139 - Rätsel-Tempel des Dschinn
ihm gehen ?« fragte Ali Akman betroffen und machte ein Gesicht, als
hätte er gerade erfahren, daß Chachmah an der Pest leide.
»Ja.«
Akman schüttelte den Kopf. »Und was
interessiert Sie daran persönlich, Achmed? Es ist Sache der Polizei, Abdul
Assard unbequeme Fragen zu stellen .«
»Das stimmt nur bedingt, Ali. Manchmal wissen
Außenstehende Dinge, die offiziell nicht bekannt werden. Ich habe viele Bücher
mit Seltenheitswert gelesen. Aus Persien, Syrien und Ägypten. Die Methoden der
alten Zauberer, die durch die Beschwörung von Dschinns und Elementargeistern zu
Macht, Ansehen und Reichtum kommen wollten, haben mich seit jeher interessiert .«
»Dann sind Sie wie Abdul !« entfuhr es Manod. »Sie beschäftigen sich auch mit Zauberei .« Er wich unwillkürlich von Chachmah einen Schritt zurück.
X-RAY-18 lächelte leicht. »Keine Bange, Akbar
Manod. Ich befasse mich nicht mit verbotenen Praktiken und käme nie auf die
Idee, eine Beschwörung durchzuführen und okkulte Rituale, die in bedenklichen
magischen Büchern erwähnt werden, zu betreiben. Mein Ziel ist es, meine
Kenntnisse einzusetzen, um Unheil zu verhindern und Verblendete auf den rechten
Weg zurückzuführen, ehe sie ein Inferno entfesseln.
Und so etwas kann schneller passieren, als
manch einer glaubt. Allzu leicht nämlich unterschätzen gewisse Leute ihre
Kräfte. Und dann passiert es.
Kein Dschinn läßt sich umsonst rufen. Wer das
Geheimnis eines der mächtigen Geister entdeckt, kann zum Herrscher des
Universums werden. Aber dies geschieht nicht, ohne daß er seinen Preis dafür
bezahlen muß. Und der ist hoch, sehr hoch ... Vielleicht ist Abdul Assard schon
so weit verblendet, daß er die Gefahr nicht mehr erkennt - oder sie
unterschätzt. In beiden Fällen muß man ihm helfen. Ich sehe ihn mir mal aus der
Nähe an. Vielleicht erfahre ich dann mehr .«
*
Die Fahrt zu Abdul Assard dauerte etwas
länger, als Achmed Chachmah ursprünglich vermutet hatte.
Die Hütte stand hinter kargen Feldern. Die
lehmbraune Erde lag trocken unter der Sonne, die um diese Morgenstunde schon
kräftig die Luft und die Erde heizte.
Es war erst neun Uhr, als der arabische
PSA-Agent den Cadillac über schmale, holprige Feldwege steuerte. Brauner Staub
wurde aufgewirbelt und senkte sich wie ein Schleier auf den glänzenden Lack und
die chromblitzenden Teile des schaukelnden Wagens.
Die Karosserie sah innerhalb weniger Minuten
aus, als hätte der Mann damit die Sahara durchquert.
Der Weg war schlangengleich gewunden und
führte hinter eine Erdwelle, auf der ein paar armselige Büsche und krumme Bäume
wuchsen. Das Gras stand stellenweise hoch, hing aber traurig und verdorrt
herunter, als hätte jemand Säure darüber gegossen.
Die Hütte war baufällig und bestand zum Teil
aus Brettern und Balken, in deren Zwischenräume man mit Lehm verschmierte
Steine aufeinandergeschichtet hatte.
Das Dach war mit Dachpappe und Wellblech
abgedeckt und an manchen Stellen mit Steinen beschwert, um den Wind daran zu
hindern, das Abdeckmaterial davonzublasen.
Neben dem Eingang zur Hütte, der aus einer
baufälligen, klapprigen Tür bestand, war halb in den Boden eingelassen ein
riesiges, grüngestrichenes Tongefäß, in dem sich bequem ein Erwachsener
verstecken konnte.
Das Gefäß war zur Hälfte mit schmutzigem
Regenwasser gefüllt. Mücken und Fliegen tanzten über und auf dem dunklen,
faulig riechenden Wasser.
Achmed Chachmah konnte mit dem Wagen nicht
bis vor die Hütte fahren, sondern mußte ihn diesseits der Erdwelle stehen
lassen. Nur ein schmaler, steiler Fußpfad führte zu der mickrigen, primitiven
Behausung, an die ein Schuppen angebaut war, der zu einer Seite hin offen stand.
Rostige und schmutzige Geräte zur Feldbestellung und ein klappriges Fahrrad,
dem Schutzbleche und Beleuchtungsanlage fehlten, waren unter anderem hier
untergebracht.
Darüber hinaus gab es ein primitives, klobig
zusammengezimmertes Regal, das mit Krügen, alten Flaschen, Lampen und
vergammelten Weihrauchgefäßen vollgestellt war.
Wo immer Abdul Assard auch einen Topf, eine
Lampe oder eine Flasche gesehen hatte - er hatte sie mitgenommen und jede
einzelne offensichtlich genau untersucht, in der Hoffnung, auf ein okkultes,
magisches Geheimnis zu stoßen.
Das Licht der noch schräg stehenden Sonne
schien genau in den Schuppen, und obwohl Achmed Chachmah noch einige Schritte
von diesem entfernt war, konnte er an mehreren Krügen deutlich erkennen, daß
sie nur noch aus
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