1386 - Die Gefangenen des Schwarzen Tods
davon ging ich aus.
Der Kampf zwischen dem Flugdrachen und uns war von den Nachbarn glücklicherweise nicht beobachtet worden, aber das Eintreffen des Rettungswagens und der Polizei hatte schon Aufsehen erregt. Und so standen die Leute vor ihren Häusern, schauten zum Haus der Elsa Harper herüber, aber niemand konnte sagen, was sich genau abgespielt hatte. Und ich hatte keine Antworten auf entsprechende Fragen gegeben.
Ich zog mich wieder in das Haus zurück, zwischen dessen Wänden noch immer das Gespenst des Schreckens hing. Es war einfach zu fühlen, dass hier etwas Schlimmes passiert war, und auch ich spürte das Kribbeln auf meinem Rücken. Es war noch nicht vorbei. Es würde auch nicht so schnell vorbeigehen. Es war nur der Anfang gewesen, davon ging ich weiterhin aus.
Auch der Polizeichef Stuart Fuller und der Hafenboss Gregor Ills waren erschienen. Suko hatte die beiden Männer in die obere Etage geführt und ihnen reinen Wein eingeschenkt.
Ich hörte sie oben miteinander sprechen, während ich mich im Wohnraum aufhielt und darüber nachdachte, ob ich Bill Conolly anrufen sollte, der indirekt ebenfalls mit dem Fall zu tun hatte. Das Vorhaben musste ich aufschieben, weil die drei Männer über die schmale Treppe nach unten kamen.
Suko hatte die Spitze übernommen. Als ich in die Gesichter der anderen schaute, wirkten diese, als wäre sie in Stein gehauen. In den Augen las ich den Ausdruck der Unsicherheit.
Es war Gregor Ills, der vor mir stehen blieb, durch seinen grauen Bart strich und den Kopf schüttelte.
»Mr. Sinclair, ich will Ihnen ehrlich sagen, dass ich es noch immer nicht glauben kann. Das ist der reine Wahnsinn und nicht zu fassen, obwohl ich den Beweis mit eigenen Augen gesehen habe. Der verendete Vogeldrache liegt ja draußen im Garten hinter dem Haus.«
Fuller hatte unsere Unterhaltung gehört und nickte, dann fragte er mich: »Was geht hier genau vor, Mr. Sinclair?«
Meine Antwort war ehrlich. »Es tut mir Leid, aber das weiß ich nicht genau.«
»Sie haben jemand getötet.«
»Nein, das war ich«, meldete sich Suko.
»Aber so sieht kein toter Mensch aus, Suko, das ist unmöglich. Bitte, ich kann es nicht akzeptieren.«
»Sie müssen es aber, und ich würde Clint Harper nicht mehr als einen Menschen bezeichnen. Es war nur mehr ein Wesen oder ein Mensch, der in einen schrecklichen Kreislauf geraten ist und darin verging.«
»Ja, ja!«, rief Fuller. »Das glaube ich Ihnen ja alles. Doch mich interessiert, wie es dazu gekommen ist.«
»Glauben Sie an Magie?«
»Nein.«
»Das ist schade.«
Er trat etwas zurück. »Jetzt sagen Sie bitte nicht, dass dieser Vorgang etwas mit Magie zu tun hat. Das sehe ich als unmöglich an.«
»Würde ich an Ihrer Stelle auch, Mr. Fuller«, mischte ich mich wieder ein. »Aber Sie müssen sich mit dem Gedanken vertraut machen.«
Der Polizist blickte Gregor Ills an, als könnte dieser ihm eine bessere Erklärung geben.
Der aber hob die Schultern und sagte: »Es tut mir Leid, dass ich dich nicht unterstützen kann, aber John Sinclair hat wohl die Wahrheit gesagt.«
»Du glaubst das Märchen auch?«
»Es ist kein Märchen«, erklärte Ills. »Welchen Grund sollten die beiden Männer hier haben, uns anzulügen?«
Auf diese Frage wusste Fuller keine Antwort. Er hob nur die Schultern, drehte sich ab und verließ grußlos das Haus.
Ills versuchte ihn zu verteidigen. »Bitte, meine Herren, Sie dürfen sein Verhalten nicht zu sehr auf die Goldwaage legen. So etwas wie heute ist hier noch nie passiert. Das… das … geht einfach über unser aller Verstand, und da beziehe ich mich mit ein. Auch mir fällt es noch schwer, diese Tatsachen zu akzeptieren.«
»Ihnen macht keiner einen Vorwurf«, sagte ich, »und das gilt auch für Stuart Fuller.«
»Danke.«
»Aber es muss weitergehen«, sagte ich. »Wir können es nicht so einfach hinnehmen.«
Der Hafenchef schaute uns erstaunt an. »Da bin ich Ihrer Meinung. Nur frage ich mich, wie es weitergehen soll? Ich habe keine Ahnung. Sie etwa?«
»Es gibt eine Spur, der wir nachgehen wollen. Möglicherweise können Sie uns da helfen.«
»Da bin ich gespannt.«
Seine Spannung dauerte noch an, denn Stuart Fuller kehrte zu uns zurück. Er sah etwas entspannter aus und sagte: »Ich habe meine Männer in Alarmbereitschaft versetzt. Es sind nicht viele, aber sie werden die Augen aufhalten und auch den Himmel beobachten. Wenn etwas passiert, muss es uns auffallen.« Er deutete mit dem ausgestreckten rechten
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