1378 - Wenn die Totengeister kommen
schlug dabei einige Male mit der flachen Hand auf seinen Schreibtisch.
»Ich bin doch nicht verrückt, nicht meschugge! Ich drehe doch nicht durch, verflucht…«
Seine Stimme versandete. Er schüttelte den Kopf und blieb trotzdem sitzen, weil er sich plötzlich davor fürchtete, seine Wohnung zu durchqueren und in den dunklen Flur zu gehen, wo die Gestalt noch hätte lauern können.
Minutenlang wartete er ab. Es geschah nichts, und allmählich fing die Erinnerung an das Geschehen an zu verblassen. Jenkins riss sich zusammen. Er schalt sich zugleich einen Narren, weil er hier auf dem Stuhl hockte und nicht schon längst gegangen war.
Das änderte sich. Sehr zügig stand er auf. Schnell verließ er den Bereich des Erkers und durchquerte das davor liegende große Wohnzimmer.
Dann ging er langsamer. Die Helligkeit der Wohnung verschwand. Im Flur war es düster. Ungefähr so grau wie es die Gestalt gewesen war. Jenkins trat erneut der Schweiß aus den Poren.
Er schaute sich um, sah aber nichts Verdächtiges und hätte eigentlich beruhigt sein können, was er jedoch nicht war.
Eigentlich hätte er über sich lachen müssen. Er war einer der bekanntesten Drehbuch-Autoren für ein bestimmtes Genre. In seinen Geschichten wurde mit der Angst der Menschen gespielt, doch jetzt konnte er nur über sich selbst den Kopf schütteln.
Er gab sich einen Ruck. Der nächste Schritt brachte ihn in den Flur vor die Wohnungstür.
Die Gestalt war – nicht da!
Ein erlösendes Lachen drang aus seinem Mund. Wieder schloss er für einen Moment die Augen, danach rieb er sie und schaltete das Deckenlicht ein. Natürlich war der Flur leer. Wie hätte es auch anders sein können, und die unheimliche Gestalt, die gab es nicht.
Die hatte er sich einfach nur eingebildet. Wahrscheinlich hatte er im Unterbewusstsein schon an ein nächstes Drehbuch gedacht, in der sie vorkommen würde.
Der Autor mit den halblangen blonden Haaren lächelte. Es war toll, wenn so die Ideen kamen.
Seine alten Klamotten zog er aus, weil sie verschmutzt waren. Das tat er im Bad, das einen direkten Zugang zum Schlafzimmer hatte.
Den hatte sich der Vormieter anlegen lassen, und Harry konnte mit dieser Lösung mehr als zufrieden sein.
Allerdings gefielen ihm die dunkelgrünen Fliesen an den Wänden nicht, aber er hielt sich ja nicht immer hier auf. Das Fenster jedenfalls war gekippt, und als er einen Teil seines nackten Körpers im Spiegel sah, war er mit sich zufrieden.
Die Dusche war ebenfalls sehr geräumig. Der Raum bot auch noch Platz für eine Whirlpool-Wanne, die er allerdings nur einmal genutzt hatte. Da war er auch nicht allein gewesen. Zwei Freundinnen hatten den Spaß mit ihm geteilt.
Ja, die Frauen hatten es ihm schon angetan. Er war ein Freund des weiblichen Geschlechts, das ihm eine Eroberung auch recht leicht machte. Hinzu kam noch sein interessanter Beruf, der viele Menschen neugierig machte.
Er zog die beiden Wände der Dusche zu und gab sich dem lauwarmen Wasserstrom hin, der aus der großen Duschbrause rauschte. Jenkins empfand es als einen wunderbaren Sommerregen, der auf ihn niederprasselte und seinen Körper massierte.
Er seifte sich ein. Er genoss den prickelnden Schaum auf seiner Haut und lehnte sich zurück, um das Wasser auf den Oberkörper fließen zu lassen.
Da das Wasser nicht über sein Gesicht floss, hielt er die Augen offen. Er schaute gegen die Duschwand vor sich und auch dahinter.
Der Blick ins Bad. Nicht so klar wie sonst und durch den Wasserschleier schon verfremdet.
Sie war da!
Harry Jenkins konnte nichts tun. Er war starr geworden, schaute durch die Scheibe und bekam mit, dass sich die Gestalt bewegte und dabei über den Boden zu fließen schien.
Die Angst schoss in einer gewaltigen Welle in ihm hoch. Er irrte sich nicht, die Gestalt war echt, und sie ging zudem in seinem Badezimmer hin und her.
Wieder war sie so grau und schien überhaupt keinen Körper zu besitzen. Bei ihr ging das eine in das andere über, aber sie besaß trotzdem menschliche Proportionen.
Vor seinem Gesicht rauschte das Wasser auf seinen Körper nieder.
Er spürte es kaum, denn er hatte nur Augen für seinen unheimlichen Besucher, der sich jetzt sogar umdrehte.
Jenkins rechnete damit, dass er auf die Dusche zukommen und die Tür öffnen würde.
Die berühmte Filmszene aus Psycho huschte durch seine Erinnerung. Er wartete förmlich darauf, dass die Gestalt die Tür aufriss und dann mit dem Messer zustieß.
So ähnlich hatte er die
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