1384 - Ort der Erfüllung
einen„der Steinquader, die ungeordnet herumlagen.
Behutsam drangen Ellert und Testare in sein Bewußtsein ein, um den Kontakt herzustellen. „Es war ein langer und beschwerlicher Weg hierher", teilte Barkon ihnen schließlich mit. „Nicht nur für mich, sondern auch für euch, nehme ich an. Jemand hat uns geleitet, sonst wären wir nicht hier. Aber das, was ich finden wollte, scheint nicht hier zu sein - oder es blieb mir bisher verborgen."
„Die Geschichte deines Volkes und Hinweise darauf, irgendwo noch Reste deines Volkes zu finden", erriet Ellert. „Ja. Ich hoffte, hier Unterlagen zu finden, die mir Antworten auf meine Fragen geben konnten. Aber es gibt keine Unterlagen."
„Und die Behälter ringsum in der Felswand? Was ist in ihnen?"
Die Kaverne, so erfuhren Ellert und Testare nun, war nur eine von zwölf. Die Schubladenfächer waren nichts anderes als die Ruhelager von Tiefschläfern, die jeweils an das komplizierte Gesamtlebenserhaltungssystem angeschlossen waren. Bei den Schläfern handelte es sich um jene Barkoniden, die als Kundschafter unterwegs gewesen waren. „Körper von Barkoniden? Im Tiefschlaf und ohne Bewußtseine?" fragte Ellert.
Barkon bestätigte, aber seine Stimme klang unsicher, als er sprach. „So viel weiß ich inzwischen, aber weitere wichtige Informationen fehlen noch. Was die Bewußtseine der Schläfer angeht, so könnt nur ihr die Antwort finden, denn mir ist es nicht möglich, meinen Körper zu verlassen, um nachzuforschen. Dies ist der Ort der Erfüllung, der Ort also, an dem ihr neue Körper finden werdet. Und diese Körper geben uns die Antwort."
„Wenn ihre Bewußtseine die Körper verlassen haben", gab Ellert zu bedenken, der ahnte, was Barkon hoffte, „haben sie auch keine Erinnerungen, die unsere Fragen beantworten könnten."
„Hier irrst du, Ellert. Selbst ohne Bewußtsein gibt es einen gewissen Grad von Resterinnerung, der tief im Gehirn ruht. Das wenigstens nehme ich an. Wir werden es versuchen müssen."
„Kannst du uns die Schläfer zeigen?"
Statt einer Antwort erhob sich der alte Barkonide und ging langsam von der Mitte der Halle fort und näherte sich der runden Wand. Vor einer der Nischen blieb er stehen und deutete auf einen klobigen Knauf an der Vorderseite der Verschlußleiste. Darunter befand sich eine flache Taste ohne Merkmale.
Ohne zu zögern berührte er sie kurz und trat zurück.
Der Tastendruck aktivierte einen im Fels verborgenen Mechanismus. Unendlich langsam, wie es Ellert erschien, schob sich der sargähnliche Behälter aus der Nische heraus. In ihm ruhte ein unbekleideter männlicher Barkonide.
Der Körper war völlig intakt und wohlerhalten, das fiel Ellert sofort auf, nur das Gesicht gefiel ihm nicht. Es wirkte puppenhaft und absolut ausdruckslos. Wenn er wirklich wählen durfte, so würde er diesen Körper auf keinen Fall für sich in Anspruch nehmen.
Seine Enttäuschung teilte sich Barkon mit, der wortlos den benachbarten Behälter öffnete und zurücktrat.
Das gleiche Ergebnis.
Auch der dritte, vierte und fünfte Schläfer sah genauso aus wie die beiden ersten.
Barkon beugte sich vor und überzeugte sich davon, daß der Kontakt zwischen Behälter und dem im Fels verborgenen Lebenserhaltungssystem nicht unterbrochen worden war. Als er sich wieder aufrichtete, glaubte er eine Erklärung für das unfertige Aussehen der Schläfer gefunden zu haben. „Sie sind seelenlos, ihr Bewußtsein fehlt. Ihre Individualität erhalten sie erst zurück, wenn ihre Körper beseelt werden. Ich nehme an, Ellert und Testare, das wird eure Aufgabe sein."
„Mir gefällt keiner dieser Körper", teilte Ellert ohne eine Spur von Begeisterung mit. „Falls dies der Ort der Erfüllung sein soll, so bin ich enttäuscht."
„Es geht nicht nur um einen Körper für dich und Testare", gab Barkon zu bedenken, „sondern um sehr viel mehr. Noch weiß ich nicht alles, es gibt zu viele Lücken in meiner Erinnerung, und meine neuen Erkenntnisse reichen nicht aus, das Mosaik zusammenzusetzen. Ich ahne jedoch, daß wir hier am Ausgangspunkt von Ereignissen stehen, die einen Großteil des Universums beeinflussen werden - insbesondere die Mächtigkeitsballung von ES."
„Ahnen und glauben heißt: nicht wissen."
„Du hast recht, Ellert, aber wie soll aus Glauben jemals Wissen werden, wenn nicht versucht wird, dieses Wissen zu erwerben?"
„Und wie?"
„Übernimm einen der Schläfer und stelle fest, wieviel von seiner Erinnerung noch vorhanden ist. Was sollte
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