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1376 - Die Werber des Hexameron

Titel: 1376 - Die Werber des Hexameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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oder in der Technozone. Aber er roch förmlich, daß er sich in Jhiakk befand. Vielleicht bedeutete das, daß er und Shaa die Prüfung bestanden hatten - jedenfalls hoffte Shallun darauf, obwohl sie an der letzten Hürde ja definitiv gescheitert waren. „Wann darf ich den Tank verlassen?"
    Die Hauri musterte ihn abwägend. „Sofort", entschied sie. „Ich kann den Platz für einen anderen Patienten gut brauchen. Du wirst in den Krankenraum umgebettet."
    Bevor man ihn noch aus dem Tank heben konnte, war Shallun eingeschlafen. Er kam in einem niedrigen, aus totem Berggewebe gehauenen Raum wieder zu sich. Ringsum standen fünf Betten, jedoch war außer dem eigenen keines belegt. Da dies alles war, was zu tun blieb, versuchte er einzuschlafen. Vor seinem inneren Auge tanzten Bilder des vierbeinigen Tieres, das er in der Wüste erlegt und hinuntergeschlungen hatte, und verschwanden nicht einmal im Traum. Er wollte Shaa vor dem Wasser im Leib seiner Beute warnen - wieder und wieder ohne Erfolg.
    Als er am dritten Tag gerade erwacht war, besuchte ihn Kaahn. „Wie ich höre, bist du bald einsatzfähig."
    Shallun antwortete nicht. „Du wirst Versorgungsflüge übernehmen und einige Zeit von Jhiakk fort sein ... Aber dann wird alles anders."
    „Heißt das, wir werden ausgestoßen?" wollte Shallun wissen. „O nein! Ich selbst habe viele Tage am Rand des Berges gewartet, ob ihr auftauchen würdet. Ihr habt es geschafft. Das letzte Detail ist dabei ohne Bedeutung, weil euer Überlebenspotential feststeht. Damit werdet ihr zu Priestern erhoben, denke ich."
    Shallun schaute den anderen aus weit geöffneten Augen staunend an. „Und die Priesterlehrer wollen nicht wissen, wie wir es geschafft haben?" Dabei dachte der Hauri schuldbewußt an das Tier, dessen Verzehr ihrem gewohnten Urkhiitu und Ponaa nicht einmal nahegekommen war. „Nein, wir wollen es nicht wissen. Niemand wird danach gefragt." In dieser Sekunde begriff Shallun, daß im Zuge seiner Ausbildung jeder Bergbewohner einmal gezwungen war, sich unlauter am Leben zu halten. Unlauter, das Wort brannte in seinem Geist; womöglich war Schuldbewußtsein gerade die Emotion, worauf es das Ausbildungssystem abgesehen hatte.
    Kein Hauri war wirklich frei von Schuld, und so würde kein Priester vergessen, daß Reinheit nur in den Lehren des Hexameron lag. „Welch ein hinterhältiger Trick", murmelte er leise. Kaahn hatte seine Worte unmöglich verstehen können. „Ein Stoßgebet an die Göttin Girratu", fügte er der Erklärung halber laut hinzu.
    Priesterlehrer Kaahn musterte ihn zweifelnd. „Nun gut", sagte er, „du meldest dich, sobald du gesund bist."
    Im nächsten Augenblick war Shallun wieder allein.
    Die nächsten Tage verdämmerte er im Halbschlaf, ohne sich große Sorgen um den Bruder oder um die Zukunft zu machen. Irgendwann später erschien jene Hauri, die ihn aus dern Flüssigkeitsschlaf geweckt hatte, und injizierte Shallun mit einer Hochdruckspritze milde Aufputschmittel. „Das wird dich auf die Beine bringen. Den Rest schafft dein Körper selbst."
    Shallun erhob sich, legte seine Kutte an und suchte Kaahn auf. „Ich bin verwendungsfähig", meldete er. Dabei pulsierte heißes Blut durch seine Adern und täuschte mehr Energie vor, als tatsächlich in ihm war. „Sehr gut. Meine Ankündigung gilt noch - ich teile dich den Versorgungsflügen zu."
    In der Folge steuerte Shallun schwere Lastengleiter und selten Personentransporte, immer hin und her zwischen Jhiakk und der Technozone.
    Wenn außer Kontrollblicken auf den Kurscomputer nichts zu tun blieb, dachte er an Shaa, mit dem er in Nemees aufgewachsen war. Wie mochte es dem Bruder inzwischen gehen? Und woran lag es, daß Shaa auf die Anstrengungen viel empfindlicher reagiert hatte? Vielleicht stellte sich jeder Haurikörper anders auf die Wasserzufuhr ein. Ganz sicher sogar, überlegte er, es mußte so sein.
    Nach zwei Wochen begegnete er Shaa zum ersten Mal.
    Er fragte beim Pförtner nach und erhielt überraschend Auskunft. „Ja, er wird bald hier eintreffen. Am besten wartest du ab, bis es soweit ist."
    Shaa traf mit einem vollbesetzten Trimer ein. Er fand nur wenige Sekunden Zeit, mit Shallun zu sprechen, dann hatten die Entladearbeiten Vorrang. Er schien auffallend abgemagert, fand Shallun, und brachte seine Worte holpriger heraus, als es vor der Prüfung der Fall gewesen war.
    Mit einer Mischung aus Enttäuschung und Besorgnis sah Shallun ihm nach.
    Irgend etwas war geschehen. Aber was?
    Vertreter aus

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