1389 - Straße der Skarabäen
Rhodan zögerte nicht länger. Er trug den Freund von der Pyramide weg. Dabei machte er sich Vorwürfe, weil er ihn nicht in der DORIFER-Kapsel zurückgelassen und der Pflege LEDAS übergeben hatte. Doch dann drängte er diese Gedanken zurück. Niemand konnte wissen, ob sich der Zustand Nai-Lengs unter anderen Umständen verbessert oder verschlechtert hätte.
Er blickte auf das Gesicht des alternden Kartanin. Er war nun ruhig und entspannt. Nach wie vor aber leuchtete der Halbkreis auf seiner Stirn in blutigem Rot. „LEDA wird prüfen, was es damit auf sich hat", sagte der Unsterbliche leise. „Und wenn sie herausfindet, daß sich das Gift darin verbirgt, wird sie es entfernen."
Sie erreichten die Stelle, an der sie beide eingebrochen waren. Rhodan schob Nai-Leng nach oben, und als Beodu ihn in Empfang genommen hatte, folgte er ihm. „Er hat das Bewußtsein verloren", sagte er. „Zurück zur Kapsel. Wir bleiben nicht länger hier, sondern folgen der Skarabäus-Straße zum Zentrum hin."
„Du hast mir mal von den Skarabäus-Käfern der Erde erzählt", erwiderte der Attavenno. „Der Name paßt."
„Wir werden klären, warum alle Straßen zu diesem Zentrum führen", fuhr Rhodan fort, während er Nai-Leng durch den Dschungel trug. „Das gefällt mir", stimmte Beodu zu. „Ich möchte auch wissen, wozu die silbern schimmernde Riesenpyramide da ist."
„Du bist sicher, daß wir sie im Zentrum finden?"
„Natürlich! Wo denn sonst?"
Er berichtete dem Attavenno von den Exoskeletten der Nakken. „Das beweist noch gar nichts", sagte Beodu gelassen. „Es beweist vor allem nicht, daß die Nacktschnecken sich auf diesem Planeten niedergelassen haben. Es kann auch die Besatzung eines Raumschiffs gewesen sein, die den Käfern zum Opfer gefallen ist. Vielleicht ist ihr Raumschiff hier irgendwo im Dschungel gestrandet."
An einen derartigen Zufall wollte Rhodan nicht glauben. Er wollte sich jedoch auch nicht an Spekulationen beteiligen. Daher ging er nicht auf die Worte des Attavenno ein. Er trug Nai-Leng in die Kapsel und befahl LEDA, sich um ihn zu kümmern. „Sieh dir vor allem die Zeichnung auf seiner Stirn an. Nimm eine Probe von der Farbe und analysiere sie.
Wir müssen wissen, ob darin ein Gift verborgen ist, unter dem er möglicherweise zu leiden hat."
„Wird erledigt", erwiderte die DORIFER-Kapsel, während sie die Schleuse schloß und sich aus dem Dschungel löste.
Beodu blickte auf die Monitorschirme. „Wir werden die silberne Pyramide sehen", sagte er. „Aber ob wir dort willkommen sind, das ist eine andere Frage."
„Wir mußten damit rechnen", sagte Crashkhat. „Die Versorgungsbauten der Fun-Quizar sind gar zu auffällig."
„Jetzt ist es passiert", stimmte Dramthar zu. „Sie sind gelandet und wieder gestartet, aber nicht um uns zu verlassen, sondern weil sie neugierig geworden sind."
„Kein Grund zur Panik", erklärte Crashkhat nachdrücklich. Er war der Ranghöchste in der Gruppe der Sieben, die in der Kammer zusammengekommen waren. Er wurde von allen vorbehaltlos respektiert, aber auch gefürchtet. Vor ihm war niemand sicher, der ihm unter einem bestimmten Punkt hinaus noch Widerstand leistete. Einem solchen Widersacher gegenüber konnte Crashkhat jede Rücksicht vergessen. „Richtig. Panik wäre fehl am Platz", betonte Dramthar. „Dennoch müssen wir etwas tun. Wir sollten zumindest vorbereitet sein."
„Deshalb habe ich euch zusammengerufen", versetzte Crashkhat. Er richtete sich gewichtig auf. „Unser Geheimnis muß gewahrt werden. Wir dürfen nicht zulassen, daß Fremde Informationen erhalten, die nicht für sie gedacht sind. Damit könnten wir unsere eigene Existenz gefährden."
„Was schlägst du vor?" fragte Dramthar, da alle anderen schwiegen. Ihnen hatte Crashkhat nach und nach den Schneid abgekauft. „Wir warten ab, wie weit sie gehen", erklärte der Anführer der Sieben. „Wenn sie allzu neugierig werden, schlagen wir zu - so schnell und so hart, daß ihnen keine Chance bleibt."
„Du willst sie töten?" fragte Dramthar. „Wir werden sie töten, weil wir keine andere Wahl haben. Wenn sie das Geheimnis dieses Planeten enthüllen, werden sie sterben. Ebenso wie ihre Vorgänger, die vor einigen Jahren hier erschienen und ihre Nase allzu tief in unsere Angelegenheit steckten."
Wiederum wagte keiner der anderen, sich dazu zu äußern. Widerspruch war von ihnen schon gar nicht zu erwarten. „Sollten wir uns nicht doch dazu entschließen, die Versorgungsbauten der
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