1397 - Der Vampir und die Wölfe
nicht erkennen.
Mallmann winkte mit einer Hand. »So, mein Täubchen, und jetzt komm zu mir!«
Glenda drehte den Kopf wieder herum. Sie sah die ausgestreckte Hand des Vampirs und hätte sie am liebsten abgehackt, aber das blieb ein Traum. Glenda wusste, dass sie gehorchen musste. Zudem wurde sie noch immer von den vier Wölfen bedrängt.
Mallmann fasste zu.
Glenda zuckte leicht zusammen, als der Griff seiner Vampirklaue ihr Handgelenk umschloss. Dann spürte sie den Ruck bis in die Schulter, wurde angehoben und verlor den festen Boden unter den Füßen. Sie erreichte den Halt erst wieder, als sie einen Fuß auf die Trittstufe setzte und Mallmann sie mit einem Klammergriff an sich presste.
»Wie schön, dass auch ihr mir gehorcht!«, rief er uns zu und lachte spöttisch. Dabei erschien sein Gebiss, und sehr deutlich sahen wir die beiden spitzen Vampirzähne.
Wenn ich mir vorstellte, dass er sie in Glenda Hals schlug, überkam mich ein Zittern. Wären die Wölfe nicht gewesen, hätte ich Mallmann angegriffen, nahe genug war er ja. So aber standen die verdammten Wölfe zwischen uns, die nur darauf warteten, dass einer von uns einen Fehler beging.
»Sie ist doch brav!«, höhnte der Supervampir. »Ich habe mir schon immer eine Begleiterin gewünscht. Justine hat sich von mir abgewandt, Jane Collins wollte nicht, als ich sie in die Vampirwelt entführte, wo Assunga sie rettete. Aber jetzt habe ich Glenda Perkins. Ihr glaubte gar nicht, wie mir ihr Blut schmecken wird. Es wird für mich ein Fest werden.«
Neben mir knurrte Marek wie ein Wolf. Der Pfähler war ebenso frustriert wie ich.
»Dann bis später!«, rief uns Malimann zu.
War die Szene in den letzten Sekunden erstarrt gewesen, so kam jetzt Bewegung in sie. Aber nicht zuerst bei Marek und mir, sondern bei den Wölfen, denn sie hatten einen stummen Befehl erhalten…
Und griffen an!
***
Es gibt manchmal Situationen, da hat der Mensch das Gefühl, einen Traum zu erleben, und zwar einen verdammt bösen. So erging es Glenda Perkins, als Mallmann sie an sich gerissen und ihren Freunden seinen Triumph ins Gesicht geschleudert hatte.
Und dann schickte er die Wölfe los.
Was anschließend passierte, sah Glenda nicht. Kaum hatten sich die Tiere in Bewegung gesetzt, da schleuderte sie Mallmann herum und in den Waggon hinein. Glenda rutschte aus und prallte gegen die Innenwand, während der Vampir die Tür wieder zurammte.
Glenda fing sich wieder. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie eine Pistole bei sich trug, aber Mallmann ließ sie nicht an die Waffe heran. Er stürzte sich auf sie und schleuderte Glenda wieder herum, nur diesmal nicht von sich weg.
Die zweite Tür, die sich auf der anderen Seite des Waggons befand, stand ebenfalls weit offen. So gab es einen idealen Fluchtweg, den sie auch benutzten. Der Blutsauger ließ seine Beute gar nicht erst los. Gemeinsam mit ihr sprang er nach draußen, landete zudem noch günstig auf einer recht glatten Fläche und krallte seine Hand wie ein Schraubstock um Glendas Arm.
Er zerrte sie mit sich fort.
Sie dachte daran, dass er in der Lage war, sich in eine Fledermaus zu verwandeln, und sie fragte sich, ob er in dieser Gestalt auch die nötige Kraft hatte, sie durch die Luft zu tragen, irgendeinem unbekannten Ziel entgegen.
Noch schien Mallmann das nicht vorzuhaben, denn er rannte mit ihr hinein in die eisige Dunkelheit.
Weg vom Bahnhof und auch weg von der kleinen Stadt…
***
Vier Wölfe!
Die Tiere waren verdammt schnell. Auch wenn ich keine Werwölfe vor mir hatte, waren die grauen, struppigen Gestalten doch gefährlich genug. Denn sie waren wild und vor allem hungrig.
Sie bildeten eine Reihe und sprangen uns an. Im Gegensatz zu mir war Marek wenigstens bewaffnet. Ich hörte auch den Schuss, als mich das erste Tier erwischte. Es hatte seinen Artgenossen, der mir ebenfalls an die Kehle wollte, abgedrängt, denn beim Reißen von Beute kannten die Tier keine Verwandten.
Der Wolf sprang mich an. Ich schaute in sein weit geöffnetes Maul. Jetzt war ich froh darüber, Handschuhe zu tragen. Beide Hände hatte ich zu einer Faust zusammengelegt, und die verdammte Schnauze konnte ich gar nicht verfehlen.
Mit aller Kraft schlug ich von der Seite her dagegen.
Ich will mich nicht selbst loben, aber es wurde der perfekte Treffer, und ich erwischte das Tier an seiner empfindlichsten Stelle.
Es heulte auf, wurde zur Seite geschleudert und klatschte gegen die Außenwand des Waggons.
Ich hörte das Aufprallgeräusch, ohne
Weitere Kostenlose Bücher