1397 - Der Vampir und die Wölfe
einen leichten Druck aus, sodass sich der Kopf zur rechten Seite hin bewegte.
Noch lag der Hals nicht frei, weil er durch den hochgestellten Kragen des Mantels geschützt wurde. Die Kapuze war Glenda längst vom Kopf gerutscht.
Mallmann zerrte den Kragen zur Seite.
Er sah die nackte Haut am Hals.
Er stöhnte auf, und der Klang der Wolllust war dabei nicht zu überhören.
Glenda glaubte, einen pfeifenden Atemzug zu hören, als der Vampir seinen Kopf senkte und dabei den Mund so weit öffnete, wie es ihm nur möglich war.
Seine Zähne lagen frei. Er hatte die Oberlippen zurückgezogen, weil er seinen gesamten Mund auf den Hals der Frau pressen wollte.
Fast sanft berührten seine Vampirzähne die Haut – und dann…
***
Es war für uns sinnlos, noch weiter nach Glenda und Mallmann zu suchen. Wir hatten keine Spur von ihr entdecken können, als wir die Umgebung des Bahnhofs abgelaufen hatten.
Wir standen neben dem Käfer und stiegen ein. Keiner sprach mehr. Marek startete den Wagen. Die Scheiben hatten wieder einen frostigen Überzug bekommen. Es würde eine Weile dauern, bis es die Heizung schaffte, für eine einigermaßen klare Sicht zu sorgen.
So blieben wir erst mal sitzen und warteten. Noch immer schweigend, in die eigenen schlimmer Gedanken versunken.
Der Pfähler konnte das Schweigen nicht mehr länger ertragen. Er ballte beide Hände zu Fäusten und schlug damit gegen den unteren Teil des Lenkrads. Dabei schüttelte er den Kopf. »Ich will es nicht begreifen, dass es der verfluchte Blutsauger geschafft hat, verdammt noch mal! Das… das … kann ich einfach nicht!«
»Es ist nicht sicher, Frantisek.«
Er musste lachen. »Siehst du denn noch eine Chance? Glenda gegen diese verfluchte Bestie…«
Ich wollte nicht länger diskutieren. »Tu mir einen Gefallen, Frantisek: Fahr los!«
»Ja«, flüsterte er, »das wird wohl am besten sein. Aber wenn es hell ist, machen wir uns noch mal auf die Suche.«
»Genau.«
Das Eis war noch immer vorhanden. Dementsprechend vorsichtig lenkte Marek den VW.
Ich schaute immer wieder so gut wie möglich aus dem Fenster. Irgendwo war bei mir noch die vage Hoffnung, dass ich eine Spur von Mallmann und vor allem von Glenda entdeckte. Doch das traf nicht ein. Wir sahen weder sie noch ihn.
Und so erreichten wir das Haus des Pfählers, in dessen Umgebung sich auch nichts verändert hatte. Wir stiegen aus und schritten dem Licht der Außenlaterne entgegen.
Da Marek hier wohnte, überließ ich ihm den Vortritt. Er öffnete die Tür, ich ging in Gedanken versunken hinter ihm – und lief gegen seinen Rücken, weil er so ohne Vorwarnung stehen geblieben war.
»Was ist denn?«
»Ich träume, John!«
Den Eindruck hatte ich auch von mir, denn was ich im nächsten Moment sah, erschien mir schlichtweg unmöglich!
***
Glenda hatte aufgegeben!
Diesen Eindruck sollte Mallmann zumindest bekommen. Nur stimmte das nicht. Die Wirklichkeit sah anders aus. Da suchte sie noch immer nach einer Möglichkeit, dem Blutbiss zu entkommen, und sie wusste auch, wie sie das schaffen konnte.
Durch ihre neuen Kräfte, durch Saladins Serum war es ihr gelungen, sich nach Rumänien zu beamen. John hatte sie darum gebeten, sie hatte ihm den Gefallen getan, nun aber musste sie sich selbst einen Gefallen tun und sich aus dieser lebensbedrohlichen Lage wegschaffen.
Allein und nicht mit diesem Unhold, obwohl Mallmann sie festhielt.
Glenda hielt die Augen geschlossen. Sie benötigte in diesem Momente ihre gesamte Konzentration. Nichts durfte mehr zwischen ihr und ihrem Vorsatz stehen und den Vorgang stören.
Oft hatte sie ihre neue Gabe verflucht – jetzt hoffte Glenda, diese Gabe zu ihrer Rettung einsetzen konnte. Wenn ihr das tatsächlich gelang, war sie einen großen Schritt weiter.
Schon einmal hatte diese Gabe Dracula II einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das war auf dem Hexenfriedhof gewesen, als er noch mit Assunga auf einer Seite gestanden hatte. [3]
Trotzdem dachte er nicht mehr an Glendas neue Fähigkeiten.
War er tatsächlich so dumm?
Dracula II sprach sie nicht mehr an. Er war zu einem stillen Genießer geworden. Er streichelte sie sanft. Zugleich strengte sie sich an. Sie sammelte ihre innere Kraft. Sie konzentrierte sich darauf, von dieser Stelle wegzukommen, und sie dachte sogar über das neue Ziel nach.
Bilder entstanden in ihrem Kopf. Sie wollte sich nicht den Kräften allein überlassen, sondern diese auch beherrschen und ihren Willen in die Tat umsetzen.
Es musste
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