1376 - Die Werber des Hexameron
trat zerzaust aus dem Getümmel und sank neben ihm mit schlaff en Kopfflügeln in gehockte Stellung. „Was ist geschehen?" wollte Rhodan wissen. Er war froh, den Attavenno unverletzt wiederzusehen.
Beodu sah verlegen in eine andere Richtung. „Zuerst ging alles so, wie ich es geplant hatte. Ich wollte nur eine attavennische Kolonie finden, wenn es in Eperst eine gibt... Das gelang auch. Du wirst es kaum glauben, Waqian, doch in Eperst leben mindestens zwanzig Attavennok!" Beodu dämpfte willentlich seine Begeisterung. „Leider hilft uns das überhaupt nicht weiter.
Viele von ihnen sind von diesem Virus der Sechs Tage infiziert. Sie wissen nur wenig von anderen Dingen."
„Aber das war ja wohl nicht alles", bemerkte Rhodan ironisch. „Nein, bestimmt nicht. Da noch Zeit genug blieb, habe ich mir Randbezirke der Stadt angesehen.
Erinnerst du dich noch an den verlassenen Platz, den wir gestern gefunden haben? Dort bin ich einem Kartanin begegnet. Er war ziemlich alt und heruntergekommen - ich wundere mich, daß man ihn noch nicht aus Eperst entfernt hat."
„Und weiter?"
Beodu schien ein wenig zu drucksen, doch Rhodan wußte, daß bei einem artfremden Lebewesen die Beobachtung täuschen konnte. „Ich habe den Kartanin angesprochen. Aber er war sehr unhöflich. Er nannte mich einen nutzlosen Zwerg ... Ich geriet so sehr in Wut, daß eine Prügelei dabei herauskam."
„Ist das so schlimm?" fragte Rhodan. „Nein, das nicht. Aber ich habe gewonnen, und ich sagte ihm, ich wäre lieber ein Zwerg als ein hirnverbrannter Idiot, der den Unsinn des Hexameron glaubt. Das war wohl etwas ungeschickt - jetzt hat dieser Kartanin mich und damit uns in der Hand."
„Gab es Zeugen?"
„Nein, wenigstens etwas ..."
„Dann warten wir ab, was weiter geschieht. Täglich werden aus Eperst Glücksritter und Vagabunden abgeschoben, deren Ungläubigkeit erwiesen ist. Schlimmeres kann uns auch nicht passieren, denke ich."
Sie machten sich gemeinsam auf den Weg zurück zur Unterkunft.
Als es schon fast dunkelte und sie nur mehr wenige hundert Meter zu gehen hatten, stellte der Pikosyn einen Funkspruch von Rhodans DORIFER-Kapsel durch: „Hörst du mich? Hier spricht LEDA."
„Die Verbindung ist einwandfrei." Rhodan war stehengeblieben und tat, als spreche er zu Beodu. Der kleine Attavenno hatte das Spiel sofort begriffen und hörte aufmerksam zu. „Es geht um den Auftrag, den du mir vor ein paar Tagen gegeben hast, erinnerst du dich?"
„Natürlich. Was ist damit?"
„Das Gerät ist fertiggestellt." Rhodan bildete sich ein, aus LEDAS Stimme Triumph zu hören. „Du kannst es übernehmen, wann du willst."
Rhodan trennte die Verbindung von sich aus. „Wir müssen zur Kapsel", erklärte er. „LEDA hat ein wichtiges Ausrüstungsstück hergestellt."
„Was ist es?"
„Das erkläre ich dir auf dem Weg zum Raumhafen. Zuerst suchen wir aber Vakk auf und bitten um Genehmigung, Eperst für ein paar Stunden zu verlassen."
„Wie willst du das anstellen, Waqian?"
„Laß das meine Sorge sein." Er betrat ohne Beodu ihre Schlafstätte und kam ein paar Minuten später lächelnd wieder zum Vorschein. „Wie hast du das gemacht?" fragte Beodu staunend. „Um ehrlich zu sein: Ich habe nicht geglaubt, daß es geht."
„Ganz einfach", entgegnete der Terraner. „Ich habe Vakk erzählt, daß ich mit LEDA sprechen will. Wenn wir in den Dienst des Hexameron treten, soll sie sich ohne Schwierigkeiten dem Verwertungskommando anvertrauen."
„Vakk kann diesen Unsinn nicht einfach geglaubt haben!"
„Es war in der Tat etwas komplizierter. Aber als ich ihm den größten Teil meines Kreditguthabens überschrieben hatte, ging es plötzlich. Er hat uns am Raumhafen avisiert. - Und nun will ich dir berichten, was es mit dem Gerät auf sich hat. Es geht um die haurischen Psikyber, womit mir mehrfach Bewußtseinstäuschungen samt falschem Gedächtnis aufgepfropft wurden. Das Gerät stellt im Idealfall einen Detektor und ein Gegenmittel dar."
„Du hast keine Möglichkeit, es zu testen", gab Beodu zu bedenken. „Das ist richtig. Aber eine begründete Hoffnung ist allemal besser als gar nichts."
Als sie am Raumhafenportal haltmachten, war bereits Dunkelheit über diesen Teil Eperums hereingebrochen. Automatisch schwang vor ihnen eine Tür beiseite. Rhodan trat vor, hinter sich Beodu, und folgte rasch dem Korridor bis auf die andere Seite. Dort erwartete sie ein khakibeige uniformierter Hauri, dessen Auftreten sich von dem seiner Artgenossen kaum
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