1384 - Ort der Erfüllung
gewandert sein, als sie abrupt anhielten, denn vor ihnen, hinter der eben erstiegenen Bodenschwelle, lag der Talkessel, den Ellert in Rets Erinnerung „gesehen" hatte.
Ein Irrtum war ausgeschlossen. Sie hatten ihr Ziel erreicht. „Dort unten", ließ Ellert seinen Wirt sagen. „Das muß er sein."
Der Xatrer, den sie Vanna iko Louth nannten, mußte sehr alt sein, denn er stützte sich auf einen Stab, den er in der Rechten hielt.
Er stand auf der obersten Stufe einer steinernen Treppe, die zu einer rechteckigen Öffnung in der Felswand führte.
Unwillkürlich hätte man den Eindruck haben können, daß er bereits seit Jahren dort stand - und auf etwas wartete. „Er muß es sein", stimmte auch Testare zu. „Merkwürdig, daß die Xatrer ihn für das Hirngespinst von Märchenerzählungen halten. Er ist doch vorhanden, das sieht man doch."
„Aber kaum jemand hat ihn jemals gesehen. Gehen wir."
Es gab nun einen schmalen Pfad ins Tal hinab, dem sie folgten. „Der Blinde - war er wirklich blind? - mußte ihre Gegenwart gespürt haben, denn er wandte ihnen sein Gesicht zu, als sie näher kamen. Seine Augen waren geöffnet und wirkten alles andere als blind.
Langsam nur erstiegen die beiden Männer die Treppe und blieben wenige Meter vor dem Einsiedler stehen. „Wir grüßen dich, Vanna iko Louth", ließ Ellert Norok sagen. „Hast du uns erwartet?"
Die Stimme des Alten war klar und deutlich, aber sie verriet Skepsis und Mißtrauen. „Ich weiß nicht, ob ihr es seid, auf die ich warte. Sprecht zu mir von Dingen, die ich vielleicht wissen sollte. Übereinstimmung ist Beweis genug, und ich habe nicht umsonst ausgeharrt."
Torm nickte Norok zu, und Ellert sagte: „Dies hier ist der Cappin Testare, und ich bin Ellert. Wir sind körperlose Bewußtseine und haben diese beiden Männer zeitweilig übernommen, um zu dir zu gelangen. Kennst du den Barkoniden Barkon? Er war mit uns unter dem Dom Kesdschan auf dem Planeten Khrat, als Jen Salik, der Ritter der Tiefe, im Dom vergeistigt wurde. Zwei andere Ritter der Tiefe, Perry Rhodan und Atlan, wurden vom Bann befreit, der ihnen die Rückkehr in die heimatliche Galaxis verwehrte und ..."
Ellert schwieg, denn der Alte hatte die Hand erhoben. Über seine verwitterten Züge glitt Verstehen und der Anflug eines Lächelns. „Es ist genug. Ihr seid es, auf die ich wartete. Bald werdet ihr wieder mit Barkon vereint sein, aber ihr müßt eure Gastkörper zurücklassen. Sie werden den Weg nach Hause allein finden."
„Ich verstehe nicht", gab Ellert zu. „Ihr werdet sehr bald verstehen, Ellert und Testare. Nichts geschieht zufällig, auch wenn manches wie Zufall und unwichtig aussieht. Jedes Glied einer Kette ist unersetzbar, oder sie zerbricht."
„Welche Aufgabe liegt vor uns?"
„Gemach, gemach, meine Freunde. Laßt eure beiden Körper dort unten im Tal und kehrt zu mir zurück.
Sie werden die Felsenöffnung nicht mehr sehen können und in ihr Heim zurückkehren, ohne sich zu erinnern, warum sie hierhergekommen sind. Nun also tut, worum ich euch gebeten habe."
Er wandte sich um und schlurfte in das Halbdunkel des Höhleneingangs, während Ellert und Testare ihre beiden Wirte die Treppe hinab ein Stück in Richtung Talausgang gehen ließen, ehe sie sich von ihnen trennten und dem Alten in den Fels hinein folgten.
Norok sah sich verwundert um und atmete erleichtert auf, als er Torm erblickte. „Es war schon eine verrückte Idee von uns, nach dem Blinden im Tal zu suchen, Torm", sagte er, getreu der von Ellert eingepflanzten falschen Erinnerung. „Es gibt hier keinen Blinden. Kehren wir um."
„Du hast recht, Norok. Wir sind auf das Geschwätz hereingefallen. Nun, wir haben uns jedenfalls davon überzeugt, daß alles nur ein Märchen ist. Komm, unsere Kutsche wartet."
Und sie verließen das Tal, ohne sich noch einmal umzusehen.
*
Die Kaverne im Fels war oval mit glatt polierten Wänden und einer hohen Decke. In ihrer Mitte ruhte auf einem flachen Podium ein Abstrahltransmitter. Nur zwei Stufen führten zu ihm hinauf, und eine Tür, die das Gerät schlußendlich aktivierte, fehlte. Beides spielte für die wieder körperlosen Bewußtseine keine Rolle.
Ellert war sich ziemlich sicher, daß der Blinde im Tal kein echter Xatrer war, sondern nur die Gestalt eines solchen angenommen hatte. Er hatte aber nicht die geringste Ahnung, wer sich nun wirklich hinter dieser Maske verbarg.
Jedenfalls verfügte er über ungewöhnliche Eigenschaften, denn kaum gesellten sich
Weitere Kostenlose Bücher