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14 - Roman

14 - Roman

Titel: 14 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Hackspaten, je nach Wahl –, dazu noch ein Wassersack und eine Laterne in ihrem Reiseetui aus Segeltuch. Dieser ganze Aufbau kam schließlich mindestens auf ungefähr fünfunddreißig Kilo Gewicht, bei trockenem Wetter. Das heißt also, bevor es dann zu regnen begann.

7
    S o eine Mücke taucht um dreizehn Uhr in der normalerweise blauen Spätsommerluft im Departement Marne auf.
    Eilen wir diesem Insekt entgegen: Je näher wir ihm kommen, desto dicker wird es, bis es sich am Ende als ein kleines Flugzeug entpuppt, als ein zweisitziger Doppeldecker des Modells Farman F 37 mit zwei Mann Besatzung, einem Piloten und einem Beobachter, die hintereinander auf harten Sitzen hocken und durch zwei Windschilde notdürftig geschützt sind. Der Wind peitscht ihnen ins Gesicht, kein geschlossenes Cockpit birgt sie, wie es später erst entwickelt wird, es ist, als kauerten sie auf einer engen Aussichtsterrasse, von wo sie die Landschaft kurz vor dem Beginn des Kampfs bewundern können: Kolonnen von Lastkraftwagen und marschierenden Soldaten, Manövergelände und Lager.
    Unten am Boden, wo all das einherkriecht und -brummt, wo die von dem Flugzeug überflogenen Truppen schwitzen, ist es allen extrem heiß – einer der letzten Hundstage jetzt, Mitte August, bevor alles in den Herbst einschwenkt. Doch da es oben am Himmel deutlich kühler sein kann, hat man sich entsprechend gekleidet.
    Mit ihren Helmen und großen Schutzbrillen, in ihren identischen gummierten schwarzen Tuch-Overalls mit Hasenfell-Futter und Ziegenleder-Verstärkungen, in Lederjacken und Lederhosen, pelzgefütterten Handschuhen und Schuhen ähneln die beiden Männer sich umso mehr, als von ihren Körpern nichts zu sehen ist außer ihren Wangen, Kiefern und Mündern, mit denen sie einander etwas zu sagen bemüht sind – ohne jedoch mehr austauschen zu können als Rufe, die sie schlecht artikulieren und kaum hören, übertönt von den achtzig Pferdestärken des Motors, und der Fahrtwind schneidet ihnen das Wort ab. Sie sehen aus wie in derselben Form gegossen, Figuren mit kaum sichtbaren Gussnähten, Bleisoldaten, völlig identisch, abgesehen von einem braunen Schal um den Hals des Beobachters namens Charles Sèze, und der Pilot heißt Alfred Noblès.
    Bewaffnet sind sie nicht, jedenfalls sind noch nicht die sechzig Kilo Bomben geladen, die dieser Doppeldecker tragen kann, und das kleine Bord- MG ist noch nicht funktionsfähig. Obgleich es bereits fest am Rumpf installiert ist, hat die Vorrichtung noch keine zufriedenstellenden Ergebnisse erbracht – schließlich ist es schwierig, während des Flugs zu zielen und nachzuladen, außerdem ist das Synchronisationssystem für Schüsse durch den sich drehenden Propeller noch nicht ausgereift.
    Sie haben übrigens keinerlei Angst, obwohl ihre Aufgabe, für die sie nur notdürftig ausgebildet wurden, ihnen noch neu ist, denn sie befinden sich auf einem Flug, der lediglich der Erkundung dienen soll. Noblès steuert die Maschine, schaut abwechselnd auf Höhenmesser, Kompass, Tacho und Neigungsanzeiger, Charles Sèze hat eine Generalstabskarte auf dem Schoß, sein brauner Schal verwickelt sich mit den Riemen von Fernglas und Luftbildapparat, die schwer an seinem Hals hängen. Sie fliegen und betrachten dabei die Landschaft, ohne anderen Auftrag als den, zu beobachten.
    Später wird es dann Jagdflieger und Bomber geben, Flugverbote für den Feind über bestimmten Gebieten, den Angriff per Lenk- und Fesselballon, wenn die Dinge schon sehr bald maßlos schlimmer werden. Gegenwärtig herrscht noch die Stunde der Erkundung: Fotos, Aufzeichnungen über Truppenbewegungen, Vorbereitung zukünftiger Schusslinien, Feststellung der Linien, der Lage von Flugplätzen und Zeppelinhangars und von deren Nebengebäuden: Depots, Garagen, Befehlsstände, Schlafzelte, Kantinen.
    So fliegen sie mit offenen Augen, als eine weitere Mücke weit links hinter der Farman auftaucht, ein weiteres, kaum wahrnehmbares Insekt, das zunächst weder Sèze noch Noblès bemerken und das dann immer größer wird und genauer zu erkennen ist. Mit Segeltuch bespanntes Holzgerüst, an Flügeln, Schwanz und Felgen des Fahrwerks mit dem Malteserkreuz geschmückt, Rumpf aus Duralumin – ein Aviatik-Doppelsitzer, dessen Kurs auf die Farman wenig Zweifel über seine Absichten gestattet, umso weniger, da Charles Sèze, als man sich noch näher kommt, ein Infanteriegewehr ausmacht, das aus der Pilotenkanzel herausragt, unmissverständlich auf sie beide gerichtet, und so

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