungskopf mit zehn Zentimetern Durchmesser.
    Das Innere des Roboters war mit ein paar Gimmicks ausgestattet. In den Hohlröhren der Arme waren Hochenergiewaffen untergebracht. Die Kraftentfaltung des Robotkörpers entsprach der eines Haluters, seine Höchstgeschwindigkeit im Flug lag bei hundert Stundenkilometern.
    In nacktem Zustand besaß der Vario nur ein einziges Handikap. Er konnte keinen eigenen Schutzschirm aufbauen. Das war Sache des Projektors der jeweiligen PVK-Maske.
    Wer jetzt erwartet hatte, daß der Vario in der üblichen polternden Art von Anson Argyris auftreten würde, der sah sich getäuscht. Der Roboter besaß für jede seiner Masken ein Charakterschema, nach dem er sich infolge

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