1391 - Die Nacht des Pfählers
bleiben?
Eine dritte Möglichkeit sah ich nicht. Also blieb ich noch stehen und hörte auch nichts von meinem Freund Suko. Er und der andere Vampir schienen im Nebel untergetaucht zu sein. Eigentlich hätte ich erwartet, dass Suko nach mir rief.
Die Zeit war lang geworden. Natürlich erlebte ich dies subjektiv.
Aber wer auf etwas lauert und dazu noch in einer derartigen Umgebung, bei dem relativiert sich das Empfinden.
Es passierte doch.
Was mich warnte, kann ich nicht mal sagen. Vielleicht war es ein leises Rascheln in meinem Rücken.
Denn genau von dort sprang mich der Vampir an!
***
Was sein Freund John tat, interessierte Suko in den folgenden Augenblicken nicht. Hier konnte sich jeder auf jeden verlassen, und er wollte den Blutsauger zur Hölle schicken.
Nicht nur der Vampir wurde durch den Aufprall zu Boden gestoßen, auch die Frau kippte mit ihm um. Suko hörte noch ihren leisen Schrei, dann lag er über den beiden, und seine rechte Hand zerrte den Kopf des Untoten zur Seite, während er die linke in den Würgegriff des Untoten schob, um den Druck um den Hals der Frau zu lockern.
Er schaffte es.
Der Vampir musste nachgeben. Suko zerrte ihn nach hinten, er bog den Würgegriff auf, er hörte ein Ächzen und nahm auch die zappelnde Bewegung wahr, mit der die Blonde sich löste.
Suko lag auf dem Rücken. Über ihm zappelte der Körper des Wiedergängers. Er hörte das Stöhnen, er merkte etwas von der Kraft dieser verdammten Gestalt, die auch seinen Griff brechen konnte, und dann schaffte es der Blutsauger freizukommen.
Suko ließ ihn auch los, rammte ihm aber noch das Knie in den Rücken und schleuderte den Unhold so von sich weg.
Er taumelte von Suko weg, stolperte beinahe noch über den Körper der Frau, behielt aber das Gleichgewicht, fing sich, drehte sich und suchte nach seinem Gegner.
Der sah Suko nur als schwache Gestalt im Nebel. Er wirkte wie ein Schatten, der zwischen den Schwaden erstarrt war.
Suko hätte schießen können. Das wollte er nicht, es gab noch eine andere Möglichkeit, den Blutsauger zu erledigen. Er zog seine Dämonenpeitsche und schlug blitzartig den Kreis, sodass die drei Riemen aus der Öffnung im Griff rutschten.
Jetzt war er kampfbereit! Bestimmt hatte der Vampir etwas von der Aktion mitbekommen. Nur konnte er sie nicht einschätzen. Aber er wollte das Blut, und deshalb sprang er auf Suko zu.
Sein Fehler!
Der Inspektor hob die Peitsche nur für einen Moment an. Der Angreifer hätte es auch als Warnung einstufen können. Genau das tat er nicht. Er keuchte Suko an, was dieser als einen Laut der Freude auffasste.
Lässig schlug er mit der Peitsche zu. Nicht mal schnell, so sah er, dass die Riemen auseinander fächerten, und der Unhold sprang genau in die Schlag hinein.
Volltreffer!
Die drei Riemen erwischten ihn im Gesicht und am Körper.
Gleichzeitig wich Suko zur Seite, damit die Gestalt nicht gegen ihn stieß und ihn nicht noch umriss.
Der Vampir taumelte vorbei – und lag plötzlich selbst am Boden, weil Suko sein Bein hatte stehen lassen. Er fiel auf den Bauch und hätte sich eigentlich gleich wieder erheben müssen, was er jedoch nicht tat und auch nicht mehr konnte, denn Sukos Peitschte hatte ihn optimal erwischt.
In seinen Körper rührte sich etwas. Es war ein Zucken, ein Treten mit den Füßen, ein Versuch, letztendlich doch noch auf die Füße zu gelangen, was der Blutsauger nicht mehr schaffte. Dafür wälzte er sich herum, auf die Seite.
Er zog die Beine an, er schlug mit den Händen gegen den weichen Boden, aber auch das hörte sehr bald auf. Er lag still wie auf einer Bahre, und Suko konnte sich darauf verlassen, dass er nie mehr in seiner verfluchten Existenz auferstehen würde.
Als sich Suko bückte, da sah er das zerstörte Gesicht. Er war von einem Riemen getroffen worden und hatte dort eine tiefe Spur hinterlassen, als hatte jemand die Haut und das Fleisch mit einem scharfen, gezackten Gegenstand bis auf den Knochenschädel aufgeschnitten.
Suko dachte an die Frau. Er drehte sich von der Leiche weg und sah sie in der Nähe stehen. Sie starrte die Gestalt auf dem Boden ebenfalls an. Die Hände hielt sie zu Fäusten geballt, und ihr Mund stand halb offen.
Er ging an der Leiche vorbei und wollte die Blonde ansprechen, als diese plötzlich einen Schrei ausstieß. Für Suko unmotiviert, doch die folgenden Sekunden klären ihn auf. Die Person dachte nicht im Traum daran, in seiner Nähe zu bleiben. Auf dem Absatz machte sie kehrt und wollte die
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