1376 - Die Werber des Hexameron
quer durch Hangay und zurück.
Anschließend wurde er nach Talluur beordert. Als Absolvent des Priesterberges Jhiakk begegneten andere Hauri ihm stets respektvoll; doch in Jhiakk war dies ganz anders. Sie ließen ihn zunächst drei Tage harte Arbeit tun, bevor einer der Priesterlehrer überhaupt mit ihm sprach.
Wieder war es Kaahn. „Jetzt hast du viele Höhen und Tiefen erlebt, Shallun, obwohl du noch jung bist. Es wird Zeit, daß du als Repräsentant des Berges auftreten kannst und eine echte Aufgabe übernimmst. Warte in deiner Kammer, bis es soweit ist."
Er fand erstmals seit Jahren Zeit zum Nachdenken. Stimmte es, was Kaahn gesagt hatte? Ja, es war viel geschehen, und die Tatsache, daß er im Innersten ein Abtrünniger war, hatte kaum eine Rolle gespielt. Er hatte gelernt, weil Lernen in seiner Art lag, weil Arbeit sein Denken betäubte und lange Zeit stillgelegt hatte.
Kaahn holte ihn mitten in der Nacht. Der ältere Hauri führte Shallun bis an jenen Arbeitsraum, wo er dem Vorsteher Jhiakks zum erstenmal gegenübergestanden hatte. „Komm nur herein."
Shallun trat vor und machte im Dunkeln den Prior aus, ganz wie beim erstenmal. Aber da war eine zweite Gestalt, ein hochgewachsener Hauri in Rot... „Shaa!"
„Ja, ich bin es, Bruder. Diesen Auftrag führen wir gemeinsam aus."
„Ihr werdet ein gutes Team bilden", ergänzte der Vorsteher. „Es geht um folgendes: Als Priesterberg haben wir in Jhiakk besondere Verbindungen. Das umfaßt sämtliche Datenzentren des Ushallu-Systems bis auf Cheobad, den fünften Planeten. Was dort geschieht, bleibt auch uns verborgen, aber es soll nicht Thema dieser Besprechung sein.
Vor einiger Zeit erhielten wir Nachricht von der Ankunft eines Fremden auf Bentang, einer haurischen Station nahe dem Anklam-Projekt der Kartanin. Dies ist niemandem besonders aufgefallen - auch nicht, als es der Fremde fertigbrachte, sich dem Kommandanten Varro pak Duur und einem Psikyber zu entziehen. Es wurde jedoch gespeichert.
Seither ist uns dieser Fremde mehrfach in die Quere gekommen. Jüngstes Beispiel: Er hat im Charif-System unsere Organisation, die Han-Shui-Kwon, ausgehoben. Narmon ald Tiil mußte fliehen und ließ alles zurück; heute tut er Dienst in einem unserer Ausbildungszentren in der Technozone."
„Wie sollen wir den Fremden finden?" fragte Shallun unhöflich. „Hangay ist groß für ein einzelnes Individuum."
Der Prior warf ihm einen strafenden Blick zu. „Ihr müßt den Fremden keineswegs suchen. Da die Computer Jhiakks als einzige im Reich der Hauri die richtige Querverbindung gezogen haben, kennen wir den Aufenthalt des Fremden. Er befindet sich auf Eperum, in der Stadt Eperst. Sein Name ist Perry Rhodan."
„Was soll mit ihm geschehen?" fragte Shaa. „Das ist einfach. Tötet Ihn!"
Per Transmitter begaben sie sich nach Eperst. Die Stadt war im äquatorialen Gürtel Eperums gelegen und galt als „sicher" - dort waren überproportional viele Hauri im Einsatz, um eventuelle Übergriffe Verdächtiger abzufangen.
Shallun fand sich neben seinem Bruder vor dem Transmitterbogen wieder. Die Station war ausschließlich solchen Hauri zugänglich, die aus einem der Priesterberge stammten oder von dort kommandiert wurden.
Sie trug den Namen „Pforte nach Talluur", und Shallun wußte genau, daß über ihre Ausstattung in Eperst nicht das geringste bekannt war.
Ebenso wie alle Städte auf Eperst hatte man auch die Station unter Zeitdruck errichtet. Darin befanden sich nichts als die Transmitter, ein paar Behältnisse mit Urkhiitu und Ponaa und Kommunikationseinrichtungen. Es würde ausreichen, natürlich, weil sie ja nur die Liquidation einer einzelnen Person durchzuführen hatten.
Aber gerade dies machte Shallun zu schaffen.
Er hatte schon intelligente Wesen umgebracht, das war nicht zu leugnen. Doch immer war es in Notwehr geschehen. Durfte er nun, auf einen Befehl hin, zum Killer werden? Kein Hauri außer ihm hätte solche Zweifel überhaupt formuliert - soviel war sicher. Er war eben anders, und nun schien der Augenblick gekommen, da es zutage trat. „Träumst du?" fragte Shaa mit seiner veränderten Stimme, der Shallun das Wasser überdeutlich anhörte.
Auf seinem Rücken hing festgeschnallt ein glucksender Fünfliterkanister. „O nein, Bruder. Ich denke nach."
„Worüber?"
„Über unser Vorgehen."
„Da gibt es wenig nachzudenken."
„Du täuschst dich, Shaa. Weshalb hat der Fremde Varro pak Duur entkommen können? Nicht einmal der Psikyber von Bentang hat
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