1381 - Wanderer zwischen den Welten
ihre Gegnerin bis gegen die Wand direkt neben der Tür.
Cynthia brach dort zusammen und blieb zunächst verkrümmt liegen. Der Professor war entsetzt zurückgewichen. Sein Gesicht sah maskenhaft starr aus.
Justine hätte normalerweise weitergemacht, aber sie wollte zuerst nach Jane Collins sehen. Mit einem langen Gleitschritt erreichte sie das Bett und beugte sich über die Detektivin.
Die hielt die Augen nicht geschlossen, und das Lächeln auf den Lippen der blonden Bestie entging Jane Collins nicht. Es war so wissend und zugleich siegessicher, und es enthielt auch eine Botschaft, die besagte: Was wärst du ohne mich?
»Alles klar, Jane?«
»So gut wie.«
»Schön, dann kann es ja weitergehen.« Sie lachte leise. »Es wird mir bestimmt Spaß machen.«
Jane konnte sich vorstellen, was Justine meinte, und schon drehte die Blutsaugerin ihr den Rücken zu. Jane war nicht mehr wichtig für sie, denn jetzt zählte nur noch Cynthia Black.
Den ersten Angriff hatte sie weggesteckt. Noch kniete sie auf dem Boden, aber sie war bereit weiterzumachen. Sie schüttelte bereits den Kopf, als wollte sie eine bestimmte Schwäche loswerden. Dann drückte sie sich mit langsamen Bewegungen hoch, wobei ihre Handflächen über die Wand schleiften.
Justine hätte sie längst angreifen können, doch darauf hatte sie bewusst verzichtet. Was hier ablief, war ihr Spiel. Sie war die Dirigentin.
Cynthia fuhr herum. Der Professor erschrak über die heftige Bewegung. Wahrscheinlich hatte er sie der Person nicht mehr zugetraut, die jetzt plötzlich vor der blonden Bestie stand.
Beide sahen aus wie Geschwister, wenn man ihre blonden Haare betrachtete. Sie mochten auch, was ihre Herkunft betraf, Gemeinsamkeiten besitzen, denn man konnte sie nicht zu den normalen Menschen zählen.
Justine Cavallo wurde die blonde Bestie genannt.
Und die Einbrecherkönigin, die in Wirklichkeit die reale Cynthia Black war, war von den Medien »der blonde Satan« getauft worden.
Blonde Bestie gegen blonden Satan!
Dieser Spruch fiel Jane Collins ein, und auch sie dachte für einen kurzen Augenblick über die Ähnlichkeiten dieser beiden unheimlichen und nichtmenschlichen Personen nach. Ja, fast hätte man sie für Geschwister halten können.
Aber für eine Justine Cavallo gab es keine schwesterlichen Gefühle. Für sie zählte der Erfolg und natürlich sie selbst.
Cynthia war vorsichtig geworden. Sie wandte den Blick ab und schaute dorthin, wo das Messer lag. Zu weit von ihr entfernt, als dass sie es mit einem Schwung hätte erreichen können. Ohne Kampf kam sie nicht an die Klinge heran.
Zudem stand eine Person vor ihr, die etwas Bestimmtes von ihr wollte, was sie auch zeigte.
Sehr langsam öffnete Justine den Mund. Nicht so, wie es ein normaler Mensch macht, wenn er essen will. Sie öffnete ihn sehr langsam, als wollte sie etwas bestimmtes zeigen, und das tat sie auch, denn plötzlich sah Cynthia zwei besondere Zähne, die aus dem Oberkiefer hervorwuchsen.
Lang und spitz…
Die Zähne eines Vampirs. Zwei Bluthauer, die bereit waren, in das Fleisch eines Menschen zu schlagen.
Cynthia tat nichts. Zu sehr war sie gedanklich mit ihrer nahen Zukunft beschäftigt. Sie stammte aus einer anderen Welt, aber sie wusste auch, was auf der Erde ablief.
Das hier gehörte nicht zum normalen Leben.
Justine Cavallo spürte den unbändigen Blutdurst. Die Gier war groß. Es spielte auch keine Rolle, dass Justine Zuschauer hatte.
Durch nichts würde sie sich jetzt von ihrer so köstlichen Nahrung abhalten lassen.
Der schnelle Schritt!
Cynthia konnte nicht mehr zurück. Sie stand bereits an der Wand.
Es gab nur die Abwehr nach vorn, und genau das tat sie auch. Sie ging den Schritt vor und griff an.
Zuerst die rechte, dann die linke Faust. Blitzschnell hintereinander angesetzte Schläge, die das Gesicht der Cavallo zertrümmern sollten. Es sah so leicht aus, und sie hätte Justine auch getroffen, doch die war schneller.
Beide Hände riss sie hoch, lachte dabei und fing die Fäuste ab. Sie klatschten gegen ihre Handflächen, und gleichzeitig bewegte sich Justines rechtes Bein.
Der Tritt erwischte Cynthia voll in der Körpermitte. Die Blonde sackte zusammen. Genau das hatte Justine gewollt. Mit der Handkante schlug sie in den Nacken, sodass die andere noch tiefer fiel, durch das hochgerissene Bein wieder in die Senkrechte gebracht wurde, um dann mit beiden Händen festgehalten zu werden.
Justine drehte sie sofort herum.
Sie wollte den Hals freihaben, und sie
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