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1381 - Romanze in Psi

Titel: 1381 - Romanze in Psi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie hier und jetzt nichts davon zeigen durfte. „Der Sänger vertraut nicht nur mir, sondern auch seinen anderen Begleitern", erklärte sie. „Er weiß, daß wir alle uns demselben Ziel verschrieben haben."
    Sie sagte nicht, welches Ziel das war. Arnd-Kel nahm natürlich an, daß sie den Glauben an das Hexameron und den Herrn Heptamer meinte - sollte er es ruhig tun. „Es ist ein großes Ziel, das uns alle miteinander verbindet", murmelte er, und es klang wie eine Beschwörungsformel. „Wir alle sind Diener desselben Glaubens. Der Glaube allein ist erhebend genug.
    Für einen wahren Jünger des Glaubens sind von außen kommende Bestätigungen überflüssig."
    Aber du hättest sie trotzdem ganz gerne, dachte Ge-Liang, und sie spürte, daß sie der Wahrheit auf der Spur war.
    Arnd-Kel war tatsächlich aus eigener Überzeugung zum Glauben der Hauri übergegangen, dessen war sie sich sicher. Man hatte ihn nicht beeinflussen müssen. Er war ein überzeugter Jünger des Hexameron, und bis vor wenigen Tagen war ihm das genug gewesen.
    Aber jetzt hatte sich das geändert.
    Dieser Kartanin hatte erlebt, wie selbst die nüchternen Hauri unter dem Einfluß ophalischer Gesänge Augenblicke der Euphorie erlebten. Es wurmte ihn, daß er keine derartigen Empfindungen hatte. Er fühlte sich zurückgesetzt, vernachlässigt, zu Unrecht bestraft, und er reagierte nicht anders als ein abgewiesener, in seinem Vertrauen enttäuschter Liebhaber. Er empfand Neid, Eifersucht - Haß.
    Noch wußte er nicht, gegen wen oder was er diese Gefühle richten sollte. Salaam Siin bot sich als Ziel an, war aber durch die Art der Gesänge, die er zum besten gab, tabu. Arnd-Kel glaubte, kein Recht zu haben, jemanden zu hassen, der das Hexameron und den Herrn Heptamer mit solcher Inbrunst zu preisen vermochte. Zu allem Überfluß wurde Salaam Siin von den Hauri akzeptiert und anerkannt - oder wenigstens mußte der Kartanin dies glauben, weil er die wahre Wirkung ophalischer Gesänge nicht spüren und daher auch nicht beurteilen konnte.
    Arnd-Kel saß in der Klemme. Er konnte seine Wünsche und Bedürfnisse nicht einfach abstellen, denn er war kein Hauri, sondern ein Kartanin. Er konnte seine Gefühle unterdrücken, aber damit war er sie nicht los. Im Gegenteil, sie rumorten nur um so heftiger in ihm herum. Er brauchte irgendein Ventil, etwas, woran er sich abreagieren konnte.
    Arbeit hätte ein solches Ventil sein können, aber hier auf Jezetu gab es nicht genug davon.
    Der Kartanin konnte und durfte Salaam Siin nicht hassen. Die Hauri selbstverständlich auch nicht. Am allerwenigsten das Hexameron oder den Herrn Heptamer. Es gab niemanden, dem er die Schuld dafür in die Schuhe schieben konnte, daß die anderen erhebende Gefühle genießen durften, die ihm vorenthalten blieben.
    Er war unversehens zu einem Außenseiter geworden, verletzt, gekränkt und gedemütigt. Alle anderen außer ihm hatten eine Belohnung bekommen. Nur er war leer ausgegangen.
    Er hätte es wahrscheinlich leichter verkraftet, wenn wenigstens auch Gotan mor Bralk außerstande gewesen wäre, Salaam Siins Gesänge zu genießen. Gotan mor Bralk war die höchste Autorität auf Jezetu und Arnd-Kel als sein Stellvertreter die zweithöchste. Wären sie beide leer ausgegangen. dann hätten sie sich in die Großmut von Vorgesetzten flüchten können, die ihren Untergebenen großzügig eine kleine Abwechslung gönnen, um deren Moral zu stärken. Hätte Arnd-Kel über Gotan mor Bralk gestanden, dann hätte er sich ebenfalls als Opfer seiner besonderen Position fühlen und sich damit über den entgangenen Genuß hinwegtrösten können.
    Aber Arnd-Kel stand unter Gotan mor Bralk, und der Hauri gab sich keine Mühe, diese Tatsache zu verschleiern. Im Gegenteil, es gab Zeiten, in denen er selbst für seinen Stellvertreter nicht zu sprechen war.
    Alle, sogar Gotan mor Bralk, hatten ihren Bonbon bekommen. Arnd-Kel war das Kind, das man vergessen hatte, und nun schmollte er. Es nutzte nichts, daß er sich sagte, daß er die Belohnung nicht brauchte, daß er auch ohne sie auskommen konnte, weil er ein untadeliger Jünger seines Glaubens war. Das war Gotan mor Bralk auch, und er hatte es trotzdem genießen dürfen.
    Gegen wen sollte sein Haß sich wenden? Gegen ihn selbst, Arnd-Kel, den Jünger ohne Fehl und Tadel?
    Dazu war dieser Kartanin nicht fähig. Er konnte sich nicht selbst hassen. Eher würde er ... ... an seinem Glauben zu zweifeln beginnen!
    Ge-Liang-P'uo zog die Krallenspitzen wieder ein.

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