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1376 - Die Werber des Hexameron

Titel: 1376 - Die Werber des Hexameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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brannte kein Licht. Es handelte sich um einen vergleichsweise winzigen Verschlag, soviel begriff der junge Hauri. An der Wand gegenüber würden sich Lichtschalter und ein Schott zum nächsten Korridor finden. „He!"
    Shalluna reichte seinem Bruder eine Hand und zog ihn hinauf. Sie kauerten am schattigen Rand der Ladeluke nieder, behielten die Pfortenöffnung des Berges im Auge und warteten ab. Es dauerte nur wenige Minuten. Selten genug war den Hauri aus der Technozone ein längerer Aufenthalt im Berg der Priester gestattet. Woran das lag, hatten die Lehrer nicht gesagt. Er und Shaa zumindest lebten hier - und das war genug, dachte Shalluna.
    Die Erwachsenen begaben sich zum Kopfteil des Trimers und ließen sich dort von einem Antigravfeld aufwärts ziehen. Als der letzte verschwunden war, sank unter dem Schiff der Boden weg. „Sie schließen die Luken nicht", sagte Shaa beklommen. „Genau das haben wir vergessen ..."
    „Keine Panik, Bruder." Shalluna schaute mit einem flauen Gefühl in den Gliedern nach unten. Dort schrumpfte der Berg allmählich zu einem langgestreckten, zerklüfteten Objekt. „Die Technozone ist nur ein paar Kilometer entfernt."
    Er spürte, daß seine Zuversicht geheuchelt wirkte. Aber weshalb hätte die Besatzung für einen Flug von dreißig oder vierzig Kilometern das Schiff aus der Lufthülle hinaussteuern sollen? Nein, sie waren sicher ...
    Der folgende Augenblick belehrte ihn eines Besseren. Unvermittelt nahm das Schiff Fahrt auf, und sie wurden von übermächtiger Andruckbelastung ans hintere Ende der Frachtkammer gepreßt. Erst allmählich pendelte sich die Beschleunigung auf geringe Werte ein.
    Sie krochen gegen den scharfen Fahrtwind nach vorn. Weit unten lag der Berg der Priester, umgeben von einer Wolke aus Staub. Seine Masse sah gewaltig aus und war doch erstaunlich gering. Daran waren die vielen Hohlräume, eingeschlossene Gasblasen und das feste, zugleich leichte Gewebematerial des Berges schuld. „Schau nur, dort!"
    Shallunas Arm wies in Richtung einer glitzernden Fläche, die hinter zwei Gebirgszügen aufgetaucht war.
    Sie schien bis zum Horizont hin unbegrenzt, und der junge Hauri wußte, daß dem tatsächlich so war. Von Norden nach Süden durchmaß die Technozone mehr als hundert Kilometer. Dort lebten all jene Jünger des Hexameron, die in den Priesterbergen keinen Platz gefunden hatten. Auf Talluur machten sie neunzig Prozent der Gesamtbevölkerung aus. „Ich hätte nie gedacht, daß es von oben so gewaltig aussieht", flüsterte Shaa.
    Bald zerfiel das Glitzern in Details.
    Es gab Gebäude unterschiedlichster Art in der Technozone. Schlanke, turmartige Leiber wuchsen neben ausgedehnten Lagerhallen aus dem Wüstenboden. Es gab Wohngebiete, worin Tausende von Hauri untergebracht waren, und matt gestrichene Silos, deren Sinn Shalluna beim besten Willen nicht erriet.
    Hier hatte die Abkehr der Hauri vom Leben in den Bergen seinen Anfang genommen. Er hatte von einem Museumsbezirk gehört, irgendwo im Herzen der Technozone. Konzentrische Gebäuderinge immer jüngeren Datums umgaben jenen Kern und hatten so das künstliche Areal entstehen lassen.
    Weshalb hatten die Priester nicht mehr davon berichtet?
    Wollte man sie von diesem Teil Talluurs fernhalten? Vielleicht, dachte Shalluna, denn die Lehrer hatten sie oft genug gemahnt, ihre Kraft allein den Lehren des Hexameron zu widmen. Erst dann wären sie zu Novizen ernannt worden und hätten als Erwachsene gegolten. Und was, wenn ihre Eigenmächtigkeit diesen Schritt verhinderte? Shalluna mochte nicht daran denken. „Gleich landen wir, Bruder."
    Shalluna kam nicht mehr dazu, Shaas Worte zu überprüfen. Derselbe Andruck wie beim ersten Mal warf sie rückwärts. Als sie sich erholt hatten, stand der Trimer still über einem freien Areal am Rand der Zone. „Der Raumhafen!" stellte er beeindruckt fest. „Was glaubst du, Shaa, wie viele Schiffe sind es? Hundert, zweihundert?"
    „Viel mehr", versicherte der andere glaubwürdig.
    Der Trimer sank gemächlich abwärts. Weit unten machten die beiden Kinder einen freien, farbig markierten Landeplatz aus. Das flaue Gefühl in Shallunas Gliedern verstärkte sich, und erstmals wußte er nicht mehr zu sagen, weshalb sie den verbotenen Abstecher überhaupt unternahmen. Wirklich nur Neugierde? Er stieß ein paar unwillige Laute aus, ließ Shaas fragenden Blick jedoch ohne Antwort.
    Mit sachtem Ruck setzte das Schiff auf. Hier endeten seine konkreten Vorstellungen. Ein wenig ratlos schaute

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