1396 - Die verborgene Welt
- die Toto Duga waren im Anmarsch, und mit ihnen würden die Vennok kommen. „Dann eben einfach nur aus diesem Stollen hinaus", sagte Nikki ungeduldig. „Komm schon, beeile dich!"
Alpha schwebte aus der Nische heraus und flog gehorsam voran. Es war keinen Augenblick zu früh, denn die ersten Toto Duga landeten im Stollen, und die Stimmen der Vennok klangen schon wieder verdächtig nahe.
Die Walze schwenkte nach rechts ab. Ein Teil der Wand löste sich einfach auf. Sie rasten hindurch, und als sie sich umsahen, war der Durchgang bereits wieder verschwunden.
Sie hatten damit nicht viel gewonnen - nur eine knappe Galgenfrist. Die Toto Duga würden keine Mühe haben, ihnen zu folgen.
Alpha hatte sie in eine weitere, riesige Höhle geführt, in der nur gedämpftes Licht herrschte. Unter ihnen lagen ausgedehnte Fabrikationsanlagen. Es war still, und nirgends rührte sich etwas. Verschiedene Hinweise deuteten darauf hin, daß man einst in dieser Halle Roboter gebaut hatte - war dies die Geburtsstätte der Toto Duga?
Nikki Frickel sagte sich, daß man hier nur die Hüllen und das technische Innenleben der Roboter hatte herstellen können. Den Verlorenen von Tarkan war jedoch zweifellos etwas zu eigen, was sie von allen herkömmlichen Robotern unterschied. Dieses Etwas stammte nicht aus einer Fabrik.
Sie hätte zu gerne gewußt, worin das Geheimnis der Toto Duga begründet lag, aber ihr war gleichzeitig klar, daß sie es nicht wagen würde, allzu intensiv danach zu suchen - jedenfalls nicht da, wo diese Suche sich wohl am ehesten gelohnt hätte, nämlich im Innern der Roboter selbst.
Was immer diese Roboter auch besitzen mochten, sie waren keine einfachen Maschinen, deren Vernichtung lediglich einen Materialverlust darstellte. Die Zerstörung eines Toto Duga war mit einem Mord gleichzusetzen.
Und das war ein sehr beunruhigender Gedanke.
Alpha war offenbar der Ansicht, daß er die ihm gestellte Aufgabe gelöst hatte, denn er verharrte und wartete ab. Es war kaum zu glauben, daß auch er einmal zu diesem seltsamen Robotervolk gehört hatte.
Er besaß nicht die Spur von eigener Intelligenz, sondern war darauf angewiesen, daß man ihm Befehle erteilte. Wenn niemand ihn in Trab setzte, würde er wahrscheinlich noch in tausend Jahren an derselben Stelle über den uralten technischen Anlagen schweben - vorausgesetzt, daß ihm nicht irgendwann die Energie ausging. „Weiter!" befahl Nikki Frickel. „Zum nächsten Ausgang."
Alpha wollte prompt kehrtmachen. „Nein", sagte Nikki. „Nicht dort entlang. Führe uns zum zweitnächsten Ausgang." Alpha gehorchte.
*
Es war eine kopflose, verwirrende Flucht, auf der sie sich befanden. Sie hatten längst jede Orientierung verloren, denn es stand mittlerweile fest, daß viele Tore und Durchgänge, zu denen der Roboter sie führte, die Funktionen von Transmittern erfüllten. Sicher waren die Toto Duga imstande, ihr Ziel im voraus zu bestimmen, aber Nikki Frickel und ihren Begleitern fehlte es an der Zeit, die nötig gewesen wäre, um dieses Transportsystem zu enträtseln. Immerhin war mit Sicherheit anzunehmen, daß es den Vennok genauso erging. Auch sie wußten mittlerweile kaum noch, wo ihnen der Kopf stand.
Die Vennok hatten jedoch einen entscheidenden Vorteil: Sie hatten ihr Ziel ständig vor Augen. Das war wörtlich zu verstehen, denn es gelang der kleinen Gruppe von Flüchtlingen kein einziges Mal, die Toto Duga und die ihnen folgenden Vennok für länger als ein bis zwei Minuten abzuschütteln.
Selbst den beiden Hangay-Kartanin schienen allmählich Zweifel am Sinn dieser Jagd zu kommen.
Die Vennok hatten offenbar sehr schnell die Tatsache akzeptiert, daß das Innere dieser Höhlenwelt ausschließlich von den friedlichen Robotern bewohnt wurde. Sie zeigten sich den Toto Duga gegenüber zwar nicht ausgesprochen freundlich, aber sie hielten die Roboter für neutral. Dabei schien ihnen nicht aufzugehen, daß sie die Flüchtigen längst hätten schnappen können, wenn die Toto Duga sie nicht ständig daran gehindert hätten.
Das Vorgehen der Roboter war noch rätselhafter als das der Vennok, denn sie folgten der Gruppe zwar beharrlich, ließen den Flüchtlingen aber andererseits immer einen gewissen Vorsprung und liefen, flogen und schwebten dabei scheinbar rein zufällig immer gerade dann in die Schußlinie, wenn die Vennok sich ihrer Sache bereits sicher fühlten. „Was, zum Teufel, soll das alles?" fluchte Wido Helfrich wütend, denn er hatte in den letzten
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