Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1381 - Romanze in Psi

Titel: 1381 - Romanze in Psi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zusammen, als sie Ge-Liang in Arnd-Kels Begleitung sah. Ge-Liang gab ihr unauffällig ein Zeichen, das Sar-Eda zwar nicht beruhigte, sie aber immerhin dazu veranlaßte, ruhig sitzen zu bleiben und keine Fragen zu stellen.
    Ge-Liang führte den Kartanin in den schüsselförmigen Aufsatz der HARMONIE und wartete, bis er es sich bequem gemacht hatte. Dann ließ sie Salaam Siins „Orgel" eine Aufzeichnung des Liedes des Sechsten Tages abspielen.
    Die „Orgel" war zur Zeit nicht ganz komplett, denn Salaam Siin hatte einen Teil der Geräte mitgenommen, aber sie klang noch immer gewaltig, und Arnd-Kel zeigte sich gebührend beeindruckt. Ge-Liang wartete, bis er sich unter dem Einfluß der Musik entspannte, und verstärkte dann behutsam den Einfluß, den sie selbst auf ihn ausübte. Beides vermischte sich miteinander. Der Kartanin schloß die Augen. „Jetzt!" sagte sie unhörbar zu sich selbst. „Hoffentlich schaffe ich es!"
    Der Sechste Tag war der Anfang vom Ende, aber dieser Anfang war noch voller Leben, und das kam in Salaam Siins Musik deutlich genug zum Ausdruck - und genau das war, was sie brauchte.
    Sie war eine Kartanin, und sie neigte wie alle Angehörigen ihres Volkes nicht zu nutzlosen Grübeleien. Sie fand einfach, daß das Leben ein sehr angenehmer Zustand sein konnte, und dieses Gefühl versuchte sie dem Stellvertreter des Cheffunkers zu vermitteln.
    Er ging erstaunlich gut darauf ein, was sie in ihrer Vermutung bestärkte, daß er auf dem besten Weg war, sich von der Untergangsphilosophie des Hexameron abzuwenden. Sie brauchte ihn kaum zu manipulieren, ihn nicht vollständig umzukrempeln, sondern ihn lediglich in dem zu bestärken, was er ohnehin bereits ahnte.
    Er war im Grunde genommen ein ganz normaler Kartanin, der das Leben liebte. Er hatte keine übertriebene Angst vor dem Tod, aber auch keine besondere Sehnsucht danach, ihm früher als unbedingt nötig zu begegnen.
    Sie sorgte dafür, daß er sich dieser Tatsache bewußt wurde, und als sie das geschafft hatte, kam der Rest ganz von selbst.
    Völker werden sterben und Sterne vergehen.
    Die düsteren Lehren des Herrn Heptamer. Der Hitzetod eines ganzen Universums. Der Untergang unzähliger Kreaturen, von denen jede einzelne ihr Leben genauso liebte, wie Arnd-Kel es tat.
    Sein Geist erzitterte unter den Visionen des Schreckens, die die Musik und Ge-Liangs Beeinflussung in ihm wachriefen. Es war zuviel des Grauens, zuviel für den Verstand eines einzelnen Wesens. Es war unerträglich. Es war der Tod in seiner grausamsten Gestalt, und es war nichts Tröstliches mehr an ihm, denn am Ende dieses sechsten Tages würde er das Leben nicht mehr nehmen, um neuem Leben Platz zu schaffen, sondern um das Leben in diesem Universum für immer auszulöschen.
    So empfand es Ge-Liang-P'uo, und so sah es Arnd-Kel, und sie saßen nebeneinander und zitterten vor Furcht.
    Die Musik war längst verklungen, aber sie waren noch immer still. Es dauerte lange, bis Ge-Liang fühlte, wie der Kartanin sich neben ihr langsam aufrichtete. „Das ist grauenhaft!" flüsterte er. „Das darf niemals geschehen!"
    Ge-Liang schwieg und wartete ab. „Aber es ist nicht zu verhindern", fuhr der Kartanin nach einer langen Pause fort. „Niemand kann es aufhalten."
    „Nein", sagte Ge-Liang bedrückt. „Aber man kann ihm entfliehen."
    „Wozu?" fragte Arnd-Kel bitter. „Und wohin?"
    „In ein anderes Universum."
    Er sah vor sich hin. „Ja", murmelte er nach einiger Zeit. „Nach Meekorah. Aber auch dort wird eines Tages alles zu Ende gehen."
    „Bis dahin ist noch viel Zeit. Du könntest dort Jahrtausende leben, und das Ende wäre noch immer nicht in Sicht."
    „Es ist ein Frevel, auch nur daran zu denken!"
    „Ein Frevel gegen wen? Gegen das Hexameron und den Herrn Heptamer? Sage mir eines: Was geht dich das an? Du hast nichts mit ihnen zu tun und nichts mit ihnen gemeinsam, und wenn du stirbst, werden sie sich nicht darum kümmern. Sie werden deinen Tod nicht einmal bemerken."
    „Da könntest du recht haben", murmelte er nachdenklich.
    Er betrachtete Salaam Siins Orgel - oder das, was davon im Moment übrig war - und spreizte verwundert die Finger, so daß die Krallen hervortraten. „Mich wundert nur eines", sagte er langsam. „Du hast mir geholfen, die Gesänge des Fremden besser zu verstehen, aber was ich gehört und gesehen habe, kann nicht das sein, was die anderen dabei empfunden haben. Sie waren nicht entsetzt - sie waren entzückt. Wie kommt das?"
    Ge-Liang überlegte, ob sie

Weitere Kostenlose Bücher