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1373 - Die vergessene Sage

1373 - Die vergessene Sage

Titel: 1373 - Die vergessene Sage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiterging. Bis zu dem Punkt, an dem mich mein Bewacher zurückzerrte, weil wir den Platz erreicht hatten, der für uns vorgesehen war.
    Einen Vorteil hatte er. Wir durften uns setzen und wurden auf eine Steinbank gedrückt. So kamen wir uns vor wie zwei Menschen, die auf der Armesünder-Bank hockten und darauf warteten, dass sie ihr Schicksal ereilte.
    Die Männer, die uns hergebracht hatten, blieben wie zwei Säulen hinter uns stehen. Aufpasser, die eingreifen würden, wenn etwas drohte, schief zu laufen.
    Glenda saß rechts von mir. Nichts deutete darauf hin, dass man uns die Fesseln abnehmen würde. So lagen unsere Hände gebunden in den Schößen. Ich traute mir zu, mit gefesselten Händen an meine Beretta zu gelangen, da die Stricke mir eine recht gute Bewegungsfreiheit ließen. Eine Beretta würde auch für die Templer eine verdammt böse Überraschung bringen. Mir wäre es lieber gewesen, wenn es nicht so weit kommen würde und ich sie vorher überzeugen konnte.
    Glenda stieß mich leicht an. Sie wollte, dass ich sie anschaute, was ich auch tat.
    Ich sah ihr Lächeln auf den Lippen, das natürlich nicht echt war.
    Dann hörte ich ihre flüsternd gestellte Frage.
    »Sind wir jetzt das Paar, das gemeinsam sterben muss wie Aida und Radames? Vielleicht sogar in dieser tiefen Gruft und zusammen mit Celine de Vichier?«
    »Ich hoffe nicht.«
    »Gut. Welche Chancen siehst du?«
    »Kann ich dir nicht sagen. Ich hoffe noch immer, den Templerführer überzeugen zu können, was natürlich ideal wäre. Nur ob es mir gelingt, ist mehr als fraglich.«
    »Aber es sind Templer, John.«
    »Eben.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du kannst sie nicht mit denen vergleichen, die wir kennen. Sie kämpfen noch für ein bestimmtes Ideal. Sie wollen die Heilige Stadt Jerusalem dem Christentum zurückgeben. Was daraus geworden ist, wissen wir ja. Aber das wissen sie nicht. Ich bin gespannt, wie wir hier wieder herauskommen. Man kann uns leider in der Vergangenheit töten, da wir aus der Gegenwart eine Reise hergemacht haben. Unsere Leichen sind dann nur in der Gegenwart verschollen.«
    »Daran möchte ich nicht denken«, flüsterte Glenda.
    »Ich auch nicht.«
    Die zwei Aufpasser ließen uns reden. Erst wenn wir versuchen würden, uns zu befreien, würde es Ärger geben.
    Da ich meinen Kopf gesenkt hielt und dabei auf meine Hände schaute, sah ich nicht, was Glenda auffiel. Sie stieß mich sehr schnell an und machte mich darauf aufmerksam.
    »Sie kommen, John.«
    Ich hob den Kopf.
    Dann sah ich das Bild, auf das ich zwar nicht gerade gewartet hatte, das jedoch einfach hatte kommen müssen.
    Celine de Vichier wurde zu einem Richtplatz geführt!
    ***
    Sie schritt aufrecht, als wollte sie beweisen, dass sie auch der nahe Tod nicht schreckte. Sie sprach mit sich selbst. Ich verstand nicht, was sie sagte. Gebete waren es bestimmt nicht. Ich kannte keines, das sich so bedrohlich anhörte wie ihre Worte.
    Flankiert wurde sie von zwei kräftigen Aufpassern, die ihr keine Chance zur Flucht lassen würden. Hinter ihr ging Renaud de Vichier, ihr Bruder. Er hatte sich mit einer neuen Waffe bestückt, die zu dem Gemälde passte.
    In der rechten Hand trug er einen Bogen. Der Köcher mit den Pfeilen hing über seiner Schulter. Er ging nicht mit bis zum Richtplatz. In einer bestimmten Entfernung blieb er stehen. Für ihn musste das die beste Schussdistanz sein.
    Die Aufpasser schritten mit ihrer Delinquentin weiter. Bei jedem Schritt wehten ihre langen Umhänge mit den Tatzenkreuzen auf der Rückseite. Als ich das sah, verzerrte sich meine Miene. Wir würden eine Exekution beiwohnen, die tatsächlich von »frommen« Männern begangen wurde.
    Sie erreichten den Ort des Todes. Es war tatsächlich die Mauer, wie man sie auch auf dem Bild sah, dessen Motiv jetzt in der Wirklichkeit vollendet werden sollte.
    Die Bewacher griffen zu und drehten Celine so um, wie sie auch auf dem Gemälde zu sehen war. Dann drückten sie die Frau nach unten, damit sie ihren Sitzplatz einnehmen konnte.
    Es war alles so, wie wir es schon gesehen hatten. Wenn ich mir vorstellte, dass das Gemälde hier existierte, aber auch in Glendas Schlafzimmer, konnte ich nur den Kopf schütteln.
    Nicht weit entfernt hatten die Templer zwei Feuerstellen errichtet.
    Das Licht drang von zwei Seiten auf Celine zu. Auch der Wind hielt sich zurück, und so war sie recht gut zu sehen und deshalb auch ein perfektes Zielobjekt.
    Sie schaute nach vorn.
    Sie musste uns sehen, aber sie reagierte nicht.

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