1384 - Die Blut-Ruine
andere Personen für ihre Zwecke einsetzen konnte.
So war es auch hier, denn besser konnte es für sie gar nicht laufen.
Da gab es jemand, der ihr die Arbeit abgenommen hatte. So brauchte sie nur zugreifen, um die Früchte der Arbeit zu ernten.
Aus sicherer Entfernung schaute sie zu, wie ihre Artgenossin Ken Kilmer aus dem Fahrzeug zog. Der Mann konnte sich nicht wehren.
Zu stark wurde sein Körper von den Schmerzen gepeinigt. Er schrie nicht, alles lief lautlos ab, doch Serena machte es genau richtig. Sie holte ihn hervor und kroch nicht selbst in den Wagen.
Der Rest war ein Kinderspiel. Während sie ihr Opfer gegen das Fahrzeug drückte, löste sich Justine Cavallo von ihrem Beobachtungsplatz und lief lautlos auf die beiden zu.
Sie war ganz locker und spannte sich erst, als Serena zubeißen wollte. Da wurde sie plötzlich zu einem Energiebündel. Ein Satz brachte sie in den Rücken der Wiedergängerin. Beide Hände schlug sie gegen Serenas Schultern, und sie erwischte die Unperson auf dem falschen Fuß, sodass sie das Gleichgewicht verlor.
»So haben wir nicht gewettet, meine Liebe!«
Mit einer wuchtigen Drehbewegung schleuderte sie Serena von sich weg auf den Boden. Dort überschlug sie sich zwar, aber sie sprang sofort wieder hoch.
Justine streckte ihr den Arm entgegen. »Du nicht!«, erklärte sie im Befehlston eines Feldwebels und öffnete danach ihren Mund so weit, dass Serena sehen konnte, wen sie vor sich hatte.
Serena stieß einen scharfen Laut aus, duckte sich und war unschlüssig, was sie unternehmen sollte oder überhaupt konnte.
»Er gehört mir!«
»Nein!«, schrie Serena.
»Hast du nicht verstanden? Er gehört mir!«
Serena dachte nur an das Blut und nicht an die Gefahr. Sie wollte es wissen, und sie war auch bereit dafür zu kämpfen, deshalb sprang sie Justine Cavallo entgegen.
Sie kannte die blonde Bestie nicht, aber sie erlebte, wozu sie fähig war.
Es war kein Schlag, sondern ein Tritt, der sie traf, und eine Karatekämpferin hätte ihn nicht perfekter ausführen können.
Serena wurde zwischen Kinn und Brustbein erwischt. Der Stoß schleuderte sie zurück. Sie hob vom Boden ab und krachte auf den Rücken, blieb zunächst im Gras liegen.
Für die Cavallo bedeutete sie keine Gefahr mehr. Sie ging ihrem Trieb nach, und sie wusste, dass in den Adern dieses Mannes, der jetzt am Boden hockte, der köstliche Lebenssaft floss.
Serena hatte ihn schon richtig für den Biss zurechtgestellt. Genau in die Position wollte Justine den Fahrer auch schaffen, der vor sich hin jammerte und nichts dagegen tun konnte, in diese Lage gezerrt zu werden. Er war kein richtiger Mensch mehr. Man konnte ihn mit einem Bündel vergleichen. Oder mit einer Marionette, bei der die Fäden zerschnitten worden waren.
Die blonde Bestie brauchte nur eine Hand einzusetzen. Für sie war das alles kein Problem.
»Ja, so ist es gut. Es ist wie bei den Raubtieren, wo eines dem anderen die Beute nicht gönnt. Aber ich habe Durst, und ich werde…«
»Dich loslassen!«, sagte plötzlich eine ruhige Männerstimme…
***
Die Cavallo schrie auf. Es war ein Schrei der Wut. Erst danach formulierte sie ihre Gedanken zu einer Antwort.
»Sinclair – du?«
»Genau, Partnerin ! Und ab jetzt wirst du tun, was ich dir sage. Du kennst die Regeln.«
»Hör auf, verdammt. Ich brauche das Blut!«
»Das braucht er auch!«
»Niemand wird etwas merken. Wenn ich ihn leergetrunken habe, werde ich ihn töten und…«
»Nein, das wirst du nicht. Und – verdammt noch mal – ich schieße dir eine Silberkugel in den Kopf, wenn du nicht tust, was ich dir sage!«
Sie gab sich wieder entspannt und lachte. »Ja, Sinclair, genau das traue ich dir zu.«
Sie und ich als Partner, das ging nicht gut. Zumindest nicht auf einer freiwilligen Basis. Das Schicksal hatte uns in diese Rollen hineingezwungen, und so leicht kamen wir daraus nicht mehr heraus.
Außerdem hatte sie mir schon mal das Leben gerettet, allerdings war das auch umgekehrt schon der Fall gewesen.
»Es ist kein Bluff, Justine. Lass ihn los! Er hat genug hinter sich.«
»John Sinclair, du bist…«
»Du brauchst mir nicht zu sagen, wer ich bin!«
»Okay, ich weiche dem Druck. Aber nur, weil wir in der Zukunft noch verschiedene Aufgaben zu erledigen haben. Sonst würde ich nicht nachgeben.«
»Das ist mir egal. Lass ihn nur los!«
Sie gab ihn frei, und Ken Kilmer besaß nicht mehr die Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Er brach zusammen, fiel ins Gras und schlug die
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