1377 - Es lauert im Dunklen
sterben sollen und sogar offiziell gestorben war, wie es in den Annalen dieser Umgebung geschrieben stand.
Nicht mit Riordan. Er hatte der Hölle schon einen zu großen Gefallen getan, und zudem gehörte er zu den Dämonen, die die Welt bereits in einem anderen Zustand erlebt hatten.
Das alles hatte er Cindy gesagt, und sie hatte seine Worte aufgesaugt wie ein Durstiger das Wasser. Sie stand sehr schnell auf seiner Seite, und sie versprach Riordan alles zu tun, was in ihrer Macht stand, um ihn nicht zu enttäuschen.
Zum Schluss hatte er sie auf die Hölle und den Teufel schwören lassen und sie wieder freigelassen.
Dass einige Zeit vergangen war, hatte sie gemerkt, als sie nach Tenterden gekommen war. Die Nacht war längst vorbei, und auch der Tag hatte bereits Fortschritte gemacht.
Cindy wusste genau, was sie zu tun hatte. Seltsamerweise erinnerte sie sich daran, was sie zwei Kindern versprochen hatte. Es waren nicht die ganz Kleinen aus dem Kindergarten, sondern Geschwister von ihnen. Sie hatten sie genervt, mit ihr eine Wanderung am Abend zu machen, und an dieses Versprechen hatte sich Cindy Blake erinnert. Es war zum Kontakt mit den beiden gekommen, und sie hatte auch die Eltern überzeugen können, ihr die Kinder zu überlassen.
Als Treffpunkt hatten die Eltern den Platz vor der Kirche vorgeschlagen, auf dem Cindy nun stand und auf ihre beiden Schützlinge wartete. Sie war etwas zu früh gekommen, und so musste sie weiterhin das körperliche Unbehagen ertragen, dass ihr die Nähe der Kirche bereitete.
Ein paar Mal hatte ihr Handy geklingelt, aber sie hatte sich nicht gemeldet und den Apparat schließlich in einen Löschteich geworfen.
Sie brauchte den Kontakt mit ihrem Zuhause nicht mehr. Für sie würde sich vieles ändern, aber sie würde weiterhin das alte Haus behalten wollen, um es als eine Filiale der neuen Kirche einzurichten. Wenn sie erst mal die Macht des Satans besaß und ihm den großen Gefallen tat, dann konnte ihr nichts mehr passieren.
Obwohl es bereits auf den Abend zuging, war es noch nicht dunkler geworden. Zwar hatte sich die Sonne etwas zurückgezogen und die ganz helle Bläue hatte den Himmel ebenfalls verlassen, aber sie würde den Weg zum Steinbruch sicher finden.
Natürlich wollte sie den beiden nicht sagen, wo das Ziel lag. Sie hatte nur von einer Wanderung gesprochen, die dann aufhörte, wenn die Dunkelheit die Dämmerung ablöste. So hatte sie den Kindern auch geraten, Taschenlampen mitzubringen.
Cindy hörte Stimmen, bevor sie die Kinder sah. Benny und Lilly waren Geschwister. Sie lebten bei ihrer Mutter, aber nicht, weil die Eltern geschieden waren, sondern, weil der Vater die meiste Zeit unterwegs war. Er war Seemann, fuhr auf einem Frachter quer über die Weltmeere und kam nur unregelmäßig nach Hause.
»Cindy. Cindy!«, rief Lilly mit leiser Stimme. »Wir sind hier. Wir sind schon da!«
Sie drehte sich um und bemühte sich um eine gute schauspielerische Leistung, denn sie wollte so lächeln, wie es die Kinder von ihr gewohnt waren.
Benny und Lilly Fenton waren nicht allein. Sie hatten ihre Mutter mitgebracht, eine Frau mit braunen Haaren und sehr schönen Rehaugen. Der Junge war elf Jahre und damit zwei Jahre älter als seine Schwester. Er war auch größer, und sein Haar schimmerte in einem braunen Ton. Auch seine Augen zeigten die rehbraune Farbe, während seine Schwester ein blonder Wuschelkopf war. Ein wirklich wonniges Geschöpf, das immer lachte und das man einfach lieb haben musste.
Bis vor kurzem hatte Cindy das auch noch so gesehen. Jetzt nicht mehr. Jetzt hatte sie die Taufe der Kirche der Dunkelheit bekommen und stand dem Teufel nah.
Als die Kinder auf sie zuliefen, da leuchteten ihre Augen auf und sie dachte: Da kommen die neuen Seelen. Die Hölle wird sich freuen…
Anmerken ließ sich Cindy nichts. Sie war wie immer. Bückte sich und breitete die Arme aus, in die beide Kinder hineinliefen. Ihre hellen Stimmen sorgten für ein Durcheinander an Tönen. Es war wirklich nichts zu verstehen, und Cindy lachte mit.
Schließlich griff Mrs. Fenton ein. Sie wollte nicht, dass ihre ›Brut‹ so stürmisch war, aber die beiden ließen sich nicht beirren. Sie mussten Cindy unbedingt die Taschenlampen zeigen und auch den Proviant, auf den sie nicht hatten verzichten wollen.
Saft und Müsliriegel aus Vollkornbrot, die sie unterwegs verputzen wollten.
»Ich konnte sie nicht davon abbringen, Cindy«, sagte Mrs. Fenton.
»Sie waren der Meinung, dass bei einer
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