1388 - Die fliegenden Teufel
und trat einige Male dorthin, wo der Schwarze Tod seine Existenz für immer verloren hatte. Die Welt gehörte wieder ihm. Ein neues Atlantis würde es nicht mehr geben. Dafür würden die Blutsauger hier wieder ihre Heimat finden. Seine Gedanken bewegten sich bereits in der Zukunft. Er würde sich eine Armee aufbauen und wieder zu dem werden, der er einmal gewesen war. Angst und Schrecken, den der Schwarze Tod verbreitet hatte, sollten demnächst von ihm ausgehen. Er freute sich auf frisches Blut. Und wenn er die Menschen leergetrunken hatte, würde er ihnen hier eine Heimat bieten.
Alles von vorn aufbauen. Den Neubeginn wagen. Auch in dieser Hinsicht glich er einem Menschen. Es machte ihm nichts aus. Er war jemand, für den der Begriff Zeit keine Rolle spielte. Der Mensch war endlich, er aber sah sich als zeitlos an. Nicht als unendlich, denn so vermessen wollte er nun doch nicht sein, denn er musste zugeben, dass es Feinde gab, die seine Existenz gefährdeten.
Zum Beispiel der Geisterjäger John Sinclair!
Er hatte ›gesehen‹, wie es dem Geisterjäger gelungen war, den Schwarzen Tod zu vernichten. Mallmann kannte keinen anderen Menschen, der so etwas fertig brachte. Man hätte Sinclair zum Freund haben müssen und nicht zum Feind. Die Zeiten aber waren vorbei, und auch ein Sinclair war nicht unsterblich.
Mallmanns Traum war es, ihn zu einem Vampir zu machen, um ihn in seinen Kreis einzureihen. Das wäre wirklich perfekt gewesen.
Er würde ihm dieses zeitlose ›Leben‹ gönnen, aber Mallmann wusste auch, dass solche Versuche bisher fehlgeschlagen waren.
John Sinclair!
Der Name wollte ihm nicht aus dem Kopf, aber da war noch eine andere Person, der er seine Aufmerksamkeit widmen musste.
Das war die blonde Bestie Justine Cavallo, eine Blutsaugerin so wie er, die sich von ihm getrennt hatte, um ihren eigenen Weg zu gehen. Für Dracula II war es unverständlich, denn sie hatte sich mit Menschen zusammengetan, lebte sogar bei Sinclairs Freundin Jane Collins.
Oft genug kam sie mit Sinclair zusammen. Auch ihn ließ sie in Ruhe, denn sie ging ihren ganz eigenen Weg. Mallmann wollte nicht von einer vermenschlichten Blutsaugerin sprechen, aber irgendwie traf das schon die Wahrheit.
Es gab Zeiten, da waren er und sie Partner gewesen. Aber da waren die Konstellationen auch andere gewesen. Da hatte es noch einen van Akkeren gegeben. Da hatten sie noch gemeinsam gegen die Templer gekämpft, deren Führer oder Großmeister van Akkeren hatte werden wollen.
Doch van Akkeren war zu schwach gewesen. Er war auch gestorben, sogar als Vampir, und Mallmann hatte sich danach wieder seinen eigenen Weg suchen müssen.
Nichts blieb, wie es war. Auch in seinem Dunstkreis. Doch er wollte dafür sorgen, dass die guten alten Zeiten wieder zurückkehrten, wenn auch mit leichten Veränderungen. Er wollte so bald wie möglich reinen Tisch machen und Klarheit schaffen.
»Justine«, flüsterte er den Namen der blonden Bestie. »Ich denke, dass ich mit dir beginnen werde.«
Er hatte den Entschluss gefasst, schaute wieder in die Höhe und sah seine Boten. Hoch streckte er ihnen die Hände entgegen, ohne sich zu bewegen.
Schon einmal hatten sie ihm geholfen, und sie würden es auch ein zweites Mal tun.
Wenig später war er auf dem Weg zu seiner Hütte…
***
Natürlich wusste Jane Collins über unseren großen Sieg Bescheid.
Ich hätte mich wie ein Schuft gefühlt, wenn ich es ihr nicht sagt hätte. Aber es war nur ein kurzes Telefongespräch gewesen. Jetzt war ich auf dem Weg zu ihr, um ihr einen ausführlichen Bericht zukommen zu lassen. Sie musste es einfach wissen, denn Jane gehörte schließlich zum Team.
Ob ich Justine Cavallo auch bei ihr antraf, wusste ich nicht. Oft nutzt sie den Schutz der Dunkelheit, um durch die Straßen zu streifen, weil einfach die Gier nach dem Blut zu groß wurde. Dann holte sie sich irgendwelche – wie sie sagte – negative Menschen, um ihr Blut zu trinken. Später wurden die Vampire dann von ihr getötet. Mir konnte es nicht gefallen, aber ich war nicht in der Lage, etwas dagegen zu tun.
Jetzt war ich gespannt, wie sich eine Justine Cavallo nun verhalten würde, da sich doch gewisse Bedingungen verändert hatten. Zudem ging ich davon aus, dass auch Dracula II etwas tun und Kontakt mit dieser Unperson aufnehmen würde.
Für mich hatte die Zukunft durch die Vernichtung des Schwarzen Tods nichts von ihrer Brisanz verloren, und ich war gespannt, was noch alles auf meine Freunde und mich
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