14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)
einfasste und Seide bestickte, und, natürlich, um einen Blick auf die Werke der restlichen Kursteilnehmerinnen zu erhaschen. Bissige Bemerkungen über den Farbsinn und die Stoffauswahl sickerten aus der Teestube und sorgten zusätzlich dafür, dass die Tratscherei kein Ende nahm.
Meine Nachbarinnen waren so sehr damit beschäftigt, Wamse, ausladende Baretts und spitzenbesetzte Mieder zu nähen, dass fast alle die Kunstausstellung links liegen ließen, die am ersten Juni-Wochenende stattfand. Mit dem Ergebnis, dass nur drei Bilder eingereicht wurden, und die waren derart missraten, dass sie in früheren Ausstellungen sicher kaum Beachtung gefunden hätten. Aber da sie keine Konkurrenz hatten, ergatterten sie den ersten, zweiten und dritten Platz. In Ermangelung einer Auswahl war die Beurteilung relativ einfach, und Peggys Verkündung des Juryurteils verlief gänzlich unspektakulär.
Auch das Sommerfest litt unter Mangel an Interesse. Zwar ließ sich am Mittsommernachtstag die übliche Menge Dorfbewohner blicken, um selbstgebrautes Bier zu trinken, traditionelle Spiele zu spielen, der Blasmusikkappelle zuzuhören und der Aufführung der Moriskentänzer auf dem Dorfanger beizuwohnen, aber die Menschen waren nur halb bei der Sache, und ihren glasigen Blicken und eingefrorenen Lächeln konnte man ansehen, dass sie in Gedanken woanders waren.
Obwohl die ersten beiden sommerlichen Ereignisse ziemliche Flops waren, erfuhren die örtlichen Geschäfte im Juni einen bescheidenen, aber messbaren Umsatzanstieg. Mit Sägemehl bestäubte Bauarbeiter kamen zwei Mal täglich vom Kirmesgelände im Bishop’s Wood in den Pub der Peacocks und machten regelmäßig einen Abstecher zum Gemüseladen. Mr Barlow wurde von ihnen beauftragt, alte Maschinenteile zu reparieren, und sie sorgten dafür, dass in Peggys Kaufhaus die Kasse klingelte.
Gerüchte kursierten auch über die Art der Gebäude, die im Bishop’s Wood errichtet wurden. Einige Dorfbewohner beteuerten, dass bei der Kirmes ein dreigeschossiges Wasserschloss zu sehen sein würde, andere behaupteten, die Hauptattraktion würde ein gigantischer feuerspuckender Drache sein. Da ich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Fivefold Farm wohnte, hätte ich die ideale Voraussetzung gehabt, den ein oder anderen Blick auf die Bauarbeiten zu erhaschen und herauszufinden, was an dem Klatsch dran war, widerstand jedoch der Versuchung. Ich wollte mir die Spannung nicht verderben.
Die Unternehmer von Finch kümmerte die Kirmes nicht, solange sie ihre Kassen füllte. Mit Calvin Malvern waren sie sehr zufrieden, hatte er doch einen Veranstaltungsort in der Nähe ihres Dorfes ausgesucht. Sie erwarteten, dass ihre Einnahmen noch steigen würden, wenn die König-Wilfred-Kirmes erst einmal ihre Pforten öffnete.
Am meisten indes profitierte Sally Pyne von dem bevorstehenden Ereignis. Ihre Schneiderkünste waren so gefragt, dass sie die Öffnungszeiten ihrer Teestube drastisch einschränken musste. Obwohl ich, zumindest teilweise, schuld daran war, bedauerte ich diesen Umstand zutiefst. Ich war nicht sicher, ob es den anderen auch so ging, jedenfalls hatte ich in meinem Kostümrausch ein kleines, aber wichtiges Detail vergessen: dass ich überhaupt nicht nähen konnte. Ein kurzer Versuch, mit Schere und Nadel zu hantieren, machte mir meine Ungeschicklichkeit schmerzhaft bewusst, und ich meldete mich schleunigst für einen Nähkurs bei Sally an, nur um zu entdecken, dass ich keinerlei Talent für die Hobbyschneiderei hatte.
Mein Versuch, für die Jungen ein Pagenkostüm zu nähen, geriet zu einem solchen Fiasko, dass ich die angefangenen Teile stillschweigend entsorgte und Sally beauftragte, die Kostüme zu nähen. Sie war bereit, auch mein Kostüm zu nähen, doch da sie unter Zeitdruck stand, musste ich bei meinen Vorstellungen ziemliche Abstriche machen. Statt einer hennintragenden Herzogin oder einem säbelrasselnden Piraten würde ich die Kirmes als gewöhnliche Landfrau besuchen.
Sally stellte unsere Kostüme in gerade mal fünf Tagen fertig, kam jedoch nicht dazu, Bills Kostüm in Angriff zu nehmen. Zwar hatte sie angeboten, eine bescheidene, die Beine verhüllende Mönchskutte für ihn zu nähen, aber mein Mann erlaubte ihr nicht einmal, seine Maße zu nehmen.
Bill hatte offensichtlich ein Gen geerbt, das ihn immun gegen das Kostümfieber machte. Die Vorstellung, in eine fremde Rolle zu schlüpfen, war für ihn weder romantisch noch amüsant. Er war der Meinung, dass es einfach nur Blödsinn
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