1390 - Blut-Banditen
Dämmerung schafften. Ich kam nie gern bei Dunkelheit in irgendwelchen fremden Orten an, wobei Petrila und dessen Umgebung für uns nicht fremd, sondern mit vielen Erinnerungen verbunden war, auch wenn man viele davon nicht eben als positiv ansehen konnte.
Ich schloss die Augen und war in wenigen Minuten eingeschlafen.
Doch ich konnte nicht die ganze Fahrt über pennen, denn die Glätte der Straße hörte irgendwann auf, und als es in die Berge ging, war es mit dem Schlaf vorbei, denn so manche Unebenheit in der Straße rüttelte mich wach.
Noch immer überraschte mich die Helligkeit, auch wenn die Sonne bereits in Richtung Westen gewandert war. Aber um die Berge herum lag bereits ein ungewöhnlicher Schleier, und das sah meiner Meinung nach nicht eben gut aus.
Ungefähr eine halbe Stunde später erwischte uns der erste Dunst.
Er war noch nicht so dicht, als dass er uns stark behindert hätte, aber es ging nicht mehr so flott voran. Je tiefer wir in das Gebirge rollten, umso mehr verdichtete sich der Nebel, aber es blieb uns noch das Tageslicht erhalten.
Ich schlief nicht mehr und bot Suko sogar an, das Steuer zu übernehmen.
»Nein, nein, lass mal, das packe ich.«
»Wie du willst.«
Kurven, mal eng, mal weniger eng. Eine Straße, die sich in die Höhe schob und dabei Serpentinen bildete, wobei sie nach der Passhöhe wieder nach unten glitt. Wald und Felsen, mal zum Greifen nahe, dann wieder entfernter.
Wir kannten die Strecke. Als wir in ein sehr weites Tal hineingefahren waren, konnten wir aufatmen, denn in diesem weit gezogenen Tal lag auch die kleine Stadt Petrila, die wir durchfahren mussten, um zu Mareks Haus zu gelangen.
Ausgerechnet in diesem Gebiet hatte sich der Nebel gesammelt wie Eischnee in einer Schüssel. Da machte vieles Spaß, nur das Autofahren nicht. Selbst Suko bekam schlechte Laune.
»Keine Sorge, Marek hat bestimmt einen Schnaps für uns.«
»Ja, ausgerechnet.«
Ich wollte über Sukos Antwort lachen, da ich ja wusste, was er von Alkohol hielt, als mir etwas auffiel. Nicht, dass wir nur dahin krochen, aber wir mussten einfach langsam fahren. Zudem gab es auch Gegenverkehr.
Ich saugte den Atem ein, als ich die Lichter vor uns sah. Sie waren nicht scharf umrissen, sondern bildeten zwei dunstige Bälle innerhalb der grauen Suppe.
»Das ist nicht wahr…«
»Doch, John.«
Mehr musste ich nicht sagen, denn Suko hatte das Gleiche gesehen wie ich. Sicherheitshalber fuhr er dichter an den rechten Straßenrand heran. Er ging sogar vom Gas. So gelang es uns, das Bild trotz des Nebels besser aufzunehmen.
Mitten auf der Straße bewegten sich in einer Reihe drei Gestalten.
Wir sahen nur ihre Rücken, denn sie liefen genau auf den Wagen zu, der ihnen entgegenkam.
»Was sind das für Typen, John?«
»Selbstmörder.«
»Ha, glaubst du das wirklich?«
»Nein, ich denke eher an die andere Alternative. Dass wir es mit Blutsaugern zu tun haben…«
ENDE des ersten Teils
[1] Siehe John Sinclair Nr. 1389 »Meine grausame Partnerin«
[2] Siehe John Sinclair Nr. 1391 »Die Nacht des Pfählers«
[3] Siehe John Sinclair Nr. 245 »Verdammt und begraben«
[4] Siehe John Sinclair Nr. 1383 »Hexenfriedhof«
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