14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)
auf die Ottomane. »Ich bin mir nicht sicher, als was ich gehen will, Dimity, aber darüber zu grübeln ist bereits Teil des eigentlichen Spaßes. Wer weiß? Vielleicht werde ich eine adlige Dame und einen Piraten und eine Zigeunerin geben.« Ich schauderte vor Aufregung. »Ich kann den Eröffnungstag nicht erwarten.«
Scheint so , als ob Du Dich maßlos auf die König-Wilfred-Kirmes freuen würdest , meine Liebe .
»Na ja«, sagte ich nüchtern, »es ist doch mal was anderes, nicht wahr?«
Und das brauchst Du zurzeit , was anderes?
»Das käme mir nicht ungelegen«, sagte ich und fügte schnell hinzu: »Aber nicht nur mir, Dimity. Die restlichen Dorfbewohner waren wie elektrisiert von Calvins Ankündigung. Du kannst dir nicht vorstellen, was für eine Bombenstimmung dort herrschte, nachdem er wieder weg war. Wenn du mich fragst, ist jeder ein bisschen gelangweilt vom üblichen Sommerprogramm.«
Ich meine jedoch zu spüren , dass Du mehr als gelangweilt bist .
Ich kaute auf der Unterlippe und sah zu Reginald hoch. Keinesfalls wollte ich undankbar erscheinen für die vielen segensreichen Dinge in meinem Leben, aber mit Ehrlichkeit fuhr man bei Dimity eigentlich immer am besten, also erzählte ich ihr, was los war.
»Ich bin froh, dass sich diesen Sommer etwas Neues in Finch tun wird. Etwas, was wir nicht kennen. Etwas, was nicht von Peggy Taxman geplant wurde. Seit Annelieses Hochzeit hat es nichts Aufregendes mehr gegeben, auf das ich mich freuen konnte.«
Anneliese hat erst vor neun Tagen geheiratet , Lori . Du hattest doch noch gar keine Zeit , um Dich zu langweilen .
»Ich hatte acht Jahre Zeit, um mich zu langweilen«, sagte ich. »Acht Sommer jedenfalls.«
Du hattest sieben Sommer , um genau zu sein . Den letzten Sommer hast Du in Colorado verbracht .
»Ja, okay. Und dort war es wirklich großartig. Jedenfalls habe ich das Polieren der Teekessel und das Abfalleimerausleeren beim Sommerfest nicht im Geringsten vermisst.«
Ich dachte , Du magst Tradition .
»Das tue ich auch, aber man kann auch zu viel von einer guten Sache haben.« Ich stöhnte ungeduldig. »Nie ändert sich etwas in Finch. Seit fast einem Jahrzehnt höre ich dieselben Leute über dieselben Dinge reden. Es ist wie in einer Tretmühle.«
Darf ich Dich daran erinnern , dass im September eine weitere Hochzeit stattfinden wird? Du hast sie sogar als die Märchenhochzeit des Jahrhunderts bezeichnet . Du kannst mir nicht erzählen , dass Du Dich nicht auf Kits und Nells Hochzeit freust .
Kit Smith und Nell Harris waren das schönste Paar, das ich je gesehen hatte. Kit war Stallmeister auf dem nahe gelegenen Gut Anscombe Manor und Nell die Stieftochter meiner Freundin Emma, der Anscombe Manor gehörte. Auch wenn ich nicht ganz unschuldig daran war, dass Kit Nell einen Heiratsantrag machte, war es mit meiner Karriere als Kupplerin steil bergab gegangen, nachdem er endlich den Schritt getan hatte.
»Es gibt nichts, worauf ich mich mehr freue als auf die Hochzeit von Kit und Nell«, erwiderte ich. »Aber bis September ist es noch lange hin, und ich werde nicht im gleichen Maße in die Hochzeitsvorbereitungen involviert sein wie bei Anneliese.« Ich stützte das Kinn in die Hand und fuhr niedergeschlagen fort: »Lass es uns offen aussprechen, Dimity, Kit und Nell brauchen meine Hilfe nicht. Sie sind so makellos, dass sie ebenso gut in einer Telefonzelle heiraten könnten, in Sackleinen und Flipflops, und es wäre dennoch die Märchenhochzeit des Jahrhunderts. Übrigens glaube ich, dass Nell die Sache schon seit ihrem zwölften Lebensjahr bis ins letzte Detail geplant hat, und es gibt rein gar nichts, was ich beisteuern könnte. Sie werden problemlos ohne mich auskommen.«
Für die Kirmes hingegen wird Dein reges Händchen gebraucht werden .
»Genau. Und das Beste daran: Dort werde ich ein reiches Betätigungsfeld für meine Fantasie finden. Wenn ich auf der Kirmes einem Vampir begegne …«
Gab es im Mittelalter Vampire?
»Vampire sind zeitlos. Außerdem ist Calvin nicht so pingelig, was die historische Detailtreue betrifft.«
Aha . Entschuldige , wenn ich Dich unterbrochen habe . Was wolltest Du vorhin sagen?
»Ich sagte, dass die Kirmes mir guttun wird. Wenn ich einem Vampir begegne, werde ich nicht gleich den Kopf verlieren und ihn beschuldigen, dass er meine Söhne verfolgt. Stattdessen werde ich sein Kostüm bewundern und mich zusammen mit den anderen amüsieren und es dabei belassen. Mit anderen Worten, ich werde mich wie jeder
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