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1384 - Ort der Erfüllung

Titel: 1384 - Ort der Erfüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sein."
    „Die werde ich versuchen zu schaffen."
    „Da bin ich aber gespannt."
    Ellert ließ Norok laut lachen und sagen: „Ich auch, Testare, ich auch."
    Als Xatrer Norok genoß Ernst Ellert die Fahrt mit der Kutsche in die Stadt. Die freundlichen Grüße der Hausbewohner an beiden Seiten der meist einsamen Straße gab er ebenso freundlich zurück, wobei ihm die Erinnerung seines Wirtes half, Freunde von Nachbarn zu unterscheiden.
    Im Blockhaus überließ Testare seinen Wirt Torm sich selbst, der abermals ergebnislos Jagd auf ein Brotax machte und sich dann in Haus und Garten beschäftigte. Daß Norok allein in die Stadt gefahren war, erschien ihm selbstverständlich.
    In der Stadt parkte Ellert die Kutsche am schon gewohnten Ort und ließ den durstigen Norok erst mal bei Brentor ein Bier trinken. Da sonst keine Gäste anwesend waren, unterhielt er sich mit dem Wirt, dem die Abwechslung ganz willkommen zu sein schien. „Nanu, allein heute? Was macht Torm?"
    „Hat am Haus zu tun."
    „Ihr habt doch gestern schon eingekauft. Was treibt dich denn heute in die Stadt? Dauert sonst doch Wochen, ehe ihr euch wieder hier sehen laßt." Er blickte Norok scharf an. „Willst wohl einen von der Gruppe treffen, he?"
    „Wäre reiner Zufall", blieb Ellert vorsichtig, denn niemand wußte, wie der Wirt zu den Leuten stand, auch Norok nicht. „Haben die Brüder wieder was angestellt?"
    „Ich weiß von nichts und mische mich da auch nicht ein. Jedenfalls bin ich froh, wenn ich meine Petroleumfunzel wegwerfen und mir dafür besseres Licht anschaffen kann. Du hast doch sicher von dieser neumodischen Sache gehört."
    „Schon, schon. Interessiert uns aber nicht, da wir zu weit weg von der Stadt wohnen. Bis zu unserem Haus wird es nie im Leben eine Leitung geben."
    „Ach ja, dieses Zeug - Strom nennen sie es - flitzt ja durch Drähte. Verrückte Sache, aber wenn es funktioniert, habe ich nichts dagegen."
    „Und mir ist es egal."
    Brentor kümmerte sich um einige Neuankömmlinge, die lärmend an einem der Tische Platz nahmen und sich aufführten, als gehöre der ganze Laden ihnen. Trotzdem wurden sie von dem Wirt mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt.
    Noroks Wissen teilte Ellert mit, daß es sich bei den neuen Gästen um höhere Beamte der Stadt handelte, die ihn nur flüchtig kannten und von oben herab ansahen, wenn überhaupt. Er war an der Theke stehengeblieben und versuchte, den laut geführten Gesprächen zu lauschen. Brentor war nach Erledigung der Bestellungen zu ihm zurückgekehrt und knüpfte erneut eine Unterhaltung an, die Ellerts Konzentration störte. Trotzdem gelang es ihm, Wortfetzen des Geredes am Tisch aufzufangen.
    Dann kam eine Bemerkung, die ihn aufhorchen ließ. „Die Kerle werden sich wundern, wenn sie es heute nacht versuchen sollten ..."
    Dazu schien nun jeder etwas sagen zu wollen, also sprachen alle durcheinander, aber wiederum gab es einige Worte, die Ellert stutzig machten. Worte wie: hinter der Zeit zurückgeblieben, Ignoranten und Leute, die den Fortschritt hemmen.
    Es fiel Ellert nicht schwer zu erraten, daß mit den „Kerlen" die Gruppe gemeint war, und daß die Behörden von einem Anschlag erfahren hatten, der noch in dieser Nacht geplant war - wahrscheinlich auf der gestrigen Versammlung beschlossen.
    Es gab also in der Gruppe einen Verräter, einen Spitzel.
    Nach dem Streit, den ein führendes Mitglied der Gruppe gestern mit Norok und Torm hatte, war nicht auszuschließen, daß man die beiden Einsiedler verdächtigte, wenn in der kommenden Nacht das geplante Unternehmen platzte.
    Norok trank sein Bier aus, bezahlte und verließ das Lokal.
    Hinter dem Parkplatz waren Bänke. Er ging ein Stück durch die Anlagen und setzte sich auf eine, um in Ruhe nachdenken zu können. Insgeheim wunderte sich Ellert, daß die Beamten in einem öffentlichen Lokal so laut über eine wahrscheinlich geheime Gegenaktion geredet hatten, aber sicher waren sie schon angetrunken gewesen. An eine Falle glaubte er nicht, auch wenn sie ihn - Norok - erkannt hatten. Sie hatten ihn ignoriert, weil er ihnen unwichtig erschien.
    Er mußte eine Entscheidung treffen ohne Testare, denn dazu blieb keine Zeit. Wenn er mit der Kutsche zurück zum Blockhaus fuhr, konnte er nicht vor Einbruch der Nacht wieder in der Stadt sein - und dann war es zu spät, die Gruppe zu warnen.
    Es wurde ihm klar, daß er gegen seinen Grundsatz verstieß, sich nicht in fremde Angelegenheiten zu mischen. Aber er war Norok und mußte wie Norok handeln.

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