1386 - Die Gefangenen des Schwarzen Tods
doch in diesem Fall ist das nicht gut.«
»Warum denn nicht?«
»Weil es keine normalen Brandwunden sind. Es war auch kein normales Feuer, sondern…«
Schlagartig veränderte sie sich. Elsa Harper drehte durch. Es begann mit einem lauten Schrei. Dann schoss sie von ihrem Platz aus in die Höhe. Ihre Augen veränderten sich. Sie sahen aus, als würden sie brennen, und sie blieb auch nicht stehen, sondern drehte sich nach rechts, um auf die Tür zuzurennen.
»Ich will ihn sehen!«, schrie sie. »Ich will ihn sehen, verdammt noch mal! Ich will zu meinem Mann!«
Bis in den Flur kam sie. Als sie den rechten Fuß anhob, um ihn auf die erste Stufe zu setzen, war ich bei ihr und zerrte sie mit einer harten Bewegung zurück.
»Nein!«
Sie fiel in meine Arme, aber sie war wie von Sinnen, trampelte, schlug um sich, wollte sich losreißen, sodass ich alle Hände voll zu tun bekam, um sie zu bändigen.
Schließlich gelang es mir, die tobende und kreischende Frau herumzureißen und sie wieder zurück in das Wohnzimmer zu zerren.
Dort schob ich sie in den Sessel, in dem sie eben schon gesessen hatte.
Ich wollte, dass sie ihren Mann so nicht sah. Ich wusste allerdings nicht, wie ich sie beruhigen sollte, denn auf keinen Fall durfte sie nach oben.
Aber dort änderte sich etwas.
Wieder hörte ich den Schuss aus der Beretta…
***
Hörte die Welt um sie herum auf? Oder hatte sie sich längst aufgelöst und alle Grenzen überwunden?
Diese beiden Fragen wusste Glenda nicht zu beantworten. Jedenfalls stand fest, dass sie nichts mehr fühlte und zu einem Spielball unbekannter Kräfte geworden war.
Das Gefühl für Zeit war ihr abhanden gekommen. Es existierte weder Dunkelheit noch Licht. Es war nichts vorhanden als nur die Leere des Raumes, wobei sie schlecht von einem Vorhandensein bei dieser Leere sprechen konnte.
Aber es blieb nicht für immer. Es änderte sich, und Glenda Perkins erlebte wieder die Gefühle eines Menschen. Sie merkte, dass sie noch vorhanden war. Etwas baute sie wieder zusammen, und so begann sie, auch wieder körperlich zu werden und auch zu fühlen.
Das Nichts füllte sich. Es gab keine Leere mehr, auch wenn Glenda von einer gewissen Dunkelheit umgeben wurde. Ganz dunkel war es nicht, aber ein normales Sehen war nicht möglich.
Sie war wieder wer. Sie spürte den Druck unter ihren Füßen. Sie hatte die Augen geöffnet, was einfach aus einem Reflex geschah.
Einatmen – ausatmen!
Beides klappte gut. Alles war wieder normal. Es gab sie psychisch und auch physisch. Aber sie gab sich selbst gegenüber zu, dass diese Reise anders gewesen war als die sonstigen. Von einer längeren Dauer konnte sie nicht sprechen, weil das Gefühl für Zeit verschwunden gewesen war. Es war ihr trotzdem so erschienen.
Sonst war sie bei ihren Reisen in der normalen Welt geblieben. Sie wusste, dass sie sich jetzt in einer anderen Dimension befand. Eine Welt ohne Sonne, aber es gab trotzdem ein Licht, wie sie nach einer gewisse Weile feststellte.
Woher kam es?
Glenda freute sich darüber, dass sie sich bereits wieder Fragen stellen konnte. Ihre Neugierde war ihr nicht abhanden gekommen, und sie fing damit an, die Quelle zu suchen. Wo Licht ist, da gibt es auch Hoffnung. Das jedenfalls hatte sie gelernt, und danach richtete sie sich.
Glenda war irritiert. Das Licht gab es zwar, nur konnte die sie Quelle nicht ausmachen. Es war einfach überall, nur war es nicht die Helligkeit, die ihr bekannt war.
Man konnte dieses Licht fast als dunkel ansehen. Es kroch aus irgendwelchen Spalten hervor. Es verteilte sich als Schein, bei dem ein ungewöhnliches Grau überwog und von Glenda deshalb als Licht eingestuft wurde. Ein Schleier hatte sich ausgebreitet, der trotzdem all die Wesen, die in der Dunkelheit lebten und diese liebten, nicht störte.
Bisher hatte sie auf der Stelle gestanden und sich nicht bewegt.
Das tat sie jetzt, indem sie einen Schritt vorwärts ging, dann den nächsten.
Damit kehrten zugleich die Erinnerungen zurück.
Saladin!
Sie sprach den Namen nicht aus. Allein der Gedanke sorgte dafür, dass Hitzewellen in ihr hochstiegen. Es gab nur wenige Menschen, vor denen sich Glenda fürchtete. Saladin gehörte dazu, er stand sogar an der Spitze, denn sie war nichts anderes als Wachs in seinen Händen. Er besaß Kräfte, die ihm vom Teufel gegeben worden sein mussten, denn niemand sonst war in der Lage, die Menschen so zu manipulieren wie er. Und das allein durch die Kraft seines Geistes.
Beim ersten Umschauen
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