1377 - Es lauert im Dunklen
gewesen, wäre sie unter Umständen hier im Haus. Ich denke, dass sich dieser Riordan schon das richtige Opfer für seine Pläne ausgesucht hat. Eine Frau wie Cindy hat zu den Kindern Vertrauen aufgebaut. Die kann sie doch im Dutzend zu dieser Kirche schaffen.«
»So kann man es sehen.«
»Ich sehe es mittlerweile so, John.«
»Und dann hätten wir da noch den Zwerg.«
»Robin.« Jane lachte auf. »Es ist ebenfalls ein Problem, das gebe ich zu. Als ich ihn zum ersten Mal sah, da habe ich ihn nicht für voll genommen. Er sah sogar lustig aus, aber das täuschte. Der hätte mich eiskalt über den Haufen geschossen, weil er seinem Herrn und Meister einfach hörig ist.«
»Und auch war, oder?«
Jane dachte kurz nach. »Du denkst dabei an die Vergangenheit?«
»Woran sonst? Er hat doch da schon gelebt. Ebenso wie Riordan. Die Menschen haben sicherlich vor ihm gezittert, und sie sind heilfroh gewesen, als sie ihn töten konnten.«
»Das gelang wohl nicht.«
»Eben.«
Jane räusperte sich. »Dann sollten wir darüber nachdenken, wer so stark ist, dass er dem Tod entgehen kann?«
»Er!«
Sie lachte mich an. »Das ist doch nicht deine gesamte Antwort. So was kannst du mir nicht erzählen.« Ihre Augen verengten sich leicht. »Da steckt mehr dahinter, John.«
»Ja, das weiß ich.«
»Dann sag mir, auf wen dein Verdacht fällt?«
»Nicht auf einen Vampir. Ich denke da eher an einer Kreatur der Finsternis. Das werden die Bewohner aus dem Ort uns auch nicht genau sagen können, obwohl ich davon ausgehe, dass jemand wie Riordan bekannt ist. Viele Orte hier haben ihre Vergangenheit. Das ist das Gleiche wie mit Burgen, Schlössern und Herrenhäusern. Wenn wir fragen, würden wir etwas erfahren, aber wir werden es nicht tun.«
»Genau«, sagte Jane. »Es würde uns zu viel Zeit kosten. Ich bin der Meinung, dass wir hier nichts mehr zu suchen haben und allmählich verschwinden sollten.« Sie stand auf. »Und wohin sollen wir?«
»Erst mal in die Nähe des Steinbruchs. Es sei denn, du hast einen besseren Vorschlag.«
»Nein, den habe ich nicht.«
»Dann los!«
***
»He, das ist ja super, Cindy!«, rief Benny begeistert.
»Was ist super?«
»Mit dem Auto zu fahren.«
Cindy lächelte. »Zu Fuß wäre es ein wenig zu weit.«
»Wohin wollen wir denn?«
»Lass dich überraschen.«
Die Kinder stiegen ein und machten es sich auf der Rückbank bequem.
Cindy hatte ihren kleinen Fiat nicht direkt an der Kirche geparkt, sondern an der Rückmauer des kleinen Friedhofs. Wenn sie von hier aus starteten, brauchten sie nicht erst durch den Ort zu fahren, um zum Ziel zu gelangen. Und Cindy wollte nicht, dass man sie und die Kinder sah.
Sie fuhr schnell. Sie war auch nervös. Aber Zeugen entdeckte sie nicht, und so ließ sie Tenterden hinter sich und gelangte in die freie Wildbahn, wie sie immer sagte.
Es war noch hell. Aber die Sonne hatte bereits ihre Kraft verloren.
Sie war auch zum westlichen Horizont hin abgesackt und stand dort wie ein gelbes Auge.
Die Geschwister hatten für die Umgebung keinen Blick. Sie waren darauf gespannt, wo sie hinfuhren, und sie schlossen Wetten ab.
Benny sprach immer vom Wald, während seine Schwester mehr für einen Teich plädierte.
Cindy hielt sich da raus. Sie wollte sich auf keinen Fall ablenken lassen. Ihre Gedanken drehten sich zwar auch um die Zukunft, aber sie beschäftigten sich mit anderen Dingen, denn in ihren Überlegungen spielte natürlich Riordan eine wichtige Rolle. Wahrscheinlich die wichtigste überhaupt. In dieser Nacht würde er einen großen Schritt weiterkommen, und sie ebenfalls.
Manchmal schaute Cindy auch in den Innenspiegel und sah die obere Hälfte ihres Gesichts. Besonders interessierten sie ihre Augen, die sich verändert hatten. Es gab nicht mehr den weichen Ausdruck darin. Sie blickten jetzt kalt und hart, als wären die Pupillen mit Kieselsteinen vertauscht worden.
Der recht ebene Erdboden verschwand. Tenterden war längst nicht mehr zu sehen. Das hügelige Land hatte sie geschluckt, aber auch der Boden stieg an, denn jetzt rollten sie in direkter Fahrt auf den gewaltigen Steinbruch zu.
Mächtige Wände. Düster und abweisend. Kein Sonnenlicht schien mehr gegen sie. Sie hatten die Wärme des Sommertags gespeichert und gaben sie jetzt langsam wieder ab.
Es würde für den kleinen Fiat problematisch werden, den Hang noch weiter hochzufahren. Aus diesem Grund hielt Cindy an und zog den Zündschlüssel ab.
Erst jetzt merkten die Kinder, dass sie nicht
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