1390 - Blut-Banditen
begann er mit seiner Befreiung. Er kroch mit langsamen Bewegungen aus dem Laubhaufen hervor. Dabei konnte er das Rascheln der Blätter nicht vermeiden, doch diese Laute hielten sich in Grenzen.
Zuerst lag der Kopf frei. Der schnelle Rundblick, der nichts einbrachte, ihn aber schon beruhigte, denn in seiner Umgebung gab es nichts Fremdes und Gefährliches. Hier war nur der Wald mit seinen Laubbäumen und auch den düster wirkenden Tannen und Fichten.
Der Nebel war wie ein schleichendes Gespenst, das die Welt veränderte und sie undurchsichtig machte.
Der Pfähler nahm eine kniende Haltung ein. In ihr verharrte er. So wartete er, bis sich das letzte Rascheln des Laubes gelegt hatte.
Stille!
Endlich durchatmen. Darauf warten, dass sich das Klopfen des Herzens wieder normalisierte.
In seinem schweißfeuchten Gesicht klebten einige Blätter fest, die er abzupfte. Dann strich er noch welche aus seinem Haar und klaubte auch zwei von ihnen von seinem Pfahl weg.
Erst jetzt fühlte sich Frantisek Marek wieder als Mensch, obwohl in ihm noch immer die Furcht vor den Verfolgern steckte.
Er sah sich um. Viel gab es nicht zu sehen, und wieder rutschten seine Gedanken weg und glitten hin zu seinen Freunden aus London. Eine Ankunftszeit hatten sie nicht melden können, und auch er war nicht in der Lage gewesen, anzurufen.
Er wusste, dass sie zu seinem Haus kommen würden, und fragte sich, ob Mallmann nicht dort auf sie laueren würde.
Egal, gegen Sinclair und Suko standen seine Chancen nicht so gut.
Zu seinem Haus konnte Marek nicht mehr zurück, obwohl er es sich gewünscht hätte. Die zweite Möglichkeit war der Wald. Ein recht großes Gebiet wurde von ihm eingenommen, und wer ihn kannte, der konnte auch geeignete Verstecke finden.
Manches Unterholz wuchs so dicht zusammen, dass es auch mit Blicken nicht durchdrungen werden konnte. Es gab zudem Stellen, da waren die Bäume übereinander gefallen und bildeten ebenfalls ein Versteck, wenn genügend Buschwerk in der Nähe wuchs.
Marek dachte daran, dass er in diesem Wald schon Vampire gejagt hatte. Nun hatte jemand den Spieß umgedreht, denn dass man ihn in Ruhe lassen würde, daran glaubte er nicht.
Er stellte sich hin. Es war schwer, sich aus dem Laub zu wühlen, und es war zudem mit Geräuschen verbunden. Er konnte sie nicht vermeiden, und es war ihm leider nicht möglich, durch die Luft zu fliegen wie Mallmann.
Genau davor fürchtete er sich am meisten. Wenn sich der Blutsauger in eine Fledermaus verwandelte, lagen die Dinge ganz anders. Da konnte er durch die Luft gleiten, ohne dass er großartige Geräusche verursachte. Nichts würde man hören, wenn er nicht gerade mit seinen mächtigen Schwingen schlug.
Auf einmal hörte Marek etwas. Zwar dämpfte der Nebel gewisse Geräusche, aber er schluckte sie nicht ganz.
Und so drangen sie an Mareks Ohren und warnten ihn.
Der Pfähler blieb unbeweglich stehen. Er wollte vermeiden, dass das Laub wieder raschelte, er hielt sogar den Atem an und stellte fest, dass irgendwo in den noch belaubten Kronen der Bäume einige Vögel umherschwirrten, die diese Laute erzeugten, die er vernommen hatte.
Warum?
Er war mit der Natur recht vertraut und glaubte daran, dass sich die Tiere nur so verhielten, weil sie gestört worden waren. Er hatte es nicht getan. Sie mussten durch einen anderen Vorgang erschreckt worden sein.
Mallmann!
Der Pfähler verzog das Gesicht, als er an diesen Namen dachte.
Natürlich hatte Dracula II nicht den Überblick verloren. Er hatte genau mitbekommen, wohin der Mann gelaufen war, den er unbedingt zum Vampir machen wollte.
Und jetzt kam er!
***
Mallmann hatte sich nicht in eine Fledermaus verwandelt und befand sich bereits im Wald. Er ging. Er war zu hören. Bei jedem seiner Schritte raschelte das Laub, denn es gab keinen Fleck im Wald, der nicht davon bedeckt war.
Marek wich zurück. Die Ruhe in ihm war vorbei. Er suchte jetzt fieberhaft nach einem Ausweg, denn er wollte auf keinen Fall in die Fänge des Blutsaugers geraten.
Wohin?
Um ihn herum lag der Nebel. Er verwandelte den Wald in ein verschwommenes Zerrbild. Marek wusste, dass er, wenn er jetzt weiterging, Geräusche nicht vermeiden konnte. Es ging einfach nicht anders, und so kam nur eine Fluchtrichtung in Betracht: Die nach oben!
Es war eine verrückte Idee, aber gerade die waren es oft, die einen Menschen retteten. Und Marek sah keine andere Möglichkeit, sein Leben zu verlängern.
Er duckte sich und schaute in die Höhe. Das graue
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