1376 - Die Werber des Hexameron
unterschied. „Kommt mit! Für eine Transportgelegenheit ist gesorgt."
Rhodan und Beodu folgten ihrem Führer zu einem kleinen, offenen Gleitgefährt und bestiegen hinter ihm die Fahrgastkanzel. Die Landefelder waren in helles Scheinwerferlicht getaucht. Trotzdem erkannte der Terraner LEDA erst spät, denn der Schlagschatten eines bauchigen Frachtraumers verdeckte ihre eher gedrungene Form. „Beeilt euch! Ihr habt nicht viel Zeit."
Rhodan ließ den Pikosyn seiner Netzmontur ein Kodesignal abstrahlen. LEDA hätte ihn und Beodu auch so erkannt - doch es handelte sich um eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. Sekunden später starrte er in der Zentrale wie gebannt auf die kleine Schachtel, die ein Servicerobot neben dem Hauptbildschirm abgelegt hatte. „Das ist es", verkündete LEDA stolz. „Ich habe das Gerät Pedas genannt. Die Abkürzung stammt aus deiner Muttersprache, Perry. Es heißt Psionic Energy Detector and Suppressor. Wenn irgendwo ein Psikyber läuft und dich zu beeinflussen sucht, merkt es der Pedas ganz sicher. Er wird außerdem versuchen, den Effekt zu unterdrücken, im Idealfall ganz."
„Hervorragend." Rhodan nahm das Kästchen auf und öffnete es. Darin war nichts als ein paar miniaturisierte Schaltkreise, die er nach LEDAS Anweisung in die Netzkombination integrierte. „Besteht die Möglichkeit, ein zweites Gerät herzustellen?"
„Im Augenblick leider nicht", bedauerte LEDA. „Unter Umständen später, sobald wir unser technisches Arsenal ergänzt haben, aber auch das ist nicht sicher."
„Nun gut. Wir haben es eilig, Beodu."
„Und paßt auf euch auf!" rief LEDA den beiden nach.
Rhodan und der Attavenno stiegen kommentarlos in den Schweber. Der Hauri verzichtete auf jegliche Nachfrage, und ein paar Minuten später standen sie auf der anderen Seite des Raumhafens wieder am Portal. Zum Glück war der Heimweg schwach beleuchtet, so daß sich die beiden Freunde ihren Weg nicht mit Taschenlampen suchen mußten.
Vakk ließ sie ein. Seine Miene war unbewegt wie immer. Doch Rhodan hatte keine Lust, sich auf ein fruchtloses Gespräch mit dem alten Hausmeister einzulassen. Er stieß die Tür zu ihrer Unterkunft auf, trat ein und blieb wie angewurzelt stehen.
Die Waffe flog ihm wie von selbst in die Hand. .Beodu trat neben ihn und erstarrte. „Das ist er", brachte der Attavenno mühsam hervor. „Mit ihm habe ich mich geprügelt..."
Der alte, heruntergekommene Kartanin, der sich Zutritt zu ihrer Unterkunft verschafft hatte, kam schwerfällig auf die Beine. „Entschuldigt mein Eindringen", bat er höflich. „Mein Name ist Nai-Leng. Ich denke, wir sollten uns unterhalten."
4.
Priester Shallun erwachte in vollkommener Schwerelosigkeit.
Oder irrte er? Ja, denn seine Arme und Beine sanken allmählich abwärts und wurden nur durch einen schwachen Strom wieder aufwärts getrieben. Jetzt spürte er die sachte Bewegung am ganzen Körper.
Ruhe erfüllte ihn, und er wunderte sich darüber, daß noch vor wenigen Augenblicken eine Mischung aus Todesangst und hilfloser Resignation sein Denken erfüllt hatte.
Er bewegte vorsichtig die Arme nach links, rechts, oben und unten. Dabei fand der Hauri heraus, daß sein Aufenthalt von vier stabilen Wänden begrenzt war. Ringsum war träge Flüssigkeit. Weshalb ertrank er nicht? Shallun wußte genau, daß ein haurischer Körper für den Aufenthalt in Flüssigkeiten nicht gemacht war.
Aber nun änderte sich etwas. Der sachte Strom wurde stärker, er wurde zu einem steten Ziehen aus mindestens zwei Richtungen. Plötzlich war die obere Wand des Behältnisses fort, und Shallun spürte kühle Luft an seinen Fingerspitzen. Er sank auf den Grund der Flüssigkeit, deren Pegel ihrerseits sank, bis er fast trocken dalag.
Mühsam öffnete er die Augen.
Ein paar Sekunden lang begriff Shallun nicht, was geschehen war, doch endlich erkannte er die Wahrheit.
Er lag in einem medizinischen Regenerationstank. Man mußte ihn und Shaa gefunden und geborgen haben. „Wie fühlst du dich?"
Shallun sah verwundert auf und erkannte eine alte Hauri in keimabweisender Sicherheitskleidung. Er wurde sich jeder einzelnen Faser seines Körpers bewußt. Offenbar hatte er keine tiefgreifenden Schäden zurückbehalten. „Es geht mir gut", antwortete er deshalb. „Was ist mit meinem Bruder?"
„Der andere Patient namens Shaa pak Jhiakk? Oh, ihm geht es etwas schlechter, aber auch er kommt wieder in Ordnung."
Shallun wollte sich erkundigen, wo er war; ob in einem der Berge
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