1373 - IMAGO
hatte.
Was die Kalenderuhr aber immer noch tat, war, ihn daran zu erinnern, wie lange er schon von Gesil entfernt war. „Wir tauchen auf", meldete sich LEDA. „Gut", antwortete er. Was hätte er sonst sagen sollen? Er mußte die Dinge so nehmen, wie sie kamen.
Als eine Art Nachgedanken fügte er hinzu: „Laß es mich hören, wenn sich etwas Wichtiges ergibt."
Eine Videofläche entstand. Sie zeigte dasselbe Bild, das er vor ein paar Stunden gesehen hatte, als Beodu ihm von seinem Traum erzählte. Das menschliche Auge war nicht in der Lage zu erkennen, daß LEDA ihre Position inzwischen um Tausende Lichtjahre verändert hatte. Das Gewimmel der Sterne vor dem düster leuchtenden Hintergrund war so unübersichtlich wie zuvor.
Irgendwo in diesem Gewirr lag das Sonnenfünfeck, das Pentagramm, der Drudenfuß. Eine der fünf Sonnen war Anklam. Während LEDA mit ihren Messungen begann, kehrten seine Gedanken zurück zu den turbulenten Ereignissen, die vor sechs Wochen ihren Anfang genommen hatten.
2.
Sie waren am 15. Mai von Tuyon aufgebrochen. Erstaunliche Dinge hatten sich dort ereignet. Perry Rhodan war dem eigenartigen Volk der Benguel begegnet, und Beodu hatte in den Benguel Artverwandte eines der beiden Wesen erkannt, die in seinem wichtigsten und sich seit vielen Jahren beharrlich wiederholenden Traum eine Rolle spielten. Perry Rhodan hatte sich bei der benguelischen Hierarchie unbeliebt gemacht. Er war festgenommen und eingesperrt worden. Es hatte ihm keine ernsthafte Gefahr gedroht; die Benguel hatten lediglich einen lästigen Mitbewerber bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, der Astrologie, aus dem Verkehr ziehen wollen.
Mittlerweile jedoch hatte die LEDA, von der er seit jenen turbulenten Ereignissen, die sich im Februar 447 auf den Monden Drifaal und Ylon des Anklam-Systems abgespielt hatten, getrennt war, Perry Rhodans Spur gefunden und in Erfahrung gebracht, daß er auf Tuyon gefangengehalten wurde. Die LEDA hatte umgehend Ren-No, den kartanischen Projektleiter auf Drifaal, benachrichtigt, und Ren-No hatte es sich nicht nehmen lassen, mit einer Invasionsflotte über Tuyon zu erscheinen, um den geheimnisvollen Fremden, der aus einem anderen Universum kam, zu befreien.
Die Ankunft der Invasionsflotte hatte die Benguel in Panik versetzt. Sämtliche 18 Millionen Bewohner des Planten Tuyon waren Hals über Kopf geflohen, und zwar an Bord unförmig wirkender Raumschiffe, die sich, sobald sie den planetaren Orbit erreichten, zu einem einzigen Riesenfahrzeug zusammenschlossen.
Perry Rhodan war gefunden worden; dabei hatte er jedoch ein Erlebnis gehabt, das ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf ging. Jordan, der Juatafu-Roboter, und ein Benguel namens Eserfim hatten ihn im Gefängnis besucht. Etwa um diese Zeit waren die ersten Fahrzeuge der Invasionsflotte gelandet. Ein vennischer Offizier namens Laftri war auf der Gefängnisplattform niedergegangen, auf der sich Perry Rhodan und seine beiden Begleiter inzwischen befanden. Als Laftri den Gleiter verließ, war folgendes geschehen: Jordan und Eserfim standen einander gegenüber. Auf einmal hatte es eine Leuchterscheinung gegeben, einem Blitz nicht unähnlich, und Jordan und Eserfim waren leblos zusammengebrochen.
Eine Erklärung für diesen Vorgang gab es bis heute nicht. Auf Rhodans Ersuchen hin waren die reglosen Körper an Bord des kartanischen Flaggschiffs gebracht worden. Die Invasionsflotte war kurz darauf in Richtung Anklam-System aufgebrochen. Die LEDA, Perry Rhodans DORIFER-Kapsel, war am Flaggschiff angedockt. Noch bevor die Schiffe in die Überlichtphase gingen, hatte Ren-No den Terraner rufen lassen.
Jordan und Eserfim waren wieder zu sich gekommen. Aber welche Enttäuschung! Jordan war auf einmal nur noch ein simpler Arbeitsroboter, auf einige wenige Funktionen spezialisiert und gerade mit so viel Intelligenz ausgestattet, wie er zum Versehen seiner Aufgaben brauchte. Eserfim schien den Verstand verloren zu haben. Er, der zuvor recht beredt gewesen war, brachte kaum noch zwei zusammenhängende Worte hervor.
Dem rätselhaften Ereignis hatte LEDA eine noch geheimnisvollere Note hinzugefügt, nachdem sie nämlich etliche Stunden lang linguistische Analyse betrieben und ermittelt hatte, daß der Name Eserfim aus der Sprache Sothalk stammen könne. Sothalk war die Sprache, die in der Mächtigkeitsballung Estartu als allgemeine Umgangssprache verwendet wurde. Nun hatte es mit den Benguel und ihren Namen ohnehin eine besondere Bewandtnis. Die
Weitere Kostenlose Bücher