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1391 - Die Nacht des Pfählers

1391 - Die Nacht des Pfählers

Titel: 1391 - Die Nacht des Pfählers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keine Hindernisse. Er war groß, er sah aus wie ein Mensch, aber er war kein Mensch, sondern ein Vampir. Und nicht nur irgendeiner, sondern Will Mallmann, alias Dracula II, der nicht grundlos durch den Wald schlich, sondern auf der Suche nach einem Menschen war, den er bis tief in sein Inneres hasste.
    Der Mann hieß Frantisek Marek und wurde auch der Pfähler genannt. Dass er Dracula II entkommen war, sah er selbst noch als ein kleines Wunder an. Damit hatte er nicht gerechnet, denn Mallmann und drei seiner Blut-Banditen hatten ihn im eigenen Haus überfallen, um sich an seinem Blut zu laben. Alles hätte Marek vertragen, jeden Tod, nur nicht den, später als lebende Leiche auf der Suche nach Menschenblut herumzugeistern. Und so hatte er zu einem letzten Mittel gegriffen. Er hatte sich seinen Pfahl auf die Brust gesetzt und hätte ihn tief in sein Herz gerammt und sich somit selbst das Leben genommen. [2]
    Er hatte es nicht zu tun brauchen, weil ihm zwei fremde Frauen zu Hilfe gekommen waren. Sie hatten eine Fensterscheibe in seinem Haus eingeworfen und damit auch die drei Vampire überrascht. In dem allgemeinen Durcheinander war es Marek gelungen, zu entkommen. Er war in den nahen Wald geflüchtet, aber er wusste auch, dass ein Mallmann nicht so leicht aufgab.
    Jetzt befand er sich ebenfalls im Wald und sprach davon, dass er Mareks Blut riechen konnte.
    Ob es ein Bluff war oder nicht, das konnte Marek nicht sagen. Er befand sich zwar im Wald, aber er war in seiner Panik in einen Baum hineingeklettert, in dem er auch jetzt noch mit klopfendem Herzen hockte, während sich der Verfolger auf dem Boden bewegte.
    Noch hatte er ihn nicht gefunden, aber seine Drohung war unüberhörbar gewesen.
    Marek rührte sich nicht. Er schien zwischen den Ästen zu einer Figur geworden zu sein. Selbst seine Atmung hatte er so weit wie möglich reduziert. Er hörte seinem Herzschlag, und jedes Pochen erlebte er im Kopf als Echo.
    Warten, hoffen, bangen…
    Malmann war da. Der Nebel hatte den Wald zwar mit einem undurchsichtigen Tuch bedeckt, aber es gab bei Dracula II ein untrügliches Zeichen für seine Präsenz.
    Dabei handelte es sich um einen Buchstaben. Um ein kräftigen blutrotes D auf der Stirn. Es leuchtete selbst durch den Nebel, wenn auch nur verschwommen und verwaschen.
    Hin und wieder sah Mallmann diese Farbe, so konnte er erkennen, welchen Weg Dracula II nahm.
    Mal spürte er die Hoffnung. Mal steckte das Würgen wie ein Faust in seiner Kehle. Es war ein Wechselspiel der Gefühle, die er durchlitt, und er wünschte sich, dass der Kelch an ihm vorüberging und er sein Leben retten konnte. Die Jagd auf die Blutsauger würde er niemals aufgeben, da konnte er noch so alt werden.
    Dracula II hielt sich noch in seiner Nähe auf. Er spürte etwas. Er würde auch so bald nicht verschwinden. Auch wenn das D auf seiner Stirn nicht geleuchtet hätte, so hätte ihn Marek trotzdem akustisch ausmachen können, denn der Supervampir bewegte sich nicht lautlos. Unter seinen Füßen raschelte das Laub.
    Abwarten, ruhig bleiben. Nicht die Nerven verlieren…
    Dann hörte Marek sie wieder, diese verdammte Stimme, aus der die Gier förmlich herausklang.
    »Ich kriege dich, Pfähler. Ich weiß genau, dass du dich hier versteckt hältst. Meine Sinne, meine Nase, sie alle geben mir das untrügliche Zeichen…«
    Das glaubte ihm Marek aufs Wort. Er tat trotzdem nichts und blieb weiterhin so starr hocken, als wäre er zu einem Eisklumpen geworden. Das Gefühl für Zeit war ihm verloren gegangen. Er hätte nicht sagen können, ob er nun eine halbe Stunde oder nur zehn Minuten im Baum hockte. Er fühlte sich auch nicht mehr als Mensch.
    Er war zu einer Person geworden, die fast alle Empfindungen ausgeschaltet hatte.
    Aber er hörte ihn. Mallmann schlich in einem gewisse Umkreis um den Baum herum. Er wühlte am Boden wie ein Trüffelschwein auf der Suche. Er schleuderte Laub in die Höhe. Er knurrte manchmal wie ein Tier. Dann sprach er wieder mit sich selbst, wobei seine Worte nicht bis zu dem Pfähler hochdrangen.
    Wie lange würde Mallmann das noch aushalten? Wann würde er die Geduld verlieren?
    Der Pfähler hatte sein Leben lang die verdammten Blutsauger gejagt. Er kannte sich aus. Er wusste, wie sie sich verhielten, doch leider gab es eine Ausnahme, und das war eben Dracula II.
    Er war ein Vampir, trotzdem gab Marek zu, dass er mehr war als das. Ein Blutsauger mit einem verdammt hohen Intelligenzquotienten. Und Aufgeben kam für ihn nicht in

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