1384 - Ort der Erfüllung
sich die beiden Bewußtseine zurück und überließen die beiden Einsiedler wieder sich selbst. „Ich hoffe nur", sagte Torm nach einer Weile des Nachdenkens, „daß der Chef keinen Fehler macht heute abend. Am liebsten würde ich jetzt in die Stadt fahren und mit ihm reden."
Norok schüttelte den Kopf. „Das wäre zu gefährlich und würde auffallen. Die Gruppe wird durch Nortex gewarnt, das sollte genügen.
Vielleicht erwischen sie den Spitzel noch heute."
Torm seufzte. „Hoffentlich. Dann wäre ja mal wieder eine kleine Prämie für uns fällig. Wird auch Zeit. Wir sind knapp bei Kasse."
Norok gähnte. „Ich gehe schlafen. Morgen ist auch noch ein Tag."
Später, als die beiden in ihren Betten lagen und ins Reich der Träume hinüberschlummerten, nahmen Ellert und Testare erneut Verbindung auf. „Ich beginne, mir allmählich Sorgen zu machen", sagte Ellert. „Wir sind auf der Suche nach einem Blinden und vertrödeln unsere Zeit mit Dingen, die uns nichts angehen. Aber unser großer Unbekannter hat uns diese beiden Gastkörper praktisch zugewiesen, es wäre also verkehrt, würden wir sie verlassen und neue aufsuchen."
„Ein verhängnisvoller Fehler wäre das sogar. Seit wir gelenkt werden, geschieht nichts mehr ohne Grund.
Und was bedeutet schon Zeit für uns? Mehr Sorgen als das bereitet mir der Gedanke an Barkon. Ich möchte wissen, was mit ihm geschehen ist."
„Wissen möchte ich es auch, aber ich mache mir keine Sorgen deshalb. Er steht wie wir unter dem Schutz - nennen wir es einmal so - der Stimme. Die Trennung von ihm muß notwendig gewesen sein, denn was hätte Barkon hier auf dieser Welt schon anfangen können? Er wäre sofort als Fremder entlarvt worden. Die Xatrer sind zwar humanoid, aber es gibt kleine Unterschiede zu Barkoniden und Terranern.
Nur wir beide sind in der Lage, den Blinden zu finden, und das scheint von größter Wichtigkeit zu sein."
„Morgen jedenfalls", teilte Testare entschlossen mit, „werde ich die Frage nach dem Blinden im Tal stellen."
„Du willst in die Stadt?"
„Nein, mein Freund, ich bin sicher, daß wir morgen Besuch erhalten. Wenn alles gutgegangen ist, kommt morgen die Gruppe, um sich bei Torm und Norok zu bedanken."
Testare behielt recht.
Torm und Norok - völlig sich selbst überlassen - hatten den Tag mit Gartenarbeit und anderen Tätigkeiten verbracht. Torm war es endlich gelungen, einen jungen Brotax zu erlegen. Er nahm das Tier aus und bereitete einen schmackhaften Braten vor.
Am späten Nachmittag näherten sich zwei Kutschen von der Stadt her. Schon von weitem konnte Norok, der noch immer im Garten arbeitete, die Männer der Gruppe singen hören. Sie schienen bereits ein paar Krüge Bier geleert zu haben.
Er ging ihnen ein Stück entgegen.
Es gab eine überaus herzliche, wenn auch leicht angetrunkene Begrüßung, dann wurde ein großes Faß ausgeladen und ins Blockhaus gebracht. Acht Mitglieder der Gruppe waren es, die den beiden Einsiedlern einen Besuch abstatteten. Ellert und Testare hielten sich auch weiterhin zurück. Wenn es sich als notwendig erweisen sollte, konnten sie Torm und Norok jederzeit blitzschnell übernehmen, ohne daß jemand den Wechsel bemerkte.
Nortex berichtete: „Genau wie du vorausgesagt hast, Norok. Einer erschien nicht zum verabredeten Zeitpunkt - Ret. Der Chef hatte inzwischen festgestellt, daß der Ort des geplanten Anschlags von der Polizei umstellt worden war. Es wäre uns sehr schlecht ergangen. Wir holten Ret aus seinem Haus. Er lag seelenruhig im Bett und stellte sich krank. Später aber gestand er seine Tat ein. Wir halten ihn an einem sicheren Ort gefangen, bis entschieden wird, was mit ihm geschehen soll."
„Wahrscheinlich hat er von den Behörden Geld bekommen", vermutete Torm und gab damit das Stichwort. „Wahrscheinlich", stimmte Nortex zu und griff in die Tasche. „Und dies ist euer Anteil für den guten Dienst, den ihr uns erwiesen habt. Der Chef hat mich beauftragt, es euch zu überreichen."
„Besten Dank. So, und nun kümmere ich mich um das Essen. Ihr könnt ja schon mal das Faß aufmachen.
Ich habe Durst."
Es wurde ein fröhliches Gelage, das bis spät in die Nacht dauerte, und dann glaubte Ellert, daß der richtige Zeitpunkt gekommen war. Norok hatte sich noch mehr als zuvor mit Nortex angefreundet, was Ellert nur recht sein konnte. Er übernahm seinen Wirt und spielte dessen Rolle geschickt weiter. Niemand bemerkte den Unterschied.
Ohne viel Zeit zu verlieren, ging er direkt auf
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