1374 - Zombies im Mediapark
auf diese Zeilen zu werfen.«
»Bei allen Heiligen, das will ich nicht hoffen. Nein, nein, auf keinen Fall. Wir sehen uns immer noch als das ›Hillige‹ Köln an. Wegen des Doms, Sie verstehen.«
»Klar. Aber auch das schützt nicht vor Verbrechen.«
Eckert rückte näher an mich heran. »Außerdem will ich Ihnen noch etwas sagen. Die Mitarbeiter vom Express haben nicht mal Bilder abgedruckt. Wenn so etwas bei einer Boulevardzeitung passiert, können Sie sich vorstellen, wie schlimm die Opfer ausgesehen haben. Das ist der reine Wahnsinn.«
»Kann ich mir denken. Und der Verdacht, dass es ein Tier gewesen sein könnte, ist keinem gekommen?«
Der Bahnhofsbuchhändler schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Herr Sinclair. Das wäre längst herausgekommen. Das hätte auch die Polizei auf einer ihrer Pressekonferenzen bekannt gegeben. Auf keinen Fall weisen die Morde in diese Richtung. Es ist ein Mensch«, er winkte ab. »Ach, was sage ich, eine Bestie.«
»Das denke ich jetzt auch.«
Herr Eckert lächelte mich an. »Trotzdem will ich Ihnen den Aufenthalt in unserer wunderschönen Stadt nicht mies machen. Sind Sie beruflich oder privat hier? Entschuldigen Sie meine Neugier.«
»Das macht nichts. Um Ihre Frage zu beantworten, ich bin privat hier, weil ich einen Freund besuche. Er und seine Frau wollen mir die Stadt ein wenig näher bringen.«
»Dann wünsche ich Ihnen viel Spaß.«
»Danke, ich werde mich bemühen.«
Herr Eckert reichte mir zum Abschied noch die Hand. Danach verließ er die Buchhandlung und ich ging zur Kasse, um die Zeitung zu bezahlen. Es war klar, dass diese Taten die Menschen hier beschäftigten, aber man konnte sie nicht rückgängig machen, und ich hoffte, dass keine weiteren Morde mehr passierten. Ich jedenfalls würde alles tun, um das zu verhindern.
Ich verließ das Pressezentrum Ludwig und ging in Richtung Hauptausgang. Die Zeitung wollte ich im Taxi lesen, das mich zum Mediapark bringen würde.
Kaum hatte ich die Bahnhofshalle verlassen, irritierte mich ein bestimmter Anblick. Ich war schon einige Male in Köln gewesen, doch jetzt fehlten die Treppen, die zum Domplatz führten. Man hatte sie abgerissen und für einen Notübergang gesorgt. Eine neue Treppe würde nicht lange auf sich warten lassen.
Um die Taxis zu erreichen, musste ich mich nach rechts wenden.
Die Zeitung klemmte ich zwischen die Griffe der Reisetasche und suchte mir den ersten Wagen aus.
Der Fahrer war ein kleiner Mann mit einem dichten Oberlippenbart. Er grüßte freundlich, und ich, der im Fond saß, gab ihm mein Ziel bekannt.
»Oh, Mediapark«, sagte er nur.
»Ja, warum?«
»Sie wissen, was dort passiert ist?«
»Klar. Ich bin dabei, mich zu informieren. Man kann es nicht übersehen.«
Er fuhr an. »Genau. Das macht Köln fast berühmter als der Karneval. Wobei mir der lieber ist.«
»Kann ich verstehen.«
Ich klappte die Zeitung auseinander und las die Namen der Toten. Befragt wurde auch ein Stefan Goethel. Er war Hauptkommissar und leitete die Sonderkommission.
Der Mann gab auf die Frage des Reporters ehrliche Antworten.
Die Polizei war bei ihren Nachforschungen noch nicht weitergekommen. Die Namen der Toten waren abgedruckt. Ich las sie, doch sie sagten mir nichts.
Auch die Reporter konnten sich keinen Mörder aus den Rippen schneiden, und so liefen die Ermittlungen immer ins Leere. Die Zeitungen allerdings würden noch lange über diese grausamen Fälle berichten, das stand fest.
Hin und wieder schaute ich aus dem Fenster. Dann glitt mein Blick an einem Häusermeer entlang, und wenig später hieß die Straße, über die wir fuhren, Kaiser-Wilhelm-Ring.
»Sind Sie zum ersten Mal hier in Köln?«
»Nein, aber ich kenne die Stadt trotzdem kaum. Sie gefällt mir.«
»Danke, ich bin Kölner. Leider wird einfach verdammt viel gebaut. Köln hat viel von seinem früheren Flair verloren. Aber was will man machen? Die alten Zeiten sind vorbei.«
»Sie sagen es.«
»Da, wenn Sie nach vorn schauen, sehen sie eines dieser Bauwerke. Es ist der Köln Turm. Der überragt alles. Er steht übrigens dort, wo sie hin müssen.«
»Danke für die Infos.«
Aus dem Kaiser-Wilhelm-Ring wurde der Hansaring, und wir bogen sehr bald in eine schmale Straße hinein, die Am Kümpchenshof hieß. Sie führte direkt in den Mediapark hinein und endete dort, wo sich die Schräge zu einer Tiefgarage befand.
Der Fahrer hielt an der Seite, um die Zufahrt nicht zu versperren.
Ich zahlte die Fahrt, gab noch ein Trinkgeld, und
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