1391 - Die Nacht des Pfählers
durch meinen Kopf hindurchblicken.
Suko nickte mir zu und sagte: »Ihr Blut hat dem Vampir nicht geschmeckt.«
»Das hab ich auch noch mitgekriegt. Aber warum nicht?«
»Ich weiß es nicht. Wenn ich sie frage, gib sie keine Antwort.«
»Okay. Und was ist mit dem Vampir?«
»Die Peitsche hat ihn erledigt.« Suko schaute mich an und grinste dabei. »Kann es sein, dass ich einen Schuss aus deiner Beretta gehört habe, Alter?«
»Stimmt genau.«
»Dann haben wir mit den beiden keine Probleme mehr.«
»Exakt.«
Suko deutete auf die Blonde, die er sehr genau im Auge behielt, damit sie nicht floh. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie allein in dem Wagen gesessen hat. Da muss noch jemand bei ihr gewesen sein.«
»Super. Und wo finden wir die Person?«
»Das sollte sie uns eigentlich sagen.«
Ich blickte die Blonde an. Ich wollte erfahren, ob sie uns verstanden hatte.
Das ist hin und wieder an den Reaktionen eines Menschen zu sehen, aber bei ihr tat sich nichts. Das Gesicht der Frau blieb ausdruckslos. Sie hatte sich in eine innere Emigration zurückgezogen.
»Sie ist stumm wie ein Fisch, John. Da ist nichts zu machen.«
»Das heißt, du hast es versucht, sie zum Sprechen zu bringen?«
»Sicher.«
»Hat sie überhaupt etwas gesagt?«
»Nein.«
»Dann kann es sein, dass sie unsere Sprache nicht versteht.«
»Daran habe ich auch gedacht.«
Ich dachte nicht mehr lange nach, sondern schlug vor, zu unserem Ziel zu fahren.
»Frantisek wird sie auf jeden Fall verstehen«, fügte ich noch hinzu.
»Sicher. Dann übernimm du das Steuer.«
Suko ging auf Nummer Sicher. Er hielt die fremde Frau, deren Namen wir nicht mal wussten, hart im Griff. Gemeinsam gingen wir zu unserem Golf zurück, dessen Umrisse bald innerhalb des Nebels zu erkennen waren.
Auf dem Weg hatte ich Zeit, mir über diesen Fall meine Gedanken zu machen, und ich kam sehr schnell zu der Überzeugung, dass nicht alles so gelaufen war, wie wir es uns vorgestellt hatten.
Weder Marek noch Dracula II hatten wir bisher zu Gesicht bekommen. Dafür waren uns zwei Vampire über den Weg gelaufen und auch noch diese seltsame Frau, deren Blut dem Sauger nicht hatte schmecken wollen. Es war eine Tatsache, sonst hätte er nicht versucht, sie auf eine andere Art und Weise aus dem Weg zu schaffen.
Es war die Reaktion eines Killers gewesen, der keine Zeugen zurücklassen wollte. Aber was hätte sie bezeugen können? Seine Anwesenheit? Reichte das aus, um einen Mord zu gerechtfertigen?
Okay, auf Menschenleben nehmen Vampire keine Rücksicht, trotzdem war sein Handeln merkwürdig.
Mir kam der Gedanke, dass diese Frau und der Blutsauger Feinde waren. Wenn ich diesen Gedanken weiterverfolgte, blieb eigentlich nur ein Schluss übrig, denn wer stand den Vampiren feindlich gegenüber?
Abgesehen von uns konnten das nach den neuesten Entwicklungen nur die Hexen sein. Also durfte ich davon ausgehen, dass es sich bei der Blonden um eine Hexe handelte.
Warum war sie hier erschienen? Meiner Ansicht nach musste sie einen Auftrag haben. Und als Auftragsgeber kam nur die Schattenhexe Assunga in Frage!
Sie hatte Mallmann unterstützt. Beide waren Komplizen im Kampf gegen den Schwarzen Tod gewesen, den es zum Glück nicht mehr gab. Nun waren die alten Verhältnisse wieder hergestellt.
Feindschaft zwischen Vampiren und Hexen. Der Kampf um die Macht. Jeder wollte wieder an die Spitze, und das ohne Rücksicht auf Verluste.
Hier fand ein Machtkampf statt. Da kämpfte jeder gegen jeden…
Suko unterbrach meine Gedanken. Er hatte zusammen mit seiner Gefangenen aufgeholt.
»Ich glaube schon, dass sie uns versteht.«
Neben dem Golf blieb ich stehen und drehte mich um. »Warum glaubst du das?«
»Weil ich nachgedacht habe.«
»Dann bis du zu den gleichen Schlüssen gekommen wie ich.« Ich öffnete die hintere Tür.
»Und die wären?«
»Ganz einfach. Ich nehme an, dass Assunga zwei Späherinnen geschickt hat. Wovon wir eine haben und die zweite verlustig ist. Es können auch mehr sein.«
»Sie will Mallmann!«
Ich grinste Suko an. »Genau das.«
»Dann können wir noch mit weiteren Überraschungen rechnen, denke ich. Auch bei Marek.«
Es war alles gesagt. Wir stiegen in den Golf, hinter dessen Steuer ich mich setzte. Suko schob die Blonde hinein, deren Namen wir nicht mal wussten.
Er hatte die Tür kaum geschlossen, als er sie mit einer Frage überraschte.
»Wird Assunga hier auch erscheinen?«
Ich hatte das Glück, im Innenspiegel die Reaktion der Frau sehen zu
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