1386 - Die Gefangenen des Schwarzen Tods
gab es noch vier dieser verschwundenen Seeleute.
Wir hatten Glück, denn nichts passierte. Der dunkel bespannte Himmel hielt keine weiteren Überraschungen für uns bereit, und auch die Bewohner hatten sich wieder zurück in ihre Häuser gezogen. Sicherlich auch aus Furcht, denn was hier passiert war, musste sich in Windeseile herumgesprochen haben.
Ab und zu schleifte das Licht eines Scheinwerferpaars in der Nähe vorbei, ansonsten lief das Leben hier normal ab.
Der kleine Geländewagen parkte neben dem Haus des Hafenchefs. In der oberen Etage lagen unsere Zimmer. Dort brauchten wir nicht hin. Alles, was wir an Waffen und Ausrüstung brauchten, hatten wir dabei.
Aus seiner Jackentasche holte der Hafenboss den Wagenschlüssel hervor. »Zu treuen Händen«, sagte er.
Ich nickte Suko zu. »Nimm du ihn, bitte, und lass dir von Mr. Ills den Weg erklären.«
»Und was ist mir dir?«
»Ich will noch mal Bill anrufen.«
»Tu das…«
***
Glenda Perkins hatte gelernt, sich zusammenzureißen. Jedes Wort des Hypnotiseurs hatte sie verstanden. Die Drohung war ausgesprochen worden und schwebte wie eine scharfe Klinge über ihr, die auch in der nächsten Zeit nicht verschwinden würde.
Aber sie wollte Saladin keinen Grund geben, um noch mehr zu triumphieren, deshalb zeigte sie sich gelassen und zuckte nur mit den Schultern.
»Ach, nimmst du es so hin?«
»Warum nicht?«
»Ich habe von deinem Tod gesprochen«, flüsterte er ihr ins Gesicht. »Von deinem Tod!«
»Ja, das habe ich auch verstanden. Aber mit dem Tod hat man mir schon so oft gedroht, dass du mich eigentlich nicht zu sehr erschüttert hast.«
»Du wirst nicht überleben. Du nicht, und auch die anderen werden es nicht. Hier ist Endstation.«
Glenda hatte sehr wohl alles verstanden, doch sie lächelte Saladin sogar an, bevor sie sagte: »Du hast mir das Serum eingespritzt. Professor Newton und du, ihr beide wolltet, dass ich mit den Toten Kontakt aufnehme und mit ihnen spreche, damit ihr mehr über das Jenseits erfahren konntet. Nur ist euer Plan nicht aufgegangen, denn das Serum hat bei mir anders reagiert. Es gab mir eine besondere Fähigkeit, das gebe ich gern zu, denn ich bin ein Mensch, der jeder Situation auch etwas Positives abgewinnen kann. Ich habe schon erlebt, dass ich Menschen helfen kann, wenn ich meine Fähigkeiten richtig einsetzte. Ich kann mich wegbeamen, ich kann Entfernungen überbrücken, und wenn ich will, dann werde ich auch hier…«
»Entfliehen?«, höhnte Saladin.
»Ja, genau das.«
Er kicherte. Er tat es erst leise, dann lachte er laut, und er warf dabei seinen Kopf zurück.
Glenda konnte nicht behaupten, dass ihr diese Reaktion gefiel.
Wer so etwas tat, der hielt einen Triumph in der Hinterhand. So war es auch bei Saladin.
»Das Alles ist richtig, was du gesagt hast, Glenda Perkins, nur eines trifft nicht zu…« Er legte eine Pause ein, damit seine bisher gesprochenen Worte wirken konnten.
Und Glenda fühlte sich plötzlich noch unwohler. Sie spürte den kalten Schauer auf ihrem Rücken, aber sie wartete zunächst ab.
Sein Gesicht strahlte plötzlich. Die kalten bösen Augen nahmen einen besonderen Glanz an. »Alles ist möglich, Glenda, das will ich dir noch mal sagen. Aber eines hast du vergessen, weil du es einfach nicht wissen kannst.«
»Und was?«
»In dieser Welt ist dir deine besondere Fähigkeit genommen worden. Hier kannst du sie nicht einsetzen. Hier hast du deine Grenzen erreicht, denn hier haben andere Mächte das Sagen. Ich habe dich hierher geschafft, und lebend kommst du hier nicht mehr weg. Du bist eben nicht so geworden, wie der Professor und ich es uns damals vorgestellt haben. Dein Pech.«
Glenda hatte es nicht nur geahnt, sie hatte es gewusst. Aber sie drehte deshalb nicht durch. Sie schrie nicht. Sie sank nicht auf die Knie, um Saladin ihre Furcht zu zeigen. Stattdessen ging ein Ruck durch ihren Körper, wobei sie mit harter Stimme erklärte: »Noch lebe ich, Saladin, und ich werde mich bemühen, dass dies auch weiterhin so bleibt. Ich habe schon in vielen lebensgefährlichen Situationen gesteckt und bin immer wieder heil aus ihnen herausgekommen…«
Saladin streckte die Hand mit den langen Fingern aus. »Aber keine war so wie diese hier. Daran solltest du denken. Du bist in meiner Hand. Du bist eine Gefangene von Atlantis, dem neuen Atlantis, wohlgemerkt, und deshalb ist deine Chance gleich null.«
Die Worte waren mit einer so starken Überzeugung gesprochen, dass Glenda Perkins
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